„Ana, mon amour“: Kritik des rumänischen Dramas über Liebe und Abhängigkeit

Nadine Emmerich 29. August 2017 0
„Ana, mon amour“: Kritik des rumänischen Dramas über Liebe und Abhängigkeit

Die beiden Literaturstudenten Toma und Ana lernen sich an der Uni in Bukarest kennen. Ana leidet unter Panikattacken und ist offenbar medikamentenabhängig. Toma ist jedoch fasziniert von der jungen Frau und ihren seelischen Abgründen. Er stellt sich gegen seine gutbürgerlichen Eltern, heiratet die aus eher schwierigen Familienverhältnissen stammende Ana, bekommt ein Kind mit ihr. Und gibt quasi sein Leben für die psychisch kranke Frau auf. Nach „Child’s Pose“, der bei der Berlinale 2013 den Goldenen Bären gewann, hat der rumänische Regisseur Calin Peter Netzer mit „Ana, mon amour“ wieder einen Film über extreme Abhängigkeiten gedreht.

Handelte „Child’s Pose“ von einer Mutter, die aus Liebe einen Autounfall ihres Sohnes, bei dem ein Kind getötet wurde, vertuschen wollte, geht es in „Ana mon amour“ nun um die extreme Fürsorge eines Mannes für seine Partnerin. Bei der diesjährigen Berlinale wurde das Drama mit einem Silbernen Bären für den Schnitt ausgezeichnet.

In „Ana mon amour“ verheddert sich die Liebe langsam, unaufgeregt und sehr authentisch dargestellt in ein komplexes, grenzüberschreitendes und letztlich qualvolles Beziehungsgefüge. Während Toma (Mircea Postelnicu) Ana (Diana Cavallioti) treu zur Seite steht und sie zu immer neuen Ärzten begleitet, schottet sich das Paar zunehmend ab. Toma gibt für Ana quasi sein Leben auf und scheint darin den Antrieb für sein eigenes zu finden. Netzer erzählt seine mit Handkamera gefilmte Story dabei mit vielen Zeitsprüngen.

Studie einer Krankheit

Als sie schwanger wird, beginnt Ana eine analytische Psychotherapie, aus der sie gestärkt hervorgeht. Sie überwindet ihre Ängste und lernt, mit der Welt zurechtzukommen. Doch statt sich zu freuen und von einer Last befreit zu sein, gerät Toma ins Straucheln – und die Frage von Liebe oder Abhängigkeit wird immer deutlicher. Anas neue Unabhängigkeit markiert das Ende ihres gemeinsamen Weges, das Band zwischen ihnen scheint gerissen. Toma bleibt als Betreuer, der Aufgabe und Sinn verloren hat, zurück. Nun ist er der Psychoanalyse-Patient.

Sowohl Cavallioti als auch Postelnicu spielen ihre Rollen herausragend. Regisseur Călin Peter Netzer gibt so in seinem etwas mehr als zweistündigen, intensiven Beziehungsdrama zugleich Einblick in eine psychische Krankheit und ihre mögliche Überwindung – und wartet zum Schluss seines vierten Spielfilms noch mit einer überraschenden Wendung auf.

Kinostart: 24. August 2017

„Ana, mon amour“: Kritik des rumänischen Dramas über Liebe und Abhängigkeit

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