Das Kalte Herz (2016): Kritik zur Neuverfilmung des Märchenklassikers

Sophia Freiheit 13. September 2016 0
Das Kalte Herz (2016): Kritik zur Neuverfilmung des Märchenklassikers

Märchen sind nur etwas für Kinder? Nicht unbedingt. Am 20. Oktober 2016 startet der Märchenfilm „Das kalte Herz“. Es ist der dritte Spielfilm des deutschen Regisseurs Johannes Naber und nur eine von vielen Verfilmungen, welche auf dem gleichnamigen Märchen von Wilhelm Hauff aus dem Jahre 1827 basieren.

Peter Munk (Frederick Lau), ein armer Köhler, wird oft gedemütigt und schikaniert von den reichen Dorfbewohnern. Doch Peters größter Wunsch ist es, einer von ihnen zu sein – nicht zuletzt weil er unsterbliche in die schöne Lisbeth (Henriette Confurius) verliebt ist. Doch ohne Geld kann Peter Lisbeth nicht zur Frau nehmen. Als durch eine Unachtsamkeit auch noch Peters Köhlerei und damit auch seine Existenzgrundlage abbrennt, sieht er keinen anderen Ausweg, als die Waldgeister hoch oben im Wald um Hilfe zu bitten. Da Peter Sonntagskind ist, erfüllt ihm das Glasmännchen (Milan Peschel) drei Wünsche. Zunächst möchte Peter der beste Tänzer des Dorfes sein, um das Ansehen der Dorfbewohner aber insbesondere von Lisbeth zu gewinnen. Sein zweiter Wunsch ist es, immer genau so viel Geld in den Taschen zu haben wie der reichste Mann der Stadt, Etzel (Roeland Wiesnekker). Zuletzt wünscht sich Peter die schönste Glashütte des Dorfes. Das Glasmännchen, welche seine Wünsche für töricht hält, erfüllt ihm all diese dennoch. Peter ist voll neuem Lebensmut und verliert im Würfelspiel gegen Etzel, was ihm zu viel Geld verhilft, da seine Taschen ja immer genauso voll sind wie die des kaltherzigen Geschäftsmanns. Das Tanzduell gegen Bastian, dem besten Tänzer der Stadt, kann Peter für sich gewinnen und so erobert er auch das Herz der schönen Lisbeth. Als er dann noch eine alte Glashütte ersteigert, ist Peters Glück vollkommen. Doch schnell muss Peter spüren, dass das Glasmännchen recht behält. Da er vom Glasmachen keine Ahnung hat, wirft sein Glashaus keinen Umsatz ab und auch als er eines Abends gegen Etzel beim würfeln gewinnt, verliert er all sein Geld, da Etzels Taschen leer sind. Da die Dorfbewohner das plötzliche Verschwinden des Geldes als Betrug verstehen, muss Peter aus dem Dorf in den Wald flüchten. Auch die 500 Gulden für die Hochzeit mit Lisbeth kann Peter nicht mehr aufbringen und so ist seine einzige Möglichkeit, den Holländermichel (Moritz Bleibtreu) aufzusuchen. Der Holländermichel war einst ein Holzhändler, der vom Dorf verstoßen wurde und jetzt im Wald lebt. Er bietet Peter an, ihm zu helfen – Grund für Peters Misserfolg sieht er darin, dass Peter zu viel Angst und Mitgefühl zulässt und darum möchte er Peters Herz gegen einen Stein austauschen. Peter willigt ein und geht vorerst auf Geschäftsreise nach Holland. Als er als reicher Mann zurückkehrt ist Lisbeth überglücklich, doch sie muss schnell feststellen, dass Peter nicht mehr derselbe ist. Kann Peter durch den Pakt mit dem Teufel wirklich glücklich werden?

Der Film punktet zunächst durch seine gute Besetzung – Frederick Lau, Moritz Bleibtreu und Milan Peschel sind ein toller deutscher Cast für den Film. Nur Henriette Confurius kann in der Rolle der Lisbeth nicht wirklich überzeugen und wird besonders zum Ende hin immer schwächer.

Das kalte Herz ist filmtechnisch gut umgesetzt worden. Für einen deutschen Spielfilm sind die Special Effects recht gut gemacht und der Regisseur scheut auch nicht davor zurück, an der ein oder anderen Stelle blutige Details zu zeigen. Nicht nur deshalb ist der Film FSK 12 und nicht als Kinderfilm konzipiert. Der Film folgt damit dem Hollywoodtrend der dunklen und brutalen Märchenverfilmungen für Erwachsene wie etwa Snow White and the Huntsman, Red Riding Hood oder Maleficent. Die Landschaft und Bildkompositionen sind sehr harmonisch, was unter anderem auch an dem wunderschönen Drehort, dem Schwarzwald, liegt. Die Farbgestaltung des Films ist sehr dunkel und mystisch, was sehr gut zu der Atmosphäre passt und Spannung generiert. Das Ende des Films wird leider immer pathetischer und hätte cleverer gelöst werden können.

Insgesamt ein spannender Film, der eine zeitlose Moralvorstellung suggeriert und einen orphischen Blickwinkel auf das klassische Märchen wirft. Auch wenn der Film wesentlich besser gemacht ist als seine Vorgänger aus den Jahren 1950 und 2013, bleibt die Frage, ob Deutschland wirklich auf eine Neuverfilmung gewartet hat und ob der Film nicht auch als Fernsehfilm ausreichend gewesen wäre.

Beitragsbild: ©WELTKINO FILMVERLEIH GMBH.

Das Kalte Herz (2016): Kritik zur Neuverfilmung des Märchenklassikers

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