„Der Chor – Stimmen des Herzens“ (2015) Kritik: Die Macht der Musik

Dorit Scharf 27. August 2015 2
„Der Chor – Stimmen des Herzens“ (2015) Kritik: Die Macht der Musik

Regisseur François Girard wurde für sein Musikdrama Die rote Violine im Jahr 2000 mit dem Oscar belohnt. Jetzt hat er mit Der Chor – Stimmen des Herzens einen weiteren Film über die Macht der Musik herausgebracht.

Ab 27.August 2015 läuft er in den deutschen Kinos.

Vom Problemkind zum Chorknaben

Der 12-jährige Stet (Garrett Wareing) gerät in der Schule ständig mit seinen Mitschülern und Lehrern aneinander, die Mutter ist bereits tief in ihren eigenen Problemen und Abhängigkeiten versunken. Er ist das typische Problemkind. Als seine Mutter plötzlich bei einem Autounfall verunglückt, erscheint das erste Mal Stets Vater (Josh Lucas) auf der Bildfläche. Der hat allerdings eine eigene Familie und will sich nicht um den unehelichen Sohn kümmern. Stets Direktorin (Debra Winger) setzt schließlich durch, dass Stet auf das „National Boychoir“-Internat an der Ostküste geschickt wird. Zwischen all den geschniegelten Chorknaben fühlt sich Stet zunächst komplett fehl am Platz. Vor allem der strenge Chorleiter Master Carvelle (Dustin Hoffman) lässt ihn das spüren. Doch Stet macht schnell große Fortschritte und entdeckt seine Leidenschaft zur Musik. Allerdings stößt das nicht bei allen auf Stürme der Begeisterung.

Viel Musik mit großartigem Jungdarsteller

Vom Cast her ist Der Chor – Stimmen des Herzens mit Dustin Hoffman, Kathy Bates, Josh Lucas und Kevin McHale durchaus prominent besetzt. Kathy Bates Rolle als Direktorin des Jungeninternats vor einem fast ausschließlich männlichen Kollegium bringt ein bisschen Situationskomik in die starren Hierachien.
Für den Jungdarsteller Garrett Wareing ist die Rolle des Stet das Spielfilmdebut – was er hervorragend meistert. Er transportiert Stets anfängliche Gleichgültigkeit, das zögerliche Herantasten an die neuen Fähigkeiten, den Kampf mit der Disziplin und die Aufregung vor dem großen Auftritt mit Natürlichkeit und zieht den Zuschauer dadurch emotional ins Geschehen. Man kann definitiv gespannt sein, was in Zukunft noch alles von ihm zu sehen ist.

Potential nicht ganz ausgeschöpft

In Der Chor – Stimmen des Herzens (im Original etwas weniger kitschig einfach Boychoir) trifft die Reinheit des Chorgesanges auf die Korruption in den jungen Leben der Jungen. Ihre hohen Gesangsstimmen sind nur eine Leihgabe auf Zeit; es muss alles aus dem kurzen Erfolg herausgeholt werden. Während sie auf der einen Seite mit Disziplin und Übung herausragende Leistungen vollbringen, verteidigen sie ihre eigene Stellung teilweise mit allen Mitteln. Vor allem Jung-Star Devon (Joe West) entpuppt sich zum geschniegelten Intreganten gegenüber Stet.

Damit erschöpft sich leider auch schon der Konflikt der Geschichte und versandet im Wohlfühl-Film. Die Beziehung zwischen Stet und seinem Vater, der nach 12 Jahren plötzlich in seinem Leben erscheint, den Sohn aber nicht zu sich nehmen will, hätte zum Beispiel mehr Beachtung bekommen können. Dadurch kommt das Ende leider etwas zu „Friede-Freude-Eierkuchen“ daher. Dabei wäre da noch einiges an Potential: wie geht es denn mit einem Jungen weiter, der als Sopran in der Chormusik gerade das erste Mal wirklich Anerkennung und Erfolg gefunden hat, die ihm aber mit dem Stimmbruch wieder genommen werden?

Fazit

Der Chor – Stimmen des Herzens ist ein netter Wohlfühl-Film, der natürlich vor allem durch die Musik wirkt. Der Film unterhält und rührt, hätte aber an den ein oder anderen Stellen durchaus tiefer gehen können.

Am 27. August 2015 kommt Der Chor – Stimmen des Herzens in die deutschen Kinos.

„Der Chor – Stimmen des Herzens“ (2015) Kritik: Die Macht der Musik

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