Destruction of Silence (2013): Filmkritik zur Blu-Ray

Ralf 1. September 2014 0
Destruction of Silence (2013): Filmkritik zur Blu-Ray

„James Ryan im Brusttaschenformat“ wird das deadline Filmmagazin auf der Rückseite der Blu-Ray zitiert. Bei solchen Vergleichen werden natürlich die Erwartungen an den vorliegenden Film Destruction of Silence gleich nochmals erhöht. Dabei müsste man bei dieser Blu-Ray streng genommen sogar  2 Kritiken verfassen, da neben dem titelgebenden Werk auch noch ein weiterer Kurzfilm namens Zweimal über den Horizont auf dem Datenträger enthalten ist- dazu aber später mehr.

Destruction of Silence stammt aus der Produktion der JAKALE Film GmbH & Co. KG, einem kleinen Team aus Kassel. Auf ihrer Internetseite findet sich als einleitende Vorstellung der Satz „Die Welt bietet uns so viele Möglichkeiten, gute Geschichten zu erzählen.“, was auch erkennbar das Leitmotiv für das hier rezensierte Werk ist.

Großer Krieg im kleinen Rahmen

Die Handlung von Destruction of Silence ist im Jahre 1945 angesiedelt, gegen Ende des zweiten Weltkriegs. Ein junger GI mit dem Namen Jack Brown stößt zu seinen amerikanischen Kameraden und erlebt zunächst seine Begrüßung im kriegszerrüteten Deutschland. Die Truppen der Amerikaner sind siegesgewiss, da der Widerstand der Wehrmacht immer stärker nachlässt und es wohl nur noch eine Frage der Zeit bis zum Sieg über die Nazis ist. Doch dennoch trifft man auf jedem Schritt noch auf die Folgen dieses Krieges. Bei einer Patrouille entdeckt Jack den jungen Philipp Schmidt, der seit dem Tod seiner Eltern bei einem Bombenangriff auf sich selbst gestellt ist. Hierbei fasst sich der amerikanische Soldat schließlich ein Herz und nimmt das deutsche Kind- das genau wie er nur ein unfreiwilliges Opfer dieses Krieges ist – in seine Obhut. Doch bald sehen sich die beiden noch größeren Gefahren ausgesetzt, als der Trupp von Jack bei einem Hinterhalt vollständig aufgerieben wird und er und der kleine Philipp sich als einzige Überlebende in Sicherheit bringen müssen…..

Die große Stärke dieses Filmes liegt ganz eindeutig in seinem Fokus auf die wenigen Charaktere. Als Zuschauer erlebt man nur einen winzigen Mosaikstein des Ende des zweiten Weltkrieges, erhält dafür aber einen emotionalen Einblick in die Gefühlswelt der darin verwickelten Personen.  Sei es nun der Optimismus der Amerikaner, die Verzweiflung von Jack nach dem Verlust seiner Kameraden oder die Unsicherheit von Philipp – jeder dieser Aspekte wird an den Zuschauer herangetragen und hinterlässt einen emotionalen Eindruck. Hier hat man das Gefühl echte Menschen zu begleiten und keine Supersoldaten oder einfaches Kanonenfutter. Der emotionale Höhepunkt des Filmes wird  nach 41 Minuten am Ende erreicht, das ich nun jedoch nicht spoilern werde. Jedoch muss ich dennoch eine Warnung aussprechen: Auch wenn das Ende mit der stärkste Teil des Filmes ist, so spürte ich danach doch die größte Enttäuschung, da ich mich ein wenig in der Luft hängen gelassen gefühlt habe. Schaut aber am besten selbst, wie es euch dabei ergeht.

Low-Budget Produktion? Teils, teils

Vom finanziellen Aufwand her kann der Titel mit Sicherheit nur als Low-Budget-Produktion bezeichnet werden. Warum das aber kein Problem ist? Weil man es über große Teile hinweg nicht merkt. Die Qualität des Bildes ist durchaus hochwertig, auch wenn mir vereinzelt zu hektische Schnitte aufgefallen sind. Doch ansonsten vermittelt die meist in Grau und düsteren Farben gehaltene Szenerie eine bedrückende Atmosphäre, die sich stimmig in das Gesamtkonzept des Filmes einreiht. Die Kostüme und schauspielerische Leistung wissen ebenfalls zu überzeugen, wobei besonders der kleine Philipp (dargestellt von David Gisik, dem Sohn des Regisseurs) direkt ins Herz geschlossen wird.

Wobei der Zuschauer aber Abstriche machen muss, sind die Effekte und die Laufzeit des Films. Besonders in den Szenen, in denen Flugzeuge und anderes Kriegsgerät zum Einsatz kamen, merkte man die Limitationen der finanziellen Mittel an den Spezialeffekten. Und auch die Laufzeit von gerade einmal 41 Minuten wäre bei einem höheren Budget vielleicht länger ausgefallen und hätte damit noch eine stärkere Bindung zu den Charakteren und einen tiefgehenden Abschluss erlaubt. Zusammenfassend muss man dem Team aber attestieren, dass sie mit den vorhandenen Mitteln einen emotional berührenden und zum Nachdenken anregenden Film geschaffen haben.

Und die Blu-Ray bietet noch mehr….

Neben dem Hauptfilm finden sich auf der Blu-Ray noch weitere interessante Extras, wie ein Making-Of, Outtakes und sonstige interessante Einblicke. Das wahre Bonbon ist jedoch der enthaltene 17-minütige Kurzfilm Zweimal über den Horizont. In diesem werden in Etappen die Kriegserfahrungen des Wehrmachts-Soldaten Oskar Baumann und seine Bekanntschaft zu seinem Vorgesetzten Heinrich Sperling aufgezeigt. Wie Destruction of Silence setzt der Kurzfilm nicht auf bildgewaltige Inszenierungen, sondern die Darstellung von Einzelschicksalen und die Bindung zu den Charakteren. Ich muss hierbei gestehen, dass ich von diesem Zusatz emotional fast noch mehr gefesselt war, als vom eigentlichen Hauptfilm der Blu-Ray. Besonders das Aufzeigen von Stationen über mehrere Jahre hinweg erlaubt das Vermitteln einer großen Bandbreite von Emotionen- von Freude über Furcht bis hin zu Trauer. Allerdings ist auch hier die kurze Laufzeit bedauerlich, da man gerne noch mehr von den Protagonisten erfahren hätte.

Fazit zur Blu-Ray von Destruction of Silence

Mit Destruction of Silence bietet Jakale Film seinen Zuschauern einen emotional eindringlichen und zum Nachdenken anregenden Kurzfilm. Auch wenn der Film durch sein geringes Budget visuell nicht immer überzeugen kann und besonders am Schluss zu abrupt endet, wiegen die emotionale Darstellung und die passende Gesamtstimmung diese negativen Gesichtspunkte auf. Somit sind es eigentlich doch die stillen Aspekte des Filmes, die ihn zu einer lohnenswerten Erfahrung machen. Die auf der Blu-Ray enthaltenen Bonusmaterialen, allen voran der kurze Zusatzfilm, runden einen positiven Gesamteindruck des Werkes ab. Somit kann ich diesen Film allen empfehlen, die Interesse am Setting des zweiten Weltkrieges haben und an kleinen, aber feinen Geschichten ihre Freude haben können.

(c) JAKALE Film GmbH & Co. KG

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