Die letzte Schlacht am Tigerberg – Kritik zum Film

Thomas Neumeier 15. Dezember 2015 0
Die letzte Schlacht am Tigerberg – Kritik zum Film

Eindrucksvolle Asia-Action vor historischem Setting von Star-Regisseur Tsui Hark, der sich vor allem mit seinen Detective Dee-Filmen einen Namen gemacht hat.

Der Schauplatz ist der eisige Norden Chinas im Winter des Jahres 1946, kurz nach der Kapitulation der Japaner, nach der China in einem Bürgerkrieg zu versinken droht. Brutale Banden morden und brandschatzen, die Volksarmee tut das ihrige, um die Banditen zu bekämpfen. Ein Regiment von nur 30 Mann unter Captain Shao Jianbo legt sich mit der Übermacht des berüchtigten Lord Falke an, der am Tigerberg eine Schreckensherrschaft errichtet hat.

Die Japaner haben einiges zurückgelassen, was nicht nur die zahlreichen Diebesbanden an sich reißen wollen: Waffen, Munition und sogar Gold sollen tief im Tigerberg versteckt liegen. Drei Karten weisen den Weg. Zwei davon sind längst im Besitz von Lord Falke in seiner schlossähnlichen Residenz, die dritte fällt Captain Shao Jianbo und seinen Getreuen in die Hände, welche die Dörfer im Norden vor den brutalen Brandschatzern beschützen sollen.

Action beschert dieser Film satt. Keine Martial-Arts-Action, sondern vor allem Geballer und Explosionen vor eindrucksvollen, verschneiten Bergkulissen. Ein wuchtiges Action-Feuerwerk, teilweise in geradezu voyeuristischer Slow-Motion gezeigt, bricht über den Zuschauer herein. Tatsächlich dürfte der Action-Anteil so manchen Hollywood-Kino-Kracher in den Schatten stellen. Die dramaturgische Komponente ist dagegen etwas aufgesetzt und austauschbar. Die anfangs treibenden Handlungmomente um die drei Karten treten zugunsten der Action sehr bald in den Hintergrund, womit in der zweiten Filmhälfte vor allem Bombast und eine ordentliche Materialschlacht bleiben.

Viel Theatralik in Worten und Gesten ist man von asiatischen Filmen gewohnt und bekommt sie auch hier serviert. Was man hierzulande zuweilen Overacting nennen würde, empfinden asiatische Cineasten offensichtlich als gewünscht. Nimmt man diese als gegeben und notwendig hin, findet man sich schnell zurecht in den komplizierten Verhältnissen nach dem Abzug der Japaner aus China.

Die romantische Verklärung der chinesischen Volksarmee kann natürlich nicht ausbleiben, was diesen bunt knalligen Film in Sachen Figuren und Charaktere ziemlich schwarzweiß färbt. Hier die Guten, dort die Bösen. Darin etwas mehr Finesse, Tiefgang und Überraschungen hätten den Film tatsächlich in den Olymp der Action-Filme katapultieren können. So bleibt ein packender und visuell umwerfender Action-Film, der bei allem vergossenen Blut doch etwas blutleer bleibt.

An Harks Detective Dee-Filmen reicht „Die letzte Schlacht am Tigerberg“ meines Erachtens nicht heran, was aber wohl eher am Drehbuch und weniger an Harks Wirken liegt. Handwerklich meisterhaftes Asia-Kino.

135 Minuten Filmlänge. Die Koch Media DVD kommt im Bildformat 16:9 und mit 22 Extra-Minuten Interviews.

Die letzte Schlacht am Tigerberg – Kritik zum Film

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