Filmkritik: Die Verschwörung – Verrat auf höchster Ebene

Florian Erbach 18. Januar 2014 0
Filmkritik: Die Verschwörung – Verrat auf höchster Ebene

Bei Agententhrillern muss man heute unweigerlich an James Bond, die Bourne-Reihe oder Mission Impossible denken. Allen diesen Filmen wohnt einer hoher Anteil an Action und „Krach-Bumm“ inne. Wirklich ruhige, subtilere und vor allem Filme, die der Realität näherliegen, sind eher selten anzutreffen. Die Verschwörung – Verrat auf höchster Ebene – der im Original Page Eight heißt – geht diesen ruhigen Weg.

Dabei ist Die Verschwörung – Verrat auf höchster Ebene keinesfalls ein Hollywood-Blockbuster oder Ähnliches, sondern eine ganz normale britische TV-Produktion, die mit Bill Nighy und Rachel Weisz aber nicht den Eindruck einer diesen erweckt. Inszeniert von David Hare (Mitarbeit u.a. an Der Vorleser) ist den Briten hier ein überaus interessanter, mal etwas zu langatmiger, aber mit einem wunderbaren Gespür für scharfsinnige Dialoge, Agententhriller und Politikdrama gelungen. Doch der Reihe nach:

Die Wahrheit liegt in den Akten

Johnny Worrickers ist schon lange im Buiseness. Sicherlich in kein normales Buiseness. Er arbeitet als Analyst beim britischen Geheimdienst MI5 und stößt fast durch Zufall auf eine Akte, die auf der achten Seite eine mehr als brisante Information bereithält. Was hat sein Vorgesetzter damit zu tun? Und vor allem, welche Kreise und Politiker sind involviert? Sogar die Souveränität des Geheimdienstes, als auch Johnny Worrickers Lebenswerk geraten daraufhin in Gefahr.

Johnny you need to watch out

In diesen schwierigen und turbulenten Tagen lernt Johnny auch seine Nachbarin kennen, die schon über ein Jahr neben ihm wohnt und trotzdem noch kein Kontakt zustande kam. Sie ist politische Aktivistin und möchte den Tod ihres Bruders aufklären, der, wie sie denkt, Opfer einer willkürlichen Erschießung durch israelische Soldaten geworden ist. Johnny fühlt sich zu ihr – auf eine subtile Art – hingezogen und ihm wird gleichzeitig bewusst, welche Möglichkeiten seine Arbeit eigentlich offen hält. Gemeinsam versuchen sie den unweigerlichen Ereignissen, die sich um dem Wissen der achten Seite drehen, zu begegnen.

Grandiose Dialoge und tolle Schauspieler

Der Cast von Die Verschwörung – Verrat auf höchster Ebene ist nicht nur mit den beiden Hauptdarstellern Bill Nighy und Rachel Weisz mehr als gut besetzt, sondern glänzt bis in die kleinsten Nebenrollen mit großen Charakterschauspielern. Sei es Michael Gambon der als Benedict Baron den Chef des MI5 spielt, Judy Davis als Frau von Johnny Worrickers oder Ralph Fiennes als Premierminister. Es ist dann auch dieser gute Cast, der dieser TV-Produktion einen gewissen Glanz verleiht. Kaum vorstellbar, dass solch ein Film in Deutschland „nur“ für das Fernsehen produziert worden wäre.

Die Verschwörung – Verrat auf höchster Ebene

© BBC/Heyday Films

Die Verschwörung – Verrat auf höchster Ebene besticht durch scharfsinnige, intelligente und bisweilen humorvolle Dialoge. Wer sich bei diesem Film Gerenne über lange Flure mit gezogener Waffe vorstellt, sollte diese Vorstellung schnell wieder verwerfen. Page Eight geht einen sehr ruhigen, subtilen und scharfsinnigen Weg. Die Dialoge stehen ganz klar im Fokus und der Stellenwert dieser wird auch durch die Unterschwelligkeit dieser deutlich. Dialoge von der Art einer „Brechstange“ sucht man hier vergebens. Dass der Film eher auf Understatement auf ist, erkennt man auch an der Beziehung zwischen Johnny und seiner Nachbarin. Ist da wirklich etwas? Alles ist gediegen und mit bedacht inszeniert. Die Wirkung der einzelnen Szenen entfaltet sich langsam.

Die Stärke ist aber auch gleichzeitig die – vermeintliche – Schwäche des Films. So sehr mich die Schauspieler ansprachen, die feinen Dialoge und die ganze Aufmachung, so sehr hat der Film aber auch seine Längen, die dem ein oder anderen sicherlich zu „lang“ erscheinen mögen. Dennoch – und das muss hier wirklich unterstrichen werden – ist Die Verschwörung – Verrat auf höchster Ebene (Page Eight) ein toller Agententhriller und wahrscheinlich mehr ein Politikdrama, welches sich für einen ruhigen Filmabend hervorragend eignet!

Der Trailer zu Page Eight:

 

Fazit: Die Verschwörung – Verrat auf höchster Ebene

Ich finde der britische Titel des Films wird mit Page Eight dem Film mehr gerecht. So subtil und schlicht, wie der Filmtitel ist, so ist auch der Film. Doch das darf keineswegs negativ verstanden werden. Die Verschwörung – Verrat auf höchster Ebene ist feines britisches TV-Kino und vor allem für Filmfans absolut sehenswert, die auf Filme wie Ghostwriter, The Idles of March oder ganz einfach auf ruhigere Thriller stehen. Gerade vor dem Hintergrund der jüngsten Enthüllungen von Wiki-Leaks und Snowden, gewinnt der Film an zusätzlicher Brisanz.

Große Höhepunkte oder gar die typischen „Krach-Bumm“-Szenen fehlen fast völlig. Der Fokus liegt auf die Darsteller und die Dialoge, die den Film zu etwas Besonderem machen. Dem ein oder anderen mag das „Gequatsche“ vielleicht zu viel sein. Wer sich aber darauf einlässt, bekommt einen erstklassigen britischen Thriller zu sehen! 4/5 Ausgezeichnet!

Filmkritik: Die Verschwörung – Verrat auf höchster Ebene

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