Filmkritik: „Christopher Robin“ von Marc Forster

Christopher Hechler 16. August 2018 0
Filmkritik: „Christopher Robin“ von Marc Forster

Im Hundertmorgenwald herrscht Aufruhe. Christopher Robin, der gemeinsam mit seinen Freunden Winnie Puuh, I-Ah, Tigger und Co. schon viele Abenteuer erlebte, ist bereit Abschied zu nehmen. Es wird Zeit erwachsen zu werden und die fantasievolle Welt des Hundertmorgenwalds zumindest ein Stück weit hinter sich zu lassen. Viele Jahre später ist aus dem jungen Christopher Robin ein erwachsener Mann mit erwachsenen Problemen geworden. Der Job quält ihn und für seine Familie findet er kaum noch Zeit. In dem Moment, in dem alles trist und aussichtlos erscheint, steht plötzlich ein alter Freund vor der Tür.

Die beliebten Geschichten rund um den „silly old bear“ Winnie the Puuh aus der Feder von Alan Alexander Milne begeistern schon seit Anfang der 1930er Jahre groß und klein. Im Jahr 1966 erschien, nachdem Disney die Markenrechte wenige Jahre früher erwarb, der erste animierte Kurzfilm mit dem Bären in der Hauptrolle. Es folgten einige weitere Zeichentrickabenteuer, bevor Regisseur Marc Forster („World War Z“) nun mit der schlicht „Christopher Robin“ betitelten Adaption den ersten Ausflug in Live Action-Film Gefilde auf die Leinwände bringt.

Puuh und seine Freunde begleiten Christopher Robin, gespielt von einem gefährlich nahe am Overacting agierenden Ewan McGregor („Trainspotting“), als hervorragend animierte Stofftiere, mitsamt sichtbaren Nähten und Fusseln. So charismatisch und zuweilen auch wirklich witzig die Stofffreunde aber auch sein mögen – verbunden mit den ohnehin schon recht farblos und oft überraschend düster komponierten Bildern, ergibt sich daraus eine nur schwer greifbare Welt, die dem Zuschauer die Immersion unnötig schwierig macht.

Wenn man nun schon vom Zuschauer spricht, muss man sich folgerichtig auch die Frage nach der passenden Zielgruppe stellen. Das der Film „Christopher Robin“ und nicht etwa „Winnie Puuh und…“ heißt, suggeriert im Grunde schon, dass es eben nicht die fantasievollen Bewohner des Hundertmorgenwalds sind, die hier im Vordergrund stehen, sondern der jetzt erwachsen gewordene Christopher Robin. Dreh- und Angelpunkt der Geschichte ist also sein heutiges Leben mitsamt stressiger Arbeit und mangelnder Zeit für die Familie. Regisseur Forster erzählt hier im Grunde eine altbekannte Parabel vom erwachsen werden, vom Verlust der Fantasie und dem zurücklassen des eigenen inneren Kindes. Das ist für junge Zuschauer wenig verständlich und für die älteren wenig spannend, da dieser bekannten Formel schlicht nichts neues hinzugefügt wird.

Insgesamt präsentiert sich der Film über den Großteil seiner Laufzeit also recht träge und ohne zu wissen, was er denn nun eigentlich sein will, bevor das letzte Drittel den Kitsch und Märchen Aspekt dann wieder in typischer Disney-Manier arg in die Höhe treibt.

Ein schlechter Film ist „Christopher Robin“ trotzdem nicht. Auch wenn man sich bei der Handlung, gerade im Hinblick auf die Vorlage, mehr Kreativität hätte wünschen können und die gesamte Optik des Films zu nah am düsteren Realismus bleibt, so ist es doch eine Freude, die bunte Hundertmorgenwald-Truppe aus eigenen Kindheitstagen auf der Leinwand zu sehen. Auch wenn der Zuschauer nicht genug involviert, nicht wirklich mitgerissen wird, die ein oder andere emotionale Zuspitzung erfüllt dennoch ihren Zweck und rettet „Christopher Robin“ vor schlimmerem.

Kinostart für Christopher Robin ist der 16. August 2018

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Beitragsbild: © 2018 Disney Enterprises, Inc.

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