Filmkritik: Monuments Men – Ungewöhnliche Helden (2014)

Martin 28. Februar 2014 3
Filmkritik: Monuments Men – Ungewöhnliche Helden (2014)

Ich stehe vor Monuments Men und sehe eine Anordnung von Pinselstrichen bzw. Storyelementen – wenn man beim leitenden Kunstmotiv des Films bleibt. Natürlich hoffe ich beim schrittweisen Zurückgehen, dass die verschiedenen Schwünge von Weitem in ein gutes Ganzes zusammenfließen. Die allermeisten werden aber entweder an eine Rückwand stoßen oder die Sehtüchtigkeit ihrer Brille oder Augen verfluchen, denn ein homogenes Gesamtkunstwerk wird sich dem geneigten Kunstliebhaber wohl nicht erschließen. Aber vieleicht war es auch nicht die Intention des neuzeitlichen Hollywoodmeisters, George Clooney, der sich als Regisseur und einer der Drehbuchautoren als erster Mal-Man verantwortlich zeichnet. Nach dem Motto: Es gibt keine Regeln in der Kunst. Die einzige Kunst eines Films, ist es, zu unterhalten. Bewertet man nach dieser Regel Monuments Men; ein Auktionshöchstgebot wird es von mir nicht bekommen.

Dabei kommen wir an dem Gedanken nicht vorbei, bei dem Werk an eine Kopie von „Oceans Eleven“ zu denken. Die Parallelen sind zu deutlich. Aber keine Sorge – „Der Film ist nach einer wahren Geschichte“, wie uns noch vor den ersten bewegten Bildern schwarz auf weiß klargemacht wird. Frank Stokes (George Clooney) sucht zum Ende des II. Weltkriegs, als Chef der Monuments Men, nach von den Nazis gestohlenen Kunstschätzen, um sie dem Kulturerbe der Welt zurückkommen zu lassen. Dafür stellt er sich eine Mannschaft von unterschiedlichsten Kunstexperten ohne scheinbar genaues Qualifikationsprofil zusammen, das aus einer Reihe von Hollywoodschwergewichten besteht. Darunter befinden sich Bill Murray, John Goodman und der aus der Ocean-Reihe bekannte Matt Daemon als James Granger. Bereits früh werden die Weichen für die sich später einstellende Spannungsarmut gestellt. Alle Mitglieder sind größtenteils alte (Hollywood-)Haudegen. Körperliche Auseinandersetzungen oder Verfolgungsjagden werden nicht zu erwarten sein. Gut, muss ja auch nicht sein. Der Auftrag, hinter feindlichen Linien Kunst zurückzuerobern, klingt spannend genug. Allerdings ist ein dramaturgisches Problem dabei, dass die Gemälde hinter den Feinden zurückerobert werden, nicht aber ihren Linien.

Womit wir wieder bei den anfangs erwähnten Pinselstrichen wären. Die Figuren sind mehr oder weniger Statisten, die eine Rolle zu erfüllen haben, aber keine Charaktere. Relativ zeitig im Film stirbt eine dieser Rollen. Da ihr Charakter aber nie groß eingeführt wurde, geht das Löschen ihrer Farbe relativ spurlos an dem Zuschauer vorbei. Bill Murray hat wohl die Aufgabe, für ein komödiantisches Element zu sorgen. Bei ihm sehe ich übrigens keinen Unterschied mehr zwischen der Rolle und dem Schauspieler. Er ist zwischen Filmen wie „Zombieland“, in dem er sich selbst spielt und Streifen wie diesem deckungsgleich – eben „Lost in Translation“. Lustige Elemente und Drama spielen sich in dem vorliegenden Machwerk regelmäßig gegenseitig aus. Wenn Mister Murray mit seinem vorher trockenen Witz in der nächsten Szene unter der nassen Dusche ob eines Heimatsgrußes auf Schallplatte bittere Tränen vergießt, dann verfehlen sowohl er als auch der Film (s)eine Wirkung.

Die Monuments Men teilen sich immer wieder in Gruppen auf, um Informationen oder Kunstwerke zu beschaffen. Hier greift dann das allen bekannte Sprichwort „Viele Schatzsucher verderben den Schrei“ (ACHTUNG, kein Tippfehler!). Manchmal ist uns nicht klar, wer was sucht und warum sie sich an einer bestimmten Stelle wieder zusammenfinden, um sich darauf zu trennen, um in einer anderen Verteilung wieder etwas anderes zu beschaffen. Der Weg, der gegangen werden muss, um die wertvollsten Schätze zu egattern, kristallisiert sich irgendwann heraus. Wir vermuten, dass unsere Helden Erfolg haben werden. Das kann man nicht gegen den Film einwenden, schließlich ist ja der Weg das Ziel: Ein Spruch, der so gut wie gemacht ist für das Medium Film. Aber warum muss der Weg so zerfahren und manchmal ereignislos sein? Und warum muss nach zwei Schritten vorwärts wieder ein Schritt zurückgesprungen werden?

Monuments Men kann trotz alledem beizeiten unterhalten und fesseln. Man spürt die Entdeckungslust der Agenten und die Begeisterung der Crew, die sich gerade daraus ergibt, aus etwas scheinbar so einfachem – Farbe auf Papier – eine so aufopferungsvolle Reise zu übernehmen. Das wird beispsielsweise in einigen, wenn auch mit viel Pathos belegten Monologen von Frank Stokes deutlich. In einer Szene öffnen die Agenten eine Tonne, und finden darin viele kleine Goldklumpen. Der Kinosaal ächzt: Es sind Goldzähne. Solche subtilen und emotionalen Farbkleckse sind aber alles in allem zu rar gesät, um das dröge Drehbuch retten zu können. Cate Blanchett als Claire Simone ragt unter den Darstellern heraus. Sie beweist wieder mal ihren Facettenreichtum, indem sie mit eisernen, aber nicht weniger leidendschaftlichen Augen für ihr „Lebenswerk“, die Kunst, eintritt bzw. „einschenkt“.

Ich bin übrigens nicht der Meinung, dass ich mir den Film hätte schenken können. Allerdings wäre ich gern mit einem spannenderen, geradlinigeren Kunstwerk gebauchpinselt worden.

Trailer zu Monuments Men

Filmkritik: Monuments Men – Ungewöhnliche Helden (2014)

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