Game of Thrones Staffel 5 Folge 3 Kritik: „The High Sparrow“

Ralf 28. April 2015 2

Nach der Steigerung des Spannungsfaktors in „The House of Black and White“ liefert Game of Thrones mit „The High Sparrow“ wieder eine etwas ruhigere Folge, die vermehrt auf die Etablierung von Personen und Konflikten setzt. Auch wenn das im Hinblick auf die Gesamtheit der Serie sicherlich von Vorteil ist, ist Folge 3 bis jetzt für mich der schwächste Eintrag der fünften Staffel- was bei Game of Thrones aber lediglich bedeutet, dass die Folge nur noch gut, aber nicht herausragend ist.

Ein Hauch von Mystery

Die Einleitung liefert Arya im House of Black and White und ihre Lehren, was die Aufnahme in diesem wirklich bedeutet. Gerade für die sehr starrsinnige Arya ist die größte Herausforderung an ihrer neuen Heimstatt nicht ein Kampf gegen einen Gegner oder eine verzwickte Situation- es ist ihre eigene Einstellung. Denn um eines Tages den Gesichtslosen Männern angehören zu können, muss sie erst lernen zu dienen. Doch nicht sich selbst, sondern dem Vielgesichtigen Gott, welcher die übernatürliche Verkörperung des Todes darstellt. Jaqen H’ghar macht ihr das auch deutlich und vermittelt ihr, dass sie für eine vollständige Aufnahme zunächst ihr altes Leben hinter sich lassen müsse und alle Besitztümer von Arya Stark aufgeben müsste. Und ratet mal, woran dies scheitert? Bis auf ihr Schwert Needle ist Arya in der Lage all ihr Hab und Gut zu versenken, doch die Waffe (immerhin eine Erinnerung an Jon Snow) kann sie nicht entsorgen, sondern versteckt sie unter Geröll nahe dem Pier. Auch wenn ich nicht der größte Fan der Handlungsstränge von Arya bin, hat mir diese Szene als Auftakt gut gefallen, weil sie der Serie wieder eine Spur Mystery und etwas Geheimnisvolles gibt. Der Orden der Meuchelmörder von Bravoos und deren Heimatort sind im Vergleich zu vielen anderen Orten der Serie noch etwas unbekanntes und unverbrauchtes und somit für einige Überraschungen gut. Jedoch wurde für mich die innere Zerissenheit von Arya nicht stark genug herübergebracht, da die Szene dazu insgesamt zu kurz war. Natürlich ist Arya eine starke Person, aber wo bleiben die wirklich starken Emotionen? Diese Szene hätte man noch besser gestalten können, z.B. indem man kurze Gedankenrückblenden an fröhliche Momente der ersten Staffel (ja, auch die gab es!) zwischen Arya und ihrer Familie gezeigt hätte. Oder wenigstens eine Erinnerung an die Übergabe des Schwertes durch Jon? Ich denke mit diesen kleinen Mitteln hätte man schon mehr Emotionalität erreichen können.

Königin gegen Königin

Meine Lieblingsszene dieser Folge erfolgt kurz danach im Anschluss. Zunächst dürfen wir wieder eine Hochzeit miterleben, die diesmal sogar ohne Todesfall erfolgt. Tommen und Margaery vermählen sich endlich offiziell und der eifrige Tommen darf in der Hochzeitsnacht sogleich seinen Lohn erhalten. Hier wird auch gleich die manipulative Natur seiner Gattin offernbart, die ihre körperlichen und geistigen Reize sogleich nutzt, um mit Hilfe ihres Gatten dessen Mutter aus dem Weg zu räumen versucht. Denn Margaery hat genug Erfahrung von ihrer Großmutter Olenna erhalten, um zu erkennen, dass Cersei die größte Bedrohung für ihre aktuelle Situation darstellt. Tommen nimmt die Äußerungen von Margaery zum Anlass seiner Mutter eine Rückkehr nach Casterly Rock vorzuschlagen, sodass sie sich von den Strapazen der Regierungsmonate erholen kann. Jedoch erkennt Cersei natürlich sofort die wahren Hintergründe dieses Angebots und schlägt es freundlich, aber bestimmt aus. Das hat nun eine absolut geniale Szene zur Folge- eine Konfrontation zwischen Cersei und Margaery (in Anwesenheit ihrer Dienstdamen), die lediglich von Andeutungen und Blicken lebt. Ich bewundere sowohl Lena Headey, als auch Natalie Dormer für ihre subtilen Gesichtszüge und die allgemeine Mimik in dieser Szene, die dem ganzen noch zusätzliche Faszination verleiht. Auch meinen Lob an die Drehbuchautoren, die mit feinen Spitzen wie Margaerys „Noch mehr Wein, eure Majestät?“ einen wunderbaren Machtkampf geschaffen haben. Besonders im Hinblick auf die Prophezeiung zu Cersei aus der ersten Folge verspricht diese Situation eine Menge Spannungspotenzial. Bitte mehr!

Vielversprechend ist auch der Handlungsstrang, den Cersei als Folge ihres drohenden Machtverlustes in Gang setzt. Die Anwesenheit einer neuen Gruppierung von Gläubigen, den „Sparrows“ unter ihrem Anführer dem „High Sparrow“ (zu deutsch etwa Hoher Spatz) verspricht eine neue Machtposition, basierend auf Religion und Glauben. Ist es dann nicht passend, dass der letzte Hohe Septon gerade erst aufgrund von Sündenhaftigkeit seines Amtes enthoben wurde? Und vergaß ich zu erwähnen, dass Cerseis Cousin Lancel ja nun auch zu dieser Gruppierung gehört und diverse Dinge weiß? Im Hinblick auf diese Punkte erscheint es mir in der Serie (bis jetzt) noch nicht klar genug, warum Cersei sich dieser Partei annimmt, besonders da sie bisher nie eine große Affinität zur Religion hatte. Durch Kenntniss der Bücher ist mir ihre Motivation bekannt, doch ich finde sie bis jetzt in der Serie noch nicht klar genug umgesetzt, was deswegen einige Zuschauer verwirren könnte. Was ich übrigens jedoch noch sehr schön fand war die kurze Szene im Labor von Qyburn, die auch einige Spekulationen aufwerfen dürfte….

Kalt ist es im Norden…..

Im Norden von Westeros erfahren wir zunächst erstmal, dass Littlefinger zwar ein Heiratsangebot erhalten hat, jedoch nicht für sich selbst. Vielmehr ist angedacht Sansa mit dem Sohn von Roose Bolton, dem äußerst sympathischen Ramsay zu vermählen. Bolton erhofft sich dadurch eine Unterstützung der rebellierenden Häuser im Norden, welche ihm seine Rolle bei der Roten Hochzeit nicht vergessen haben, aber der scheinbar letzten lebenden Stark treu ergeben sein sollten. Littlefinger, der sich durch diesen Schritt eine Festigung seiner Position erhofft, ermutigt die wenig begeisterte Sansa das Ganze als Möglichkeit zur Rache für ihre Familie zu sehen. Langsam und geduldig soll sie auf den richtigen Moment warten und solange beobachten, beeinflussen und intrigieren. Ich persönlich halte wenig von dieser Abweichung von den Büchern, da sie mir zu gezwungen erscheint. Sansa hat alle Bedenken gegenüber der Hochzeit viel zu schnell abgelegt und wird bereits als Meisterintrigantin etabliert, obwohl sie erst seit Kurzem bei Littlefinger in die Lehre geht. Sicherlich ist dieser einer der besten Lehrmeister hierfür, dennoch geht mir diese Entwicklung zu schnell- was jedoch der Natur der Serie geschuldet ist, damit die Handlung voranschreitet. Übrigens gibt es auch noch ein paar weitere Hintergrundinformationen zu Brienne, die gemeinsam mit Podrick immer noch auf Sansas Spur ist. Nicht der spannendste Teil der Folge, jedoch sorgt er auch noch für etwas Charaktertiefe.

Wenn wir außerdem noch weiter in den Norden gehen, kommen wir zu Jon und seinen Herausforderungen als neuer Kommandant der Nachtwache. Die Szene der Versammlung dürfte meine zweite Lieblingsszene sein, da sie klar verdeutlicht, was den Anführer der schwarzen Brüder ausmacht. Zum einen ist es der Blick auf das Wohl aller, was Jon durch die Unterzeichnung des Hilfegesuchs an den verhassten Roose Bolton und die Ernennung von seinem alten, aber erfahrenen Rivalen Alliser Thorne zum ersten Waldläufer macht. Gleichzeitig zeigt er aber auch Führungsstärke und verlangt Respekt durch sein kompromissloses Verhalten gegenüber Janos Slynt. Dieser missachtet einen direkten Befehl von Jon und gilt damit streng genommen als Verräter an der Nachtwache- was den Tod als Strafe hat. Und Jon wäre nicht der Sohn seines Vaters, wenn er diese Aufgabe nicht selbst in die Hand nehmen würde, was ihm auch einen anerkennenden Blick von Stannis einfährt. Eine starke Szene, die die Willensstärke des Bastards von Winterfell darstellt und die hohe Bedeutung, die seine Ehre und Prinzipien für ihn haben.

…..und voller Wein in Volantis

Den Abschluss der Serie bilden Tyrion und Varys, welche nach Überzeugungsarbeit von Tyrion in Volantis ihre Kutsche verlassen. Auf ihrem Weg zu einem Hurenhaus treffen sie eine Priesterin des Roten Gottes, die in Tyrion sichtlich Unwohlsein auslöst. Im Bordell angekommen sieht sich Tyrion zudem abermals mit dem Mord an Shae konfrontiert, als er es einfach nicht über sich bringen kann sich wieder mit einer Hure einzulassen- zu seiner eigenen Überraschung. Dieser innere Konflikt fügt dem eh schon vielschichtigen Charakter von Tyrion eine weitere interessante Facette hinzu und macht ihn damit noch interessanter und glaubwürdiger. Umso spannender ist es nun auch, wie Tyrion mit der Situation umgehen wird, in der er sich am Ende der Folge befindet. In dem Hurenhaus befand sich nämlich auch der von Daenerys verstoßene Jorah Mormont, welcher Tyrion erkannte und in einer günstigen Situation einfach überwältigte. Und was gab er als Ziel an? „Ihn zur Königin zu bringen!“. Es sieht wahrhaft nicht gut für den jüngsten Sohn der Lannisters aus…..

Insgesamt betrachtet empfande ich diese Folge teilweise als etwas schleppend und an einigen Stellen auch weniger interessant. Zwar werden weiterhin Konflikte und Personen etabliert, die wahrhaftig wichtigen Ereignisse haben mir diesmal aber gefehlt. Hier kann man noch auf Steigerungspotenzial in den kommenden Folgen hoffen.

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Recap zu Folge 1 von Staffel 5

Recap zu Folge 2 von Staffel 5

 Beitragsbild: (c) HBO