Game of Thrones Staffel 5 Folge 8 Kritik „Hardhome“

Thomas Neumeier 1. Juni 2015 3

Folge 8 „Hardhome“ der aktuellen Staffel hat soeben die für mich bislang eindrucksvollste Staffel-Folge „The Sons of the Harpy“ abgelöst. Eine rundum düstere Angelegenheit. Kammern, Kerker, Hallen und schließlich das titelgebene „Hardhome“, die Zuflucht der noch übrigen Wildlinge, mehr an Schauplätze gibt uns diese Folge nicht. Doch überall brodelt es. Entwicklungen an allen Ecken und Enden, die ein gewaltiges Ventil verlangen.

Am beschaulichsten geht es noch in Meereen zu. Daenerys beeindruckt inzwischen mächtig als Herrscherin. Sie hört Tyrion an und auch auf seinen ersten Rat, der da lautet, Ser Jorah nicht zu töten. Doch Tyrion weiß auch, dass er nicht zu weit gehen darf, soll Dany ihn an ihrer Seite akzeptieren. Ser Jorah wird also verbannt, während Tyrion anscheinend zum neuen Chef-Berater aufsteigt. Er scheint gut informiert über die Zustände in Meereen und den Problemen, die Dany hat: vom „Common Folk“ geliebt, von den Eliten verachtet. Tyrion will ihr helfen, dass ihr diese Situation in Westeros erspart bleibt. Gut so. Auf Tyrion unter Drachen darf man sich freuen.

Für Ser Jorah wiederum scheint der Weg zu Ende zu gehen. Die „Greyscale“ wird ihn dahinraffen. Will er es in den „Pits“ noch einmal allen (und vor allem Daenerys) zeigen? Will er als Ritter untergehen? Mir scheint es so. Dass er die Rolle von Jon „Griff“ Connington aus den Büchern übernimmt und den Sohn von Prinz Rhaegar nach Westeros zurückführt, erscheint nicht mehr wahrscheinlich.

In Braavos wird Arya das Lügen beigebracht – und ein erster Mordauftrag in Aussicht gestellt. Ihr Handlungsstrang ist noch einer der wenigen, die den Büchern nahe sind. Der zweite ist der von Cercei, die in Königsmund im Kerker verharrt, unwillig zu gestehen. Qyburn unterrichtet sie, dass Pycelle Ser Kevan Lannister in die Hauptstadt zurückgebeten hat. Auf ihren Onkel und den seit jeher Lannister-treuen Pycelle hätte Cercei hören sollen. Hochmut kommt nun auch bei ihr vor dem Fall, und ihrer ist geradezu ein Fest. Nun hat sie jener gestürzt, den sie opportun und vor allem törichterweise erst mächtig gemacht hat. In der nächsten oder übernächsten Folge sollte uns ihre Verhandlung beglücken und vielleicht auch ihr „Walk of shame“ durch die Straßen der Stadt.

Auch in Winterfell kündigen sich Ereignisse an. Sansa erfährt von Reek/Theon, dass ihre beiden kleinen Brüder noch am Leben sind. Wo bleibt fraglich, doch damit begreift Sansa, dass Haus Stark noch keineswegs gefallen ist. Bran und Rickon leben noch, während auf die einzigen Boltons gerade Stannis zumarschiert. Keine so schlechten Aussichten für den Norden, möchte man meinen. Doch fürchte ich hier einen Twist heraufziehen, der Stannis nicht zum Vorteil gereichen wird. Wenn er nicht bereit sein sollte, seine Tochter der Roten Gott zu opfern, wird Melisandre womöglich den Glauben an ihn verlieren und im entscheidenden Moment von ihm abrücken. Ramsay will von seinem Vater 20 Mann, um Stannis einzuheizen. Kühn. Aber auch klug? Ich denke, in dieser Konstellation haben wir in den nächsten beiden Folgen eine erste Entscheidungsschlacht zu erwarten. Für Stannis, der auch Frau und Kind im Gepäck hat, geht es um alles. Für die Boltons auch. Bolton oder Baratheon, eins der Häuser wird wohl fallen.

Während Gilly Sam verarztet, kommt Olly herein und beklagt, dass er den Lord Commander nicht mehr verstehe. Wie kann der sich mit den Wildlingen einlassen, die Ollys Familie und das gesamte Dorf abgeschlachtet haben? Sams Erklärungsversuche gegenüber dem Halbwüchsigen bleiben blass und halbgar. Das nährt meine Erwartungen, dass Olly maßgeblich daran beteiligt sein wird, was dem Buch „A Dance of Dragons“ zuletzt einen bösen Twist verpasst hat.

Die zweite Hälfte der Folge gehört ganz dem titelgebenden „Hardhome“, der Zuflucht der Wildlinge. Tormund erschlägt den „Lord of Bones“ zur Begrüßung. Köstlich. Der erwartete Konflikt bleibt damit aus. Auch der mit den Thenns kommt nicht zustande, weil etwas viel Dunkleres und Kälteres auf Hardhome zukommt. Der Winter bricht herein, und mit ihm kommen die White Walkers und ihre Armee von Toten. Dass man noch immer nicht weiß, wer sie sind und was sie wollen, intensiviert ihr grausiges Erscheinen noch. Wie wir in Staffel 4 miterleben durften, sollten viele Walkers Nachkommen von Craster sein. Damit wäre Gilly mit ihnen verwandt. Dass ihr das im Ernstfall etwas nutzt, ist nicht zu erwarten. Die winterliche Armee tötet und wird mit jedem Toten mächtiger.

Valyrischer Stahl vermag den White Walkers und ihren Waffen zu trotzen. Das legt nahe, dass schon die alten Valyrer mit ihnen zu tun hatten. Dennoch scheinen nicht Drachen oder Feuer oder Drachenglas ihre natürlichen Feinde zu sein, sondern der Rote Gott. Leider scheint das nur einer einzigen seiner Priesterinnen zu interessieren, und die reitet gerade in ein anderes Schlachtfeld.

Eine wuchtige, allzu eindrucksvolle Folge, die zudem etliche Schatten vorauswirft. Game of Thrones handwerklich und inhaltlich in Bestform.

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