Knight of Cups: Kritik des neuen Bilderrausches von Kino-Guru Terrence Malick

Nadine Emmerich 13. September 2015 0
Knight of Cups: Kritik des neuen Bilderrausches von Kino-Guru Terrence Malick

Terrence Malick ist ein Mysterium. Der scheue US-Regisseur spricht nicht mit Journalisten und meidet jegliche Öffentlichkeit. Dabei würde man ihm gern so viele Fragen stellen. Zum Beispiel zu „Knight of Cups“, seinem neuen Film über den Mythos Hollywood, der bereits im Wettbewerb der Berlinale 2015 gezeigt wurde. Und eine Spur von Fragezeichen hinterließ.

Viele Schauspieler würden alles dafür geben, mit Malick zu drehen. Die Gelegenheiten dazu sind rar: Seit seinem Debüt „Badlands – Zerschossene Träume“ (1973) vor mehr als 40 Jahren stellte der inzwischen 71-Jährige bislang nur sechs weitere Filme fertig. Dieses Mal kamen die Oscar-Preisträger Christian Bale, Natalie Portman und Cate Blanchett zum Zug.

Trotz Starbesetzung, zu der ferner Antonio Banderas und Armin Müller-Stahl gehören, ist „Knight of Cups“ indes kein bedingungsloses Kinovergnügen – außer man verehrt Malick ergeben als göttlichen Künstler. Der Filmemacher spaltet das Publikum, wer lückenlose Kohärenz sucht, ist falsch bei ihm. Bei der Pressekonferenz der Berlinale gab selbst Hauptdarsteller Bale zu Protokoll, „Knight of Cups“ nicht ganz verstanden zu haben.

Ein Held wie ein Schlafwandler

Die Tarotkarte Ritter der Kelche, so die Übersetzung des Titels „Knight of Cups“, steht für eine verträumte Stimmung und die Suche nach Wahrheit. Sie kann Gutes oder Böses bedeuten. Und so traumtänzelt der glamourverwöhnte, aber rastlose und desorientierte Hollywood-Drehbuchautor Rick (Bale) von Party zu Party, durch Stadt und Wüste und über Strände. Mehr schlafwandelnd als wach sucht er den Sinn des Lebens und einen Ausweg aus der Leere. Nicht zum ersten Mal bringt der frühere Philosophiestudent Malick einen Wanderer mit existentialistischem Hintergrund auf die Leinwand.

Ricks rauschhafter Weg durch die Midlife Crisis ist Kapitel für Kapitel mit der Bezeichnung von Tarotkarten überschrieben. In fragmentarischen Szenen blickt er zurück auf seine gescheiterte Ehe mit Nancy (Blanchett) und weitere verflossene Liebschaften. Er beginnt eine Affäre mit der verheirateten Elizabeth (Portman), mit der er offenbar auch ein Kind zeugt. Er streitet mit seinem Vater und seinem Bruder. Dialoge gibt es dabei kaum, doch scheinen die Figuren in „Knight of Cups“ ohnehin unfähig zu kommunizieren. Hin und wieder gibt es stattdessen bedeutungsschwangere Kommentare aus dem Off und Ricks innere Stimme.

118 Minuten lang passiert mehr oder weniger nichts. Plot wird für Malick scheinbar überbewertet – dafür sehen aber alle unheimlich gut aus. „Knight of Cups“ ist ein Film wie ein Hochglanzmagazin, eine große ästhetische Spielwiese. Malick erzählt seine meditative Geschichte kunstvoll über Musik und wunderschöne Bilder. Trotzdem bleibt seine esoterische, siebte Regiearbeit artifiziell, ohne Tiefe und belanglos.

Der Knight Of Cups Kinostart war der 10. September 2015.

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