Kritik zum Film „Ready Player One“ – Der Generationsvermittler

Christoph 24. März 2018 0
Kritik zum Film „Ready Player One“ – Der Generationsvermittler

Ein Vermittler ist auch Ernest Cline mit seinem Buch „Ready Player One“. Es ist eine Liebeserklärung an eine Zeit, in der pixelige Games den Spielern viel Fantasie entlockt haben und Filmproduktionen Begriffe wie Risikofinanzierung nicht kannten. Es ist eine Geschichte in Form einer Zeitkapsel der eigenen Kindheit in den 80er Jahren und macht einen Heidenspaß es zu lesen. Eine Verfilmung dieses Nerdversiums war nur eine Frage der Zeit und dafür kam nur eine Person in Frage, die diese Zeit mehr geprägt hat als jeder andere: Steven Spielberg. Aber, kann der Film „Ready Player One“ als eigenständiges Werk bestehen oder ist es nur etwas für Nostalgiker?

2044, die Rohstoffe und Lebenskapazitäten gehen dem Ende entgegen. Die Menschheit flüchtet vor der tristen Realität in die OASIS, ein Hybrid aus Internet und Rollenspiel. Jeder mit Zugang zu einer Virtual Reality-Brille und der entsprechenden Hardware hat einen Avatar in der OASIS. Es ist ein virtuelles Universum mit vielen Welten und Planeten, wo alles möglich ist: sportliche Herausforderungen ohne physikalische Gesetze, die Befriedigung skurriler Bedürfnisse, den eigenen Avatar nach Vorlieben gestalten, Schätze und Gegenstände sammeln und natürlich jede Menge Games spielen. Die OASIS hat ihre eigene Währung und ihre eigenen Gesetze. Es gilt jedoch, stirbt dein Avatar in der OASIS, verlierst du all deine virtuellen Gegenstände und Moneten. Diese digitale Welt ist längst mit der realen verzahnt und es bildet sich eine Klassengesellschaft auch in der Welt der Avatare ab. Wade Watts lebt in einem Trailerpark bei seiner Tante und muss auf der Waschmaschine schlafen. Es gibt kein Familiengefühl und alle leben an der Armutsgrenze. Wade ist ein cleverer 18-Jähriger, der sich, trotz wenig Geld, gut in der OASIS zurechtfindet und ein Jäger des Halliday-Easter Eggs ist. Der Erfinder dieser Welt, James Halliday, hinterlässt in seinem Testament eine Schatzsuche nach besagtem Ei. Es ist ein Symbol und bedeutet, wer es findet, ist der Erbe der OASIS. An diesen Schatz kommt man nur mit drei Schlüsseln, wie es sich für ein gutes Adventure-Game gehört, und die wollen erstmal gefunden werden. Da Halliday diese Schatzsuche mit seiner Kindheit verknüpft hat, muss sich jeder Jäger mit den Künsten der 80er Jahre bestens auskennen und natürlich mit der Person Halliday an sich. In einer guten Geschichte muss es auch Bösewichte geben. Die 6er sind Avatare eines riesigen Unternehmens, das diesen Schatz mit viel Geld und wirtschaftlichem Kalkül finden möchte, um jede Menge Profit herauszuholen. Wade und seine Freunde Art3mis und Aech versuchen mit ihrem Wissen den seelenlosen Bürokratie-Konzern aufzuhalten.

Der Film lebt von der virtuellen Welt der OASIS, wo alles möglich ist, und die hat Steven Spielberg („Die Verlegerin“) erstaunlich gut eingefangen. Vor allem in den actionreichen Sequenzen kann man als Zuschauer die schönen Kamerafahrten genießen und gegebenenfalls die 3D-Optik bestaunen. Die virtuellen Avatare der Hauptfiguren Parzival, Art3mis und Aech sind gut durchdacht. Sie wirken glaubhaft und könnten von Usern in dieser Zeit wirklich so erdacht sein. Aber sie besitzen noch genug Konturen ihrer leiblichen Vorlagen und der Wiedererkennungswert geht leicht von statten. Die großen Augen waren jedoch sehr verstörend, dafür war der Businessman-Wrestler-Avatar, der Bösewichts Nolan Sorrento, gespielt von Ben Mendelsohn („Rogue One“, „Bloodline“), umso besser in Szene gesetzt.  Die Schauspieler erfüllen ihre Funktion ohne groß hervorzustechen. Leider kommt für den Hauptdarsteller Tye Sheridan („Mud“, „X-Men: Apocalypse“) nicht wirklich viel Sympathie rüber, das macht aber Lena Waithe („Master of None“) und der brillante Mark Rylance, die Schauspielentdeckung älteren Semesters dieses Jahrzehnts („Dunkirk“ und „Lincoln“), als nachdenklicher Halliday der einem Stück für Stück ans Herz wächst, wieder wett.

Die Frage, ob „Ready Player One“ als eigenständiger Film funktioniert, kann mit Ja beantworten werden. Und die richtig gute Nachricht für alle Fans der Buchvorlage von Ernest Cline ist, dass sich das Drehbuch, ebenfalls von Ernest Cline und Zak Penn geschrieben, nicht an die vorgegebene Geschichte hält. Dadurch bleibt der Film für Leser und Nichtleser spannend. Die abgewandelte Geschichte wird sicherlich ihren Ursprung im Lizenzhandel haben. Der Romanautor springt nämlich in seinem Bestseller fröhlich durch die unterschiedlichsten Filme, Songs und Computerspiele. Da wir aber leider in einer Zeit der Großkonzerne leben, wo man nur Katzenvideos teilt und ein riesiges Medienunternehmen die Genehmigung eines markanten Raumschiffs aus einer 70er Jahre Sci-Fi-Kriegs -Märchen-Filmreihe eben nicht freigibt, bleibt es im Film leider auch nur beim ausgesprochenen Wort und erhält keine physische Präsenz. Es ist kaum vorzustellen, welcher Aufwand an Verträgen und Absprachen hinter diesem Filmprojekt steckte. Es reichte jedoch nicht für eine detailgetreue Verfilmung des Romans. Die Not macht jedoch erfinderisch und dies gilt auch für die beiden Drehbuchautoren, die sich hier ein paar wirklich schöne neue Quests für die Hauptfiguren ausgedacht haben. Ich empfehle allen, falls sie es noch nicht getan haben, „The Shining“ (1980) vor dem Genuss dieses Blockbusters sich zu Gemüte zu führen, damit es ihnen nicht wie Aech im Film ergeht. „Ready Player One“ ist vollgepackt mit schönen Referenzen aus vergangenen Tagen. Spielberg hat diese Zeit am stärksten geprägt und allein seine Filmwelt würde für das Projekt ausreichen, aber ich möchte nicht zu viel verraten, es wird auf jeden Fall noch ordentlich in den Regalen vergessener Videotheken und Spielhallen geplündert.

Es ist ein Film, dessen Wirkung ungemein von der Persönlichkeit des Zuschauers anhängig sein wird. Jeder, der das Gefühl kennt, etwas Verborgenes ohne Hilfe entdeckt zu haben, wird „Ready Player One“ lieben und mit Gänsehaut bei manchen Szenen im Kinosessel sitzen. Und für alle, die in diesem Jahrtausend geboren wurden, wird „Ready Player One“ ein flotter Unterhaltungsfilm sein und hoffentlich Lust machen, sich mit einem der schönsten Jahrzehnte der Popkultur auseinanderzusetzten.

Kinostart ist der 05.04.18

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