Lotte (2016) Kritik: Erwachsen sein? Nein, danke.

Mirjam Maier 23. August 2016 0
Lotte (2016) Kritik: Erwachsen sein? Nein, danke.

Lotte (Karin Hanczewski) ist schräg, freiheitsliebend, nicht zu bändigen und der Hauptcharakter in Julius Schultheiß‘ gleichnamigem Debütfilm. Was ist Lotte noch? Lotte ist Krankenschwester, Hedonistin und Geheimnisträgerin. Sie trinkt, sie raucht. Sie vereint alles, was einen unkonventionellen Frauencharakter in einem Film ausmacht. Und sie gibt ihre Lebensweise nur zu gern an Greta (Zita Aretz) weiter, dem Mädchen aus dem Krankenhaus, das nur kurze Zeit nach ihrer Entlassung bei Lotte einzieht. Diese hat vorübergehend in einer Fahrradwerkstatt Unterschlupf gefunden, weil sie von ihrem Freund aus der Wohnung geworfen wurde. Lotte verleitet die minderjährige Greta zum Rauchen, zum Trinken, zum Koksen und scheint die Art Mensch zu sein, vor der Eltern ihre Kinder warnen. Doch was, wenn die Vergangenheit an die Türe klopft und Verantwortungsbewusstsein fordert?

Der Film lebt von Karin Hanczewskis Darstellung der Lotte. Es macht großen Spaß zuzusehen, wie sie Lottes eigenwillige Persönlichkeit auf der Leinwand präsentiert, als wäre Lotte schon immer ein Teil von ihr. Gut ausgearbeitete Dialoge tun ihr Übriges. Leider kommt in diesem durchaus humorvollen Familiendrama die Handlung in der zweiten Hälfte zu kurz. Man wünscht sich, mehr von Lotte zu erfahren, mehr Konfliktlösungen als Alkohol und Drogen angeboten zu bekommen. Auch wenn es sehr erfrischend ist, dass Lotte sich nicht verbiegen lässt, fehlt es der Geschichte ein wenig an Würze. Das Ende kommt zum richtigen Zeitpunkt, gleichzeitig hat man als Zuschauer aber das Gefühl, dass die Geschichte jetzt erst ihren Anfang nimmt. Nichtsdestotrotz ist Lotte keine Zeitverschwendung und ein gelungenes Beispiel dafür, wie eine größtenteils selbstfinanzierte Eigenproduktion mit wenig Budget auskommen und zu einem unterhaltsamen Film werden kann.

Beitragsbild (c) Finderlohnfilm

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