Mob City (2015) Serienkritik: Im Untergrund fegt der Mob

Jan Lamann 12. August 2015 1
Mob City (2015) Serienkritik: Im Untergrund fegt der Mob

Eine Film-Noir-Gangsterserie, basierend auf dem Bestseller-Roman L.A. Noir von John Buntin und geschaffen vom The Walking Dead-Schöpfer Frank Darabont? Das klingt doch eigentlich nach einem garantierten Kassenschlager. Doch hat die Serie Mob City genügend Potenzial, den selben Kultfaktor zu erreichen wie die fesselnd erzählte Zombie-Apokalypse?

Es war einmal in Amerika

Los Angeles in den späten 1940er Jahren: Die Wunden des zweiten Weltkrieg sind gerade ein wenig geheilt, da bahnt sich schon der nächste Krieg an – diesmal aber spielt er sich im eigenen Land ab. Inhalt der Feindseligkeiten sind die Auseinandersetzungen zwischen dem aufblühenden organisierten Verbrechen und der Polizei von Los Angeles. Unter der Leitung von Hal Morrison (Jeffrey DeMunn) wird eine Spezialeinheit  ins Leben gerufen, um den kriminellen Machenschaften ein Ende zu bereiten. Auch Detective Joe Teague (Jon Benthal) kämpft fortan gegen die sich immer weiter ausbreitende Verbrechenswelle an.

Doch bald schon stellt sich heraus, dass Teagues Position in dieser Fehde nicht so eindeutig auszumachen ist. Er trifft auf den unbegabten Entertainer und Komiker Hecky Nash (gespielt von Shaun of the Dead-Protagonist Simon Pegg), der belastendes Beweismaterial gegen den Mafia-Boss Bugsy Siegel (Ed Burns, bekannt u.a. aus Der Soldat James Ryan) in der Hand hält und diesen damit erpressen will. Er bittet Teague, ihn bei der Geldübergabe zu beschützen. Zu diesem Zeitpunkt ahnt Teague noch nicht, dass er bald die wohl folgenschwerste Entscheidung seines Lebens treffen wird. Was danach folgt, ist ein von Misstrauen und Ungewissheit beherrschtes Katz-und-Maus-Spiel,  in dem sich Teague ständig wagemutig zwischen den Fronten bewegen muss, während er zusätzlich die Korruption in den eigenen Reihen bekämpft. Auch zwischen den Mitgliedern des organisierten Verbrechens (des „Mobs“) kommt es zu Spannungen und Machtkämpfen. Der Kampf um die einzelnen Territorien von L.A. schürt die Feindschaft zwischen den einzelnen Gangs und das Vertrauen zueinander gerät stark ins Wanken.

The Walking Noir

Mob City bietet Serienunterhaltung erster Güte. Die Schauspieler brillieren in ihren Rollen und wirken allesamt glaubhaft, womit die Produzenten erneut ihr gutes Gespür für gute Besetzungen beweisen. Die Dialoge sind packend geschrieben, und es ist interessant zu sehen, wie die einzelnen Charaktere aufeinandertreffen. Auch visuell ist Mob City durchgehend ein Augenschmaus und bietet viele eindrucksvolle Motive und Einstellungen, deren Reiz bis zur letzten Episode nicht an Qualität verliert. Anlehnungen an den Film Noir sind offensichtlich, jeder Charakter in der Serie scheint wie ein wandelndes Zitat, und unterstützt das Gesamtbild einer liebevoll gestalteten Hommage an das Genre.

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Doch leider werden manche typischen Film-Noir-Motive ein wenig zu oft zitiert, und wirken vereinzelt etwas abgegriffen. Grelle Neon-Reklametafeln, Maschinengewehr-Salven auf Bananenkisten und die „Umgestaltung“ eines Wettbüros mit dem Baseballschläger – an einigen Stellen wirkt der Verweis auf den klassischen Gangsterfilm plump, und verkommt zum Klischee.  Und auch die Ausstattung der Darsteller unterstützt diesen Eindruck immer wieder – in ihren schicken Anzügen und knalligen Krawatten wirken sie teilweise übertrieben kostümiert.

Die Handlung ist gut erzählt, doch kommt die Serie sehr zögerlich in Fahrt und kann auch den Spannungsbogen auf Dauer nicht ganz aufrechterhalten. Gewisse Längen einzelner Schauplätze, wie man sie bereits in der Handlung von The Walking Dead finden konnte, gibt es auch in Mob City. Während The Walking Dead diese jedoch allein durch das durchgehend düstere und beängstigende Szenario ausgleichen konnte, kommen sie in Mob City wesentlich deutlicher zum Tragen. Und dies ist wohl auch das größte Problem von Mob City  – die Produzenten bieten zwar solides, gut gemachtes Handwerk, liefern aber leider zu wenig neue, unverbrauchte Ideen und am Ende der einzelnen Episoden zu wenige Cliffhanger, um dafür zu sorgen, dass der Zuschauer neugierig bleibt. Dies mag einer der Gründe dafür sein, dass es wegen mäßiger Einschaltzahlen keine Staffel 2 von Mob City geben wird. Eigentlich schade, denn die Serie hatte trotz einer Reihe von Schwächen durchaus Potential.

Fazit

Mob City ist allein durch die großartigen Bilder ein Muss für Jeden, der an Gangsterfilmen wie Goodfellas und Road to Perdition seine Freude hat. Auch sehr positiv zu erwähnen ist die grandiose Besetzung – hier trifft man einige Charaktere aus The Walking Dead und andere namhafte Darsteller aus Film und Fernsehen wieder. Zwar könnten die einzelnen Folgen ein wenig mehr Raffinesse und Dramatik besitzen, trotzdem lohnt es sich, ein paar Episoden lang das Los Angeles der 1940er Jahre zu besuchen.

Moby City gibt es seit dem 2. Juli 2015 auf DVD und Blu-ray!

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