Filmkritik: 00 Schneider – Im Wendekreis der Eidechse

Florian Erbach 21. Oktober 2013 1
Filmkritik: 00 Schneider – Im Wendekreis der Eidechse
  • Story
  • Musik
  • Bild und Setting
  • Genre: Komödie

Seicht klingt die Musik, die wie eine Mischung aus spanischer und jazz-angehauchter Musik anmutet. 00 Schneider blickt nachdenklich auf das Meer, ehe er ins Auto steigt und im nächsten Augenblick bereits in Mühlheim ist. Fast mit Routine erwirbt er bei einer Kioskfrau (die verdächtig wie ein Mann aussieht) einen „6 aus 39“ Schein und füllt ihn fast selbstverständlich mit 1 2 3 4 5 und 6 aus. Wir beobachten weiter und werden Zeuge eines „liebevoll“ zubereiteten Frühstücksmahles, welches vom Besuch der Tante aus Amerika unterbrochen wird, die er zwar nicht kennt, aber der er doch Einlass gewährt.

Wer diese Szenen zu Beginn des Films gesehen hat weiß sofort: Wir befinden uns in einem Film von Helge Schneider. Die Beschreibung dessen kommt nicht annähernd an das heran, was auf der Leinwand zu sehen ist. Alltagskomik wie sie nur selten dargestellt werden kann.

00 Schneider neuestes Abenteuer

Fast 10 Jahre mussten Fans von Helge Schneider auf das neueste Abenteuer von 00 Schneider warten. Legendär ist sein 00-Schneider-Film „Jagd auf Nihil Baxter„, der ebenso vor Verrücktheit und Wahnsinn, wie Witz und Intelligenz, wie kaum ein andere deutsche Komödie, strotzt. Dabei verdankt der Film seinen eigenen Charme vor allem Helmut Körschgen, Andreas Kunze und Schlingensief. Körschgen wurde bei den Dreharbeiten zu „Texas“ entdeckt und war eigentlich als Parkplatz-Wächter zuständig. Helmut Körschgen stieg somit sprichwörtlich vom Parkplatzwächter zum „Filmstar“ auf. Seine unnachahmliche Art ist bis heute unvergessen und brachte ihm seinen berechtigten Kultstatus. Er vermochte stets den Eindruck zu vermitteln kein Schauspieler zu sein und sein Improvisationstalent ist unerreicht, ebenso wie sein Blick, der oft direkt, manchmal Hilfe suchend und fragend, in die Kamera ging. Andreas Kunze spielte in allen Filmen von Helge Schneider mit und dies oftmals als Frau. Unvergessen ebenfalls seine Darstellung der Frau von 00 Schneider. Christoph Schlingensief der vor allem als Theaterregisseur und Aktionskünstler bekannt ist, zeichnet sich bei „Jagd auf Nihil Baxter“ für die Co-Regie aus und gab dem Film so eine ganz eigene Note. Leider weilen diese drei großartigen Künstler nicht mehr unter uns. Kann der neueste „00-Schneider-Film“ auch ohne sie an den Vorgänger anknüpfen?

Im Wendekreis der Eidechse

Schneider begibt sich mit der Grundhaltung des Films in keine neuen Gefilde. Wie am Anfang schon angesprochen, ist „Im Wendekreis der Eidechse“ ein typischer Film, wie er nur von Helge Schneider 00_Schneider___Im_Wendekreis_der_Eidechse_Plakatsein kann. Verwirrende, bisweilen völlig sinnlose Szenen werden gefolgt von Dialogen, die sonst wohl kaum in einem anderen Drehbuch stehen würden. Gerne schweifen Szenen völlig ab und versanden, ehe sie wieder unerwartete Anknüpfungspunkte finden. Absurdität in Reinkultur. Sinnbildlich dafür steht wohl auch, dass ein Teil der Szenen im fernen Spanien gedreht wurden und das, obwohl der Film in der Metropole Mühlheim spielt. Alles wirkt merkwürdig und hat doch einen Sinn. Die Polizeistation und auch die übrigen Szenenbilder sind ebenfalls „typisch“. Da wird gerne einmal ein blutiger Koffer übersehen oder der Gefangene mit Schlägen und Tritten malträtiert. Die Musik ist ebenfalls grandios. Helge Schneider startete seine Karriere als ernsthafter Jazz-Musiker und das ist er auch heute noch. Doch wie ist die Geschichte?

00-Schneider, der an seinen Memoiren arbeitet, bekommt einen kniffligen Fall übertragen. Ein eidechsenartiges Wesen (Rocko Schamoni) treibt sein Unwesen und Kommissar Schneider versucht die Welt von diesem Übel zu befreien. Die Geschichte lässt Höhepunkte und spannende Wendungen komplett vermissen. Das muss nicht unbedingt schlecht sein, denn immerhin geht es ja hier nicht um eine Geschichte, sondern vor allem um Klamauk und Witz.

Leider punktete „Im Wendekreis der Eidechse“ jedoch auch nicht bei den Witzen. Im Vergleich zum Vorgänger gibt es kaum gute Gags und die Schmunzler und Lacher lassen sich leider an einer Hand abzählen. Der Witz und die Unbeschwertheit von Filmen wie „Texas“ oder eben „Jagd auf Nihil Baxter“ sind für mich nur selten auszumachen.

Fazit

Sehr gerne hätte ich „00 Schneider – im Wendekreis der Eidechse“ die volle Punktzahl gegeben. Ich liebe Helge Schneider und könnte ihn mir stundenlang ansehen, selbst wenn er nur auf der Bühne von links nach rechts gehen und dabei Tee trinken würde. Wohl mit zu hohen Erwartungen sah ich dann seinen neuesten Film und war enttäuscht. Die Aufmachung des Films ist wie gewohnt und auch witzig, aber es fehlen die großen Momente. Wird man sich in Jahren noch an Szenen erinnern können? Ich glaube nicht. Somit ist der Film selbst für mich als Helge-Fan nur besseres Mittelmaß. Für Leute, die mit Helge und seiner Art von Humor nichts anfangen können, dürfte der Genuss des Films nicht einfach sein. 2,5/5

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