Schändung – Filmkritik zum Thriller (2015)

Martin 26. September 2015 0
Schändung – Filmkritik zum Thriller (2015)

Der dänische Film Schändung besitzt als „Sequel“ zu Erbarmen (2013) die übliche Ausgangssituation, die filmische Nachfolger für sich nutzen können. Die Charaktere sind etabliert, und darauf aufbauend kann man neue Facetten offenlegen.

Schändung als eine Krimi-Geschichte konzentriert sich vor allem darauf, die Dramatik aus dem Fall zu ziehen. Gleichzeitig wird der Fall aber auch persönlich mit dem Protagonisten der beiden Filme, die auf den Romanvorlagen von Jussi Adler-Olsen basieren, verbunden. Dieser (Anti-)Protagonist, Carl Mørck (Nikolaj Lie Kaas), ist immer noch im Keller des Polizeigebäudes als Mitarbeiter der Sonderdezernats Q tätig. Außer ihm arbeitet dort bisher nur Assad (Fares Fares), und wer hier wen – menschlich und arbeitstätigkeitsbezogen – anleitet, stellt eine der Dynamiken des Films dar. Optische und weibliche Abwechslung im braunen Untergeschoss bringt die neue Mitarbeiterin/Sekretärin Rose (Johanne Louise Schmidt) ins Spiel. Das Sonderdezernat Q bleibt jedoch eine kleine, aber feine Strafkolonie. Seit Jahren unaufgeklärte, ungelöste Fälle sollen nachgeprüft und am besten gelöst werden. Eine Mammutaufgabe mit geringerer Anerkennung, als man denken sollte, wie dem Zuschauer in einer frühen Szenen sehr amüsant vor Augen geführt wird.

Wie auch in Erbarmen beginnt der Fall voller Rätsel. Entscheidend ist hier zum einen, dass Carl früh Schuld auf sich lädt. Einen besorgten Vater, der ihn im Fall seiner zwei ermordeten Kinder um Hilfe bitte, vertröstet er auf den nächsten Tag.  Er wird jedoch tot in der Badewanne aufgefunden, in Folge eines Selbstmords. Der Fall lässt Carl nun nicht mehr los. Aber es wird noch „schlimmer“: Denn zum anderen findet sich Carl in der Frau (Danica Curcic und Sarah-Sofie Boussnina), die den Mittelpunkt des Falls bildet, und die nun in den Straßen wandelt, persönlich wieder. Wer hier Erbarmen nicht gesehen hat, dem geht einiges an Bedeutung dieser Verbindung verloren. Doch auch so funktioniert das Wiederfinden des Polizisten im Opfer bzw. der Täterin, da Nikolaj Lie Kaas den verschrobenen Cop an der Schwelle des Widerlings schon herrlich spielt und man seine schwierige Vergangenheit greifen kann. Assad als geruhsamer und beruhigender Gegenpol funktioniert wunderbar. Jedoch ist Carl wie in bester Krimi-Manier schon etwas überzeichnet.

Zu der blutigen Geschichte, die es hier aufzudecken gilt, möchte ich nicht all zuviel verraten. Die Romanvorlage bietet einen spannenden Stoff, der sich über eine halbe Lebensspanne der Involvierten erstreckt. Jedoch ist alles ein wenig zu vorhersehbar in Anbetracht der „Vision“, die hier verfolgt wurde. Einige Elemente, die schocken sollen (z.B. „das rote Zimmer“ eines der Fieslinge), wirken etwas aufgesetzt und daher plump. Der Film ist düster, kann dieses erzählerische und visuelle Stilmittel aber nur auf die Mordgeschichte anwenden und nicht wie in Erbarmen auf Carls Hintergrund. Hier hätte ich mir die anfangs angesprochene charakterliche Ausdifferenzierung gewünscht. Auch Assad kommt über die Rolle des – zugegebenermaßen – sympathischen „Sidekicks“ nicht hinaus.

Als konventioneller Krimi (und Thriller) funktioniert Schändung äußerst gut. Charakterlich-dramatische Elemente werden aber nicht in der Qualität adaptiert, wie das noch beim Vorgänger getan wurde. Mehr Tiefe bei den Protagonisten hätte den Film noch besser machen können. Trotzdem freue ich mich schon auf den dritten Fall, der Erlösung heißt.

Schändung ist seit dem 27. September als DVD und Blu-ray verantwortlich.

Beitragsbild und Trailer: (c) Warner Home Video

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