Skin Trade (2015) Kritik: Brutal, dynamisch, gedankenlos

Nils 21. Juli 2015 0
Skin Trade (2015) Kritik: Brutal, dynamisch, gedankenlos

„Skin Trade“ will uns die extrem brutale Welt des illegalen Menschenhandels zeigen. Während man eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Thema vermisst, überzeugt der thailändische Actionfilm durch eindrucksvolle Kampfszenen und eine dynamische Handlung.

Nick Cassidy (Dolph Lundgren) ist Polizist in New Jersey. Beim Zugriff auf einen serbischen Menschenhändler tötet er dessen Sohn und bekommt so die Rache des Menschenhändlers am eigenen Leib zu spüren. So lässt Viktor Dragovic (Ron Perlman), der mitterweile russischer Staatsbürger ist und aufgrund politischer Einflussnahme bereits kurz nach seiner Verhaftung wieder freigelassen wird, Nicks Frau und Tochter ermorden – Nick selbst wird schwer verletzt. Zur gleichen Zeit arbeitet Tony Vitayakul (Tony Jaa), ein Polizist in Thailand, an einer Operation, die eine Prostituierte aus den Fängen ihrer Entführer befreien soll. Bei seinen Einsätzen wird Tony von seiner Freundin Min (Celina Jade), die als Kind von ihren Eltern an Viktors Menschenhandelsring verkauft wurde und nun als Tänzerin in einem seiner Clubs in Poipet arbeitet, unterstützt.

Als Nick im Krankenhaus vom Tod seiner Familie erfährt, entlässt er sich kurzerhand selbst und packt – begleitet von agressiver Musik – seine Sachen für einen blutigen Rachefeldzug. Er beginnt in einem Restaurant, das Viktors Anwalt gehört, und erfährt dort, dass der Menschenhändler nach Kambodscha geflohen ist und bei einem lokalen Politiker Unterschlupf gefunden hat. Kurze Zeit später muss Viktor – aufgrund der Einflussnahme der USA – allerdings Kambodscha verlassen und begibt sich nach Thailand. Nick reist nun ebenfalls nach Thailand in der Hoffnung, Viktor stellen zu können. Dort angekommen muss er zunächst den Männern seiner alten Einheit entkommen, die versuchen, den außer Rand und Band geratenen Polizisten wieder einzufangen. Dabei trifft er auf Tony, der ihn – nach anfänglichen Gegensätzen – bei seiner Jagd auf Viktor unterstützt.

Viel Gewalt – wenig Nachdenken

Wie die Handlung bereits vermuten lässt, handelt es sich bei „Skin Trade“ um einen klassischen Actionfilm mit vielen Martial-Arts-Element. In guter Tarantino-Manier wird dem Zuschauer mit Viktor Dragovic ein Bösewicht vorgestellt, der schlimmer nicht sein könnte: Brutal, sadistisch und gierig. Umso wohltuender und moralisch gerechtfertigter erscheinen daher auch Nicks Feldzüge gegen den Ring des Serben. Dabei spart Regisseur Ekachai Uekrongtham nicht an übertriebenen Schießereien und absurden Prügeleien. Immerhin: Langweilig wird der Film selten. Und doch wäre es schön gewesen, die logischen Fehler nicht ganz so offensichtlich hervortreten zu lassen. Wenn Nick nach zehn Tritten an den Kopf immernoch mit nur zwei Kratzern im Gesicht seine Gegener verhaut, fragt man sich schon, mit wem man es eigentlich zu tun hat.

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Wer also eine differenzierte Auseinandersetzung mit den Ursachen und Hintergründen dieses menschenverachtenden Geschäfts erwartet, wird sicherlich enttäuscht. Und trotzdem ist „Skin Trade“ filmtechnisch mehr als die simple Aneinanderreihung dutzender Verfolgungsjagden: Wilde Kämpfe und epische Slowmo-Szenen wechseln sich ab mit Parkourelement, asiatischer Kampfkunst und auch die obligatorische Verschwörung fehlt am Ende nicht. Dennoch drängt sich der Eindruck auf, dass es sich eher um einen Exploitation-Film handelt, der nicht wenige Elemente von „Gesetz der Rache“ übernommen hat.

Solide Filmtechnik und interessanter Cast

Technisch gesehen überzeugt der Streifen durchaus: Die Kamerafahrten machen geradezu Spaß und der überlegte, keinesfalls exzessive Einsatz der Zeitlupe entfaltet seine Wirkung. Das markante Äußere des Schwedens Dolph Lundgren, der als Protagonist sehr an Helden wie Silvester Stallon oder Arnold Schwarzenegger erinnert, trägt schlussendlich dazu bei, dass der Kampf der beiden Polizisten gegen den Menschenhandel als Familienbetriebt (Viktor arbeitet die meiste Zeit über mit seinen vier Söhnen zusammen) zum unterhaltsamen Abendprogramm wird.

Skin Trade Tony Vitayakul
Auch über Lundgren hinauss ist der Cast interessant: Mit Tony Jaa ist einer thailändischer Martial Artist mit an Bord, der Fans des Genres besonders durch die Ong-Bak-Reihe bekannt sein wird. Auch wer den Aisaten bisher nicht kannte, düfte durch seinen Auftritt in „Skin Trade“ überzeugt werden. Die eindrucksvollen Stunts verbunden mit der angenehmen Tatsache, dass er nicht hinter seinem westlichen Pendant zurück treten muss, und er sich – im Gegensatz zu Nick – moralisch weniger in den Feind verwandelt, den er eigentlich zu bekämpfen versucht, machen ihn für mich zum eigentlichen Helden des Films. Nicht zuletzt passt auch Ron Perlman (Hellboy) in die Rolle des Viktor Dragovic wie die Faust auf’s Auge.

Einfache Unterhaltung statt wirklicher Auseinandersetzung

Zusammenfassend lässt sich „Skin Trade“ als durchschnittlicher Actionfilm beschreiben, der zwar kurz auf die Machtlosigkeit und Abhängigkeit des Polizeiapparats gegenüber großen Verbrecherkartellen eingeht, jedoch das Thema „Menschenhandel“ nicht mal oberflächlich beleuchtet – auch nicht durch die Information am Ende des Films, dass jährlich 20 bis 30 Millionen Menschen weltweit verschleppt werden. Daneben leidet Uekrongthams Werk an einem Ende, das zu sehr nach Fortsetzung schreit und daran, dass sich zu wenig mit der Problematik der rücksichtslosen Selbstjustiz eines Polizisten auseinandergesetzt wird. Das alles macht „Skin Trade“ zu einem zwar sehr unterhaltsamen, aber nicht wirklich einprägsamen Film, der sich, selbst unter Berücksichtigung des Budgets von zirka 9 Millionen Dollar, nicht mit seinen Vorbildern wie „96 Hours“ oder „Gesetz der Rache“ messen kann.

„Skin Trade“ erschien am 7. Juli 2015 auf DVD, Blu-ray und VOD.

Alle Bilder: © 2015 Ascot Elite Home Entertainment GmbH

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