The Do-Over – Kritik zum Netflix-Original mit Adam Sandler

Lukas Bohl 6. Juni 2016 0
The Do-Over – Kritik zum Netflix-Original mit Adam Sandler

Filme mit Adam Sandler in der Hauptrolle haben es nicht leicht. Jeder scheint sie zu hassen, nur weil es „wieder ein Adam Sandler Film“ ist. Filme wie „Jack and Jill“ haben Sandlers Ruf, welchen er sich in den 90ern erarbeitet hatte, ruiniert. Auch die letztjährige, exklusiv bei Netflix erschienene Western-Parodie „The Ridiculous Six“, welche von vielen Zuschauern sogar als rassistisch eingestuft wurde, half ihm da nicht aus der Patsche. Nun kommt Netflix mit einer neuen Sandler-Komödie daher – The Do-Over. Die Beschreibung verspricht mir eine alberne, ulkige und anzügliche Actionkomödie. Um ehrlich zu sein, ich erwartete keinen niveauvollen oder gar einen guten Film. Ich hoffte, dass mich ein paar lustige Slapstick-Einlagen und der ein oder andere coole Spruch durch den  Film bringen würden, welcher mit über 100 Minuten vielleicht ein wenig zu lang ausfällt. Doch schon bald nach Beginn des Films merkte ich, dass bereits diese geringen Erwartungen zu hoch angesetzt waren. Doch beginne ich erst einmal mit der Schilderung der Ausgangssituation:

Bankmanager Charlie (David Spade) ist verzweifelt, statt nostalgischen Gefühlen kocht in ihm nur der blanke Hass auf. Seine Frau schmeißt sich auf einem Klassentreffen, viele Jahre nach dem Abschluss, an einen anderen Kerl (Sean Astin) ran. Zum Glück trifft er auf der Party auch auf seinen alten Kumpel Max (Adam Sandler). Bei einem Drink erzählt Charlie Max von seinem langweiligen Leben, seiner Frau, die ihn nur finanziell ausnutzt und seinen Kindern, welche ihn durchgehend hänseln. Max stattdessen scheint ein sehr erfolgreiches Leben zu führen, denn er arbeitet angeblich beim FBI, wie er Charlie erzählt. Zusammen machen sie einen Ausflug auf Max Jacht. Ohne Charlies Zustimmung täuscht Max den Tod der beiden vor und sie nehmen neue Identitäten an. Diese gehörten aber zwei realen Personen, welche vor kurzer Zeit ermordet aufgefunden wurden und eine schier unglaubliche Entdeckung gemacht haben, auf die die gesamte Welt aus ist. Eine Menge Ärger ist also vorprogrammiert.

Die Geschichte wirkt leider von Anfang an sehr konstruiert und vieles ist noch nicht zu verstehen, dies ändert sich doch mit Ende des Films, indem mit einem kleinen Plottwist alles zurechtgerückt wird. Das ist zwar weder gut geschrieben, noch wirklich nachvollziehbar, aber man kann es dem Film verzeihen. Genauer kann ich hier leider nicht ins Detail gehen, da ich sonst schnell zu viel verraten würde. Der Look des Films könnte insgesamt ein wenig hochwertiger sein, doch da es sich hier um ein Netflix-Original handelt, der Film also nicht im Kino läuft, stört es nur geringfügig. Was jedoch schon deutlich stärker stört, sind die unglaublich offensichtlichen Product-Placements, welche einem – im wahrsten Sinne des Wortes – direkt vor die Nase gehalten werden. Das reißt den Zuschauer schon ein wenig aus dem Film heraus und hätte nicht so aufdringlich sein müssen.

Die Dialoge sind leider die meiste Zeit über höchstens zweitklassig und den Actionsequenzen fehlt es meist komplett an der namensgebenden Action. Möglicherweise wurde hier wohl das Budget knapp, anders kann ich mir das eigentlich nicht erklären. Der einzige Slapstick-Moment des Films – einer der „Bösen“ steht vor einer Garage, das Auto unserer Helden fährt durch das Garagentor und rammt den Mann weg – wird gleich zweimal auf genau gleiche Weise verwendet. Hier herrscht leider extreme Ideenlosigkeit. Die für manche Komödien leider typischen Momente der Fremdscham und eine Menge Humor unter der Gürtellinie fehlen The Do-Over natürlich auch nicht. Zur Besetzung gibt es nur recht wenig zu sagen. Vor allem David Spade liefert eine, von der komödiantischen Seite betrachtet, grundsolide Leistung als Hauptcharakter Charlie ab. Adam Sandler hingegen wirkt meist einfach zu ruhig und etwas zu eintönig in seiner Rolle, in vielen Szenen wirkt es beinahe so, als hätte er kurz am Set vorbeigeschaut und wäre dann schnell wieder verschwunden. Sean Astin als ekelhaften Liebhaber von Charlies Frau zu sehen, zerstört vielleicht das Herz des ein oder anderen „Herr der Ringe“-Fans, doch seine Rolle spielt er recht überzeugend. Ein weiterer wichtiger Platz in der Story wird von Paula Patton als Heather eingenommen. Zu ihrer Rolle möchte ich, aus Spoiler-Gründen, ebenfalls nichts Genaueres sagen.

Doch trotzdem bringt mich ihre Rolle zu dem Punkt, der mich beim Ansehen des Filmes am meisten gestört hat: die unangebrachte Darstellung von Frauen und zu Teilen auch von Homosexuellen. Natürlich will ich den Machern keine bösen Absichten unterstellen, doch nahezu alle weiblichen Charaktere scheinen nur zu existieren, um von den Hauptcharakteren „erobert“ zu werden. Auch manche Dialoge zwischen Charlie und Max enthalten Stellen, welche durchaus verletzend für weibliche Zuschauer seien könnten. Auch die Darstellung von Homosexuellen ist zumindest fragwürdig. Sie werden in den Dialogen immer als ein wenig pervers und andersartig dargestellt, so wirkte es zumindest auf mich.  Von Netflix bin ich eigentlich vernünftigere Stoffe gewohnt, welche sich gerade mit den eben genannten Bereichen gut auseinandersetzen. London Spy und Orange Is The New Black seien hier beispielsweise genannt. Sehr schade, dass man bei dieser Produktion nicht darauf geachtet hat, auch wenn ich über die Beteiligung von Netflix selbst an der Entstehung dieses Films natürlich nicht Bescheid weiß.

Es tut mir sehr leid, dass ich in dieser Kritik ein wenig abgeschweift bin, jedoch hielt ich es für bitter nötig. Abschließend kann man sagen, dass The Do-Over sogar für die größten Adam Sandler Fans eine ziemliche Herausforderung sein dürfte. Die Action ist eigentlich nicht vorhanden, genau wie die Witze, die sich wenn dann unter der Gürtellinie abspielen.  Die Ausgangssituation des Films allein hätte schon mehr hergeben können. Zumindest ein paar mehr wirklich lustige Szenen (Verwechslungen aufgrund ihrer neuen Identitäten etc.) hätte es eigentlich geben müssen.  Denn am Ende ist The Do-Over eine Actionkomödie ohne richtige Action, die weder albern, noch ulkig und höchstens ein wenig anzüglich ist.

Trotzdem scheint Netflix auf Sandler zu vertrauen, denn zwei Filme mit ihm sollen noch kommen. Ein bisschen besser als The Do-Over sollten die aber schon sein.

Video und Beitragsbild: © Netflix

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