The Neon Demon (2016): Künstlichkeit bis ins Detail

Marie-Hélène Lefèvre 21. Juni 2016 0
The Neon Demon (2016): Künstlichkeit bis ins Detail

Nach drei Jahren ist es endlich wieder soweit: Ein neuer Film des dänischen Regisseurs Nicolas Winding Refn kommt in unsere Kinos. The Neon Demon  spielt in der Modewelt von Los Angeles und gleicht dabei selbst einem künstlerischen Werbespot.

Ein Film mit vielen Facetten

Um was geht es in The Neon Demon? Das ist gar nicht so einfach zu beantworten. Das Komplizierte ist nicht, um was es geht, sondern wie man es beschreiben soll, um die richtigen Erwartungen an den Film zu wecken. Die Handlung lässt sich folgendermaßen zusammenfassen: Die junge Jesse, gespielt von Elle Fanning (Maleficient) zieht alleine nach Los Angeles, um eine Modelkarriere zu beginnen. Da sie außergewöhnlich schön ist, fliegen ihr die Aufträge förmlich zu. Sie freundet sich mit der Visagistin Ruby an – Jena Malone aus Die Tribute von Panem -, die sie in ihre Model-Clique einführt. Schnell ist Jesses Umfeld entweder eifersüchtig auf oder geradezu verliebt in sie, während dem jungen Mannequin der Erfolg zu Kopf steigt und ihre Konkurrentinnen bald der Kragen platzt.

Was sich wie die Handlung eines Coming-of-Age-Films oder Dramas anhört, entpuppt sich vielmehr als Film mit Horror-, Mystery- und Thriller-Elementen. Ein schonungsloser Blick hinter die Kulissen der Modewelt ist dabei gar nicht das Anliegen von Refn. Er nutzt das Setting der Modewelt, um schöne Frauen in tollen Umgebungen in Szene zu setzen. Er reichert das Ganze mit beeindruckenden Aufnahmen von Los Angeles an und mischt sie mit düsteren, abstrakten und unheimlichen Traumsequenzen, untermalt von den faszinierenden Synthie-Pop-Klängen von Cliff Martinez, die maßgeblich zur Spannung beitragen. Dabei wirkt alles perfekt ausgeklügelt: Die Künstlichkeit der gezeigten Modewelt spiegelt sich in allem wieder, in den auffällig menschenleeren Settings im sonst so belebten Los Angeles, im reduzierten Schauspiel seines sehr gut gecasteten Ensembles und in den Kameraeinstellungen. Rein visuell ist der Film eine Wucht. Kamera, Licht und Ton überzeugen auf ganzer Linie und lohnen den Kinobesuch auf jeden Fall. Man merkt The Neon Demon an, dass die dafür verantwortlich Zeichnenden Matthew Newman (Schnitt), Cliff Martinez (Musik) und Lene Borglum (Produktion) ein gut eingespieltes Team rund um Refn bilden – wirkten sie doch schon alle bei seinen vorigen Filmen Only God Forgives (2013), Drive (2011), Walhalla Rising (2009) und Bronson (2008) mit.

Wo Refn draufsteht, ist Refn drin

Doch der Knackpunkt bleibt die Spannung: Die Figuren bleiben undurchsichtig und werfen sich derart lange, bedeutungsschwangere Blicke zu, dass  eine fesselnde Spannung nicht aufkommt. Vielversprechende Szenen führen ins Nichts. Stattdessen verliert sich Refn in schönen Bildkompositionen, Farben und Motiven, während die Handlung nebensächlich wird. Darüber täuschen auch die von ihm bekannten Horror- und Splatter-Elemente nicht hinweg.

Trotzdem ist eins sicher: Refn ist sich auch in seinem neuesten Werk treu geblieben. Tendenzen zur Filmkunst, tolle Aufnahmen und schonungslose Gewaltexplosionen ziehen sich durch seine Filme wie ein roter Faden und sind auch in The Neon Demon vorhanden.

Eine echte Filmempfehlung …

… für Fans von Arthouse-Filmen mit Horror-Elementen, Filmen von David Lynch (insbesondere Mulholland Drive), Brechtschem Theater und Liebhaber mystischer Traumfilme. Ab 23.Juni ist The Neon Demon in unseren Kinos zu sehen.

The Neon Demon (2016): Künstlichkeit bis ins Detail

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