Tim Burton-Ausstellung: Brühl ist das neue New York

Benedikt Brosowski 9. September 2015 0
Tim Burton-Ausstellung: Brühl ist das neue New York

If I can make it there, I’ll make it anywhere. It’s up to you, Brühl, Brühl

Vor drei Wochen eröffnete der weltoffene Meister der Phantasie Tim Burton persönlich seine Kunstausstellung The World of Tim Burton über sein eigenes Werk in Brühl bei Bonn.

Ein Hollywood-Regisseur in einem kleinen, unbedeutenden Nest wie Brühl? Das passt ja fast so gut zusammen wie Nutella und Mortadella auf Weißbrot. Aber bei Tim Burton ist das etwas anderes. Dieser sucht nicht gezielt nach dem großen Publikum, der Weitläufigkeit seines eigenes Opus, sondern nach der Kunst.

Vor etwa fünf Jahren stellte Burton erstmals der Öffentlichkeit eine riesige Sammlung privater Skizzen, Skulpturen, Fotografien, Gemälde und Storyboards, die niemals für das fremde Auge gedacht waren, zur Verfügung. Nirgendwo anders als in der Welthauptstadt New York im dortigen Museum of Modern Art. Quasi eine gigantische, begehbare Geisterbahn der obskuren Hirnwelten Burtons, zu der sein liebster Komponist Danny Elfman auch noch exklusive Musik geschrieben hat.

Die Gigantomanie New Yorks liesse sich wohl kaum in einen kleinen Keller packen, will man denken. Doch genau das hat das Team um Tim Burton herum fabriziert. Und warum? Weil der Regisseur ein großer Fan vom Surrealisten Max Ernst ist. Dieser ist gebürtiger Brühler und so schließt sich der Kreis, warum Burton auf gefühlt nur 10m2 einen Einblick in The World of Tim Burton gibt. Diese findet nämlich direkt unter der Sammlung von Max Ernst bedeutendsten Werken statt. Was eine Ehre für alle Beteiligten.

Geplant war eine solche Präsentation eigentlich nie. In der Pressekonferenz gibt Tim Burton das passende Bild ab. Für ihn sei es nun so, als würden Fremde seine dreckige Wäsche durchsuchen. Kaum eines der Werke hat eine Signatur, sodass die Intimität zwischen Künstler über Objekt zum Betrachter vollends zustande kommen kann. Tim Burton ganz privat.

Wenn man von dem Ausmaß der Ausstellung in New York weiß und diese nun auch in Brühl erwartet, läuft man leider Gefahr enttäuscht zu werden. Trotzdem. Das Wichtigste, Spannendste und Witzigste ist anscheinend perfekt zusammengestellt, denn man bekommt wohl kaum einen besseren Tiefgang in das Genius hinter Batman Returns, Beetlejuice, Nightmare Before Christmas und Frankenweenie. Man muss sich nicht viel Zeit lassen, um zu verstehen, dass Tim Burton ein Apparat höchst feinen Humors ist. Trotz dem Übermaß an Monstern und gruseligen Fantasien, lacht man eher, als sich zu fürchten. Figuren aus seinen Stop-Motion-Filmen stehen neben einer Gilde aus Versagern. Putzige, deformierte Charaktere aus Tim Burtons Ideen-Manufaktur.

Da gibt es also jemanden, der es schafft, die schlimmsten Albträume kindischer Natur in ein ungeahntes Lach- und Vergnügungs-Potential umzuwandeln. Vielleicht wird man ja irgendwann auch ganz Brühl nur mit Lachen versorgen, statt dem stummen Wind einer grauen Stadt zwischen Bonn und Köln.

Fahrt hin! Ins Max Ernst Museum in Brühl!

Die Ausstellung geht bis Anfang Januar 2016 und für Wissbegierige hat die Deutsche Welle hier einen netten Beitrag zusammengeklebt.

Beitragsbild: © Tim Burton

Videos: © Max Ernst Museum Brühl des LVR