Wofür LEGO steht – Minifiguren auf der Leinwand

Gastautor 24. September 2017 0
Wofür LEGO steht – Minifiguren auf der Leinwand

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The LEGO Batman Movie (2017)

Mit dem Nachfolger von „The LEGO Movie“ baut das ausführende Produktionsstudio Warner Bros. 2017 seine Strategie, Minifiguren aus Plastik eine eigene Story zu verpassen, aus. Mit dem Zug, einen Publikumsliebling zum Protagonisten zu machen, sichert sich die Filmgesellschaft zwar eine konkretisierte Fangemeinschaft für den Film, die außer den Baustein-Freaks und Begeisterten des LEGO-Movies auch die Verehrer von DCs Dunklem Ritter einschließt. Jedoch gibt das Werk von Chris McKay die Kernerkenntnis seines Vorgängers scheinbar auf. Die Hommage an die Welt der bunten Vielfalt, die die Spielwiese unbegrenzter Fantasie sein soll und über die Barrieren einer jeden Altersfestlegung hinaus auch den Verstand Erwachsener mit kindlichem Einfallsreichtum fluten kann, wird gegen die selbstreferenzielle Auseinandersetzung der Fledermaus mit ihrer eigenen Comicwelt und dem Wert einer Familie ausgetauscht. Der bekannte Scharfsinn von Selbstironie und Parodiehaftigkeit bleibt dabei allerdings erhalten.

Der Protagonist des Films LEGO-Batman wird in seinem Solo-Leinwandauftritt in eine allwissende Position versetzt, in der er scheinbar Kenntnis über die Beliebtheit seiner Comic-Persönlichkeit außerhalb der Grenzen seiner fiktionalen Welt von Gotham hat. Er lässt sich als Star feiern, wie er durch seine wahre Fangemeinschaft gefeiert wird und repräsentiert sich selbst, indem er auf überspitzte Weise die Charaktereigenschaften nach außen kehrt, mit denen er von seinen Verehrern hauptsächlich assoziiert wird. Im Zuge dessen wird unter anderem das Vertriebssystem der Merchandise-Artikel kommentiert, wenn der Superheld Shirts, Tassen und andere absonderliche Gebrauchsgegenstände in schwarzer Farbe, bedruckt mit seinem gelben Symbol verschenkt. Seinem fantastisch-gravitätisch bekannten Erscheinungsbild nicht genug, wird dem Dunklen Ritter ein Zusatz-Coolness-Faktor als „Heavy-Metal-Rap-Maschine“ verliehen.

Die Selbstreferenz ist in „The LEGO Batman Movie“ allgegenwärtig: Superman schmeißt eine Party anlässlich des 57-jährigen Jubiläums der Justice League. Batman leugnet zudem die stereotypische Antagonisten-Beziehung zwischen ihm und dem Joker, wofür Superheld und Superschurke gleichermaßen prominent sind. Der Butler Alfred erwähnt gegenüber dem typisch düster-defätistischen Batman all dessen bisherige Kino- und Fernsehauftritte, um sein desolates Charakterbild zu betonen (die Fernsehserie der 60er Jahre nimmt er davon aus, indem er sie als „ganz sonderbar“ bezeichnet). Bruce Waynes Schwelgen in Erinnerungen an seine Eltern wird dahingehend karikiert, als dass das gezeigte letzte gemeinsame Familien-Selfie kurz vor dem Ableben seiner Eltern an einer Straßenecke zu „Crime-Valley“ aufgenommen wurde. Mit der überspannten Vielzahl an Bat-Fahrzeugen (das Arsenal umfasst U-Boot, Space-Shuttle, Zeppelin, Kajak, Wüsten-Buggy…) wird nicht zuletzt das Ausrüstungs-Repertoire Batmans parodiert.

Die hyperbolische Darstellung der Herausforderung für LEGO-Batman, mit einer enormen Bandbreite an Minifiguren-Schurken fertig zu werden, verdeutlicht nicht nur als weiteres Beispiel die referenzielle Selbstkarikatur des Wächters von Gotham. Der geforderte Kampf gegen Lord Voldemort, Sauron, King Kong oder die Raptoren aus Jurassic Park stempelt zudem die Mission des Dunklen Ritters als selbstverständlich ab, den Bedrohungen Einhalt zu gebieten und schafft somit Platz für eine neue zentrale Konfliktfrage: Es wird die Aufgabe Batmans in den Fokus gerückt, eine Familie zuzulassen. Er wird mit den kritischen, weniger guten Seiten seiner selbst konfrontiert, die stets versuchen familiäre Bindungen von sich fernzuhalten, um seine Verletzbarkeit zu dezimieren.

Die Errungenschaft der mannigfaltigen Schurkenarmee inklusive Godzilla, der Gremlins oder der Agenten Jones, Smith und Brown aus Matrix ist jedoch auch in „The LEGO Batman Movie“ das Konzept der Vielgestaltigkeit von Spielzeugwelten aus LEGO-Steinen. Im LEGO-Universum können schließlich Figuren aller fiktionalen Welten aufeinandertreffen.

Fazit

Der Schritt eines Spielzeug-Konzerns, Kinoleinwände für die eigenen Fantasiewelten in Beschlag zu nehmen, lässt sich nicht als missglückt bezeichnen. Ein Mangel mag in den Geschichten der Minifiguren erkennbar sein: Über die Zeitspanne der 100-minütigen Spielzeit erscheint es, als würde „The LEGO Movie“ sich krampfhaft nicht ernst nehmen wollen – ein Kritikpunkt, der dem Film die abgezielte Frische seines Humors mindert. Aber auch ein Fehler, den „The LEGO Batman Movie“ mit dem ernsthaften Kernkonflikt seiner Hauptfigur und der Relevanzfrage einer Familie kein zweites Mal begeht. Der Erfolg der LEGO-Kinofilme zeigt sich darin, dass die zentrale Eigenart der Spielzeugwelten in die bewegten Bildfolgen integriert wurde. Vielfalt und Farbenreichtum sind im Universum der bunten Bausteine keine Grenzen gesetzt – ebenso wenig wie dem Alter der Spielzeugsteinfanatiker – und die Crux beim Zusammenstecken wird vom Zauberer Vitruvius treffend aufgelöst: „Wie werde ich ein Meisterbauer? Schritt 1: Vertraue Deinem Instinkt!“ Wir dürfen gespannt sein, ob der Charm dieser charaktertypischen Darstellungen der Minifiguren im kommenden „The LEGO Ninjago Movie“ erhalten bleibt. Die Neugierde auf den Film ist zweifellos berechtigt.

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