The Interview (2014): Filmkritik zur Nordkorea Satire

Ralf 27. Dezember 2014 1
The Interview (2014): Filmkritik zur Nordkorea Satire

Was war das nur für ein Theater um diesen Film. Bei geplantem US-Release an Weihnachten erfolgte der Sony-Hack und Terrordrohungen, sollte The Interview in amerikanischen Kinos anlaufen. Nachdem anschließend einige Kinos ankündigten, den Film aus Sicherheitsgründen nicht zeigen zu wollen, sagte Sony die Premiere ab- um anschließend massive Kritik aus Medien und Politik dafür zu erhalten. Daraufhin erfolgte der Rückzieher vom Rückzieher und neben einigen Kinos zeigt inzwischen auch Sony den Film online. Böse Zungen behaupten sogar, dass es sich bei dieser Aktion nur um eine geniale PR-und Marketingstrategie von Sony gehandelt hat, um ihren Film effektiv zu promoten. Doch was steckt wirklich dahinter und was ist das für ein Film, der die Gemüter so erhitzt?

In dieser Kritik werde ich The Interview aus rein filmischen Gesichtspunkten bewerten. Die ethischen, moralischen und politischen Aspekte dieses Filmes soll bitte jeder für sich selbst entscheiden.Der Start des Filmes in deutschen Kinos war ursprünglich für Februar 2015 geplant. Es bleibt abzuwarten, ob das weiterhin aufrechterhalten wird.

Die Macht der Medien

Dave Skylark (James Franco) betreibt im amerikanischen Fernsehen eine erfolgreiche Sendung, die sich hauptsächlich mit Klatsch- und Tratschthemen beschäftigt. Unterstützt wird er dabei von seinem Produzenten Aaron Rapaport (Seth Rogen), dem die Oberflächlichkeit und Trashkultur der Sendung jedoch allmählich zusetzen – seine Arbeit wird nicht ernst genommen und von vielen anderen belächelt. Das soll sich jedoch schlagartig ändern, als sich Nordkoreas Diktator Kim Jong-un als großer Fan von Skylark outet und es Aaaron tatsächlich gelingt ,ein Interview zu organisieren. Daraufhin wird die CIA auf das Team aufmerksam, da sie nun eine Chance erkennt, den säbelrasselnden Diktator mit der Hilfe von Dave und Aaron zu beseitigen. Doch konnte niemand mit den auftretenden Schwierigkeiten rechnen, die von der Idiotie von Dave bis hin zu einer entstehenden Männerfreundschaft zwischen Kim Jon-un und Skylark reichen…..

The Interview ist ein tabubrechender, obszöner und übertriebener Film- und weiß das auch ganz genau. Besonders gegen Ende des Filmes wird die Geschichte immer abgedrehter und grotesker und endet mit einem explosiven Spektakel. Jedoch muss ich gestehen, dass mich besonders dieses Ende am meisten amüsiert hat, gerade weil es so überdreht war. Hier merkte man eindeutig, dass der Film nicht ernstzunehmen ist und dies konsequent und deutlich umsetzt.

Leider ist dies aber über weite Strecken des Filmes nicht der Fall. Ich persönlich habe Probleme mit dem Humor von The Interview, da dieser gefühlt zum Großteil aus Sex-,Penis- und Furzwitzen besteht. Klar, einige Szenen brachten auch mich zum Schmunzeln oder kurzem Auflachen- insgesamt fand ich den Humor aber zu platt und vorhersehbar. Das ist jedoch eine subjektive Sache, die jeder anders wahrnimmt. Mein größeres Problem hatte ich mit den satirischen Elementen des Filmes. Die zu Ende herrschende Konsequenz fehlte leider zum Großteil bei diesen und zeigte sich eben am deutlichsten am Anfang und Ende des Filmes. Im Laufe der beinahe zwei Stunden langen Handlung wurden für meinen Geschmack die satirischen Anspielungen zu stark zugunsten des platten Humors zurückgedrängt. Schade!

Die Chemie von Franco und Rogen

Eine Stärke dieses Filmes ist jedoch die Chemie der beiden Hauptdarsteller auf der Leinwand. James Franco und Seth Rogen schaffen es, ein absolut harmonisches Team zu erstellen, dessen Zusammenspiel und Diskussionen einer der interessantesten Aspekte des Filmes sind. Unterstützt wird dies auch durch die Unterschiedlichkeit der Charaktere. Dave Skylark ist ein selbstverliebter Idiot, der für einen Großteil der Probleme des Filmes verantwortlich ist. Und wie schon im Showbusiness liegt es meist an seinem besonnenen und dennoch entschlossenen Freund Aaron diese zu lösen. Doch gerade das macht die Harmonie der Interaktionen der beiden aus.

Mich persönlich hat auch die Leistung von Randall Park als Kim Jong-un fasziniert, da dieser mit Abstand die unterschiedlichsten Verhaltensweisen an den Tag legt. Doch sei es nun als skrupelloser Diktator oder als Katy Perry hörender Mann mit Vaterproblemen- man kauft Park beide Figuren ab. Und was noch wichtiger ist, man kauft ihm ab, dass beide Persönlichkeiten zum selben Charakter gehören. Natürlich ist die Darstellung des nordkoreanischen Machthabers für den Film sehr übertrieben und klischeebehaftet dargestellt, doch ich war von der Leistung ehrlich überrascht. Auch die weiteren Charaktere, wie die CIA-Agentin Lacey und Kims PR-Managerin Sook fügen sich passend in das Gesamtbild ein. In einigen Szenen hatte man fast Mitgefühl mit der Dame der US-Regierung, da sie zunehmend mit Skylarks bekloppten Aktionen auskommen und diese geradebiegen musste. Nimm doch einfach die geplante Tasche mit, Mann!

Apropos Gesamtbild: Der Großteil der Handlung in Nordkorea findet in Kims Palast statt und zeigt somit keine der angeprangerten Aspekte, wie z.B. Konzentrationslager, eine hungernde Bevölkerung etc. Auch wenn es von der Handlung her durchaus logisch ist (den Medien soll ja nur die beste Seite gezeigt werden) hätte die Satire möglicherweise stärker wirken können, wenn genau solche Aspekte ebenfalls aufgegriffen würden- und nicht nur in Form von kurzen Erwähnungen in Dialogen.

Fazit zu The Interview

Auch wenn The Interview durchaus einige interessante Aspekte enthält, kam mir für einen Satirefilm die Satire zu kurz. Angeprangerte Aspekte, wie z.B. auch die Macht und Manipulierbarkeit der Medien, das Weltpolizeigehabe der USA, die Unberechenbarkeit des nordkoreanischen Regimes usw werden kurz angesprochen, im Endeffekt aber nicht konsequent verfolgt und ausgenutzt. Stattdessen machte der sehr oberflächliche und platte Humor einen Großteil des Filmes aus. Positiv zu erwähnen sind jedoch die schauspielerischen Leistungen, allen voran die tolle Chemie zwischen James Franco und Seth Rogen. Insgesamt kann ich keine eindeutige Empfehlung für den Film abgeben, da besonders der Humor eine ziemliche Geschmacksfrage ist.

(c) Columbia Pictures

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