Black Rock (2012): Review zum Independent-Thriller

Thomas Neumeier 3. November 2014 3
Black Rock (2012): Review zum Independent-Thriller

Auf einer Insel findet man nur, was man selber mitbringt.“ Dieses Sprichwort scheint nicht überall zu gelten, denn auf der überschaubaren Insel Black Rock halten sich neben den drei weiblichen Campern auch noch drei männliche Ex-Soldaten auf – und zwar, um Wild zu jagen. Auf einer kleinen Insel? Sei’s drum.

Das Reizvolle an Independent-Produktionen ist: Man weiß nie, was man bekommt. Niemand redet dem kreativen Team ein, niemand schreibt Inhalte oder Entwicklungen vor, niemand verlangt eine Anpassung an mainstreamtaugliche Kost. Independent-Produktionen können exakt den Weg gehen, den das kreative Team vorsieht. Das kreative Team hinter Black Rock sind Katie Aselton (The League, als Regisseur: The Freebie) und ihr Gatte Mark Duplass (The League). Es ist Katie Aseltons zweite Regiearbeit und ihre erste im Genre des Thrillers. Mit Lake Bell (u. a. Surface, Boston Legal) und Katie Bosworth (u. a. Superman returns) hat sie zwei bekannte wie talentierte Mitstreiter gewonnen. Die dritte Freundin des Dreiergespanns verkörpert sie selbst.

Die Geschichte ist im Grunde simpel. Drei Jugendfreundinnen wollen ihre Freundschaft erneuern, indem sie auf einer beschaulichen Insel vor dem Bundesstaat Maine ein paar Tage campen. Bedauerlicherweise sind sie dort nicht allein. Drei unehrenhaft entlassene Ex-Soldaten sind dort auf Wildjagd. Es kommt zum blutigen Geschlechterkrieg.

Die teilweise irrationalen Handlungen der allzu stereotypen Bösewichte ziehen den Film zunächst runter. Die drei machen nicht den Eindruck von desillusionierten Ex-Soldaten, deren nicht ganz nachvollziehbares Tun möglicherweise von einem Kriegstrauma herrührt. Nein, die drei sind einfach klischeehafte Brutalos. An dieser Stelle aber greift nun der Independent-Faktor und macht den Thriller doch noch zu einem sehr soliden Film, der außergewöhnliche Eindrücke hinterlässt.

Den Wendepunkt markiert eine lange, ruhige Sequenz, in der sich Katie und Lake zunächst frierend in einem Holzverschlag zusammenkauern und dann ihre Jugendschatulle (eine Zeitkapsel) heben – und zwar splitternackt, situationsbedingt. Nun ist selbstverständlich schon der Nacktfaktor Grund genug, diese Sequenz zu loben, doch sie darauf zu reduzieren, würde ihr nicht gerecht. Die Sequenz ist beeindruckend intensiv gespielt und markiert glaubhaft die Wandlung, die aus den Frauen Racheengeln macht, die bereit und gewillt sind, zurückzuschlagen. Warum die Sequenz so intensiv wirkt, mag dadurch begünstigt worden sein, weil der Film durchweg chronologisch gedreht worden ist, und Lake und Katie die Entwicklung ihrer Figuren somit 1:1 nachempfinden konnten. Noch ein Punkt für den Independent-Faktor.

Den durchaus blutigen Schluss ganz ohne Pathos und Süßwürze würde man in einer Mainstream-Produktion wohl auch vergeblich suchen. Somit macht die zweite Hälfte des Films eine Menge wett und hinterlässt einen soliden Indie-Thriller. Die DVD- und BR-Boxen sind derzeit für wenig Geld zu erstehen.

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