Akte X Staffel 10: Kritik zum Staffelauftakt „Der Kampf“

Mandy Passehl 9. Februar 2016 0
Akte X Staffel 10: Kritik zum Staffelauftakt „Der Kampf“

Die X-Akten sind wieder geöffnet…

…und die Wahrheit ist immer noch da draußen. Die FBI-Agenten Fox Mulder (David Duchovny) und Dana Scully (Gillian Anderson) ermitteln wieder und wir sind alle Feuer und Flamme. Denn für viele von uns ist Akte X fest in unseren Kindheitserinnerungen integriert. Es gab damals im Fernsehen nichts Spannenderes als den beiden Special Agents dabei zuzusehen, wie sie mysteriöse Fälle lösen, neue Verschwörungen aufdeckten und wie sie am Ende immer darum kämpften, die ganze Wahrheit ans Licht zu bringen. Dafür haben wir Kinder uns auch mal hinter der Couch oder auf dem Flur versteckt, um die neueste Folge nicht zu verpassen, immer mit der Angst, von den Eltern entdeckt und wieder ins Bett geschickt zu werden. Doch oftmals haben diese genauso gebannt auf den Bildschirm geguckt und es nicht gemerkt, wenn ihre Sprösslinge heimlich aus dem Bett geklettert sind. Die Titelmusik lässt uns immer noch einen wohligen Schauer über den Rücken laufen und der eine oder andere wird immer noch Gänsehaut bekommen, wenn er nur die ersten sechs Töne hört. Wir haben lange auf neue Folgen warten müssen. Aber hat sich das Warten auch gelohnt?

Eine Menge Zeit ist vergangen seit die ersten Episoden 1993 über unsere Bildschirme flimmerten. Akte X war ein Vorreiter unter den Sci-Fi-Serien und hat den Erfinder und Drehbuchautor Chris Carter Ruhm und Ehre verschafft. Nachdem die Serie 2002 nach neun Staffeln eingestellt wurde, sahen wir Scully und Mulder zuletzt 2008, und zwar auf der Leinwand in ihrem zweiten Spielfilm Akte X – Jenseits der Wahrheit, welcher nicht so gute Kritiken erhielt, wie noch der erste Film Akte X – Der Film von 1998. Trotzdem hielt auch er die meisten Standards ein und wir Zuschauer waren zufrieden. Man kann es eben nie allen Fans recht machen. Trotzdem ebbte das Verlangen nach einem Revival der Serie nie ganz ab. Und nun, in 2016 war es endlich soweit und die erste Episode mit dem Titel „Der Kampf“ lief am 8. Februar über unsere Laptops, Smartphones und – ja auch noch Fernsehbildschirme.

Zuallererst eine gute Nachricht: Es ist noch derselbe Vorspann mit derselben Titelmusik. Rein gar nichts zu verbessern, ist manchmal die richtige Entscheidung. Auch die Einleitung in die erste Folge, bei der Fox Mulder aus dem Off spricht und einige Fotos aus vergangenen Tagen zeigt, war gut, um den neuen Zuschauern kurz und knapp zu erzählen, worum es in der Serie überhaupt geht. Hier kommt dann aber auch die schlechte Nachricht für uns deutsche Fans: Fox Mulder wird nicht mehr von Benjamin Völz synchronisiert, sondern von Sven Gerhardt, der seine Arbeit natürlich auch gut macht. Trotzdem erhalten unsere Kindheitserinnerungen jedes Mal einen kleinen Riss, wenn er spricht.

The X-Files_Anderson_Duchovny_(c)Fox Broadcasting Company

Anderson & Duchovny als Scully & Mulder in Akte X (c)20th Century Fox and all its entities

Im Staffelauftakt erfahren wir, dass Mulder nicht mehr als Special Agent tätig ist und sich zurückgezogen hat, um sich seiner Depression völlig hinzugeben. Scully arbeitet immer noch als Ärztin und versucht als Chirurgin, kranken Kindern zu einem besseren Leben zu verhelfen. Erst der Internet-Verschwörungstheoretiker Ted O´Malley bringt die beiden wieder zusammen und bittet sie bei der Auflösung einer allesumfassenden Verschwörung, die bis zum Roswell-Zwischenfall 1947 zurückgeht und selbst 9/11 miteinbezieht, um ihre Hilfe. Hinzu kommt eine junge Frau namens Sveta, die angeblich bereits mehrere Male von Aliens entführt und geschwängert worden sein soll. Die Babys wurden ihr jedoch immer unter mysteriösen Umständen entnommen, bevor es zur Geburt kam. Mulder und O´Malley wollen ihre im Laufe der Ermittlungen gewonnenen Erkenntnisse an die Öffentlichkeit bringen. Scully wird ihrer Rolle jedoch gerecht und steht der ganzen Sache skeptisch gegenüber – bis sie Svetas DNA untersucht und auch ihre eigene. Doch dann nimmt Sveta ihre Aussagen plötzlich zurück und die Sendung von Ted O´Malley ist nicht mehr im Internet aufrufbar…

Eigentlich hat Chris Carter alles richtig gemacht. Mulder, Scully, Skinner und sogar der Raucher wurden wiederbelebt, es gibt einen interessanten Fall, eine Verschwörung und eine Frage, die erst mit den nächsten Folgen geklärt werden wird. Doch so sehr ich mich auch darüber freue, den Charme der alten Zeit wiederzuerkennen, hätte ich mich trotzdem über eine etwas modernere Handlungsführung gefreut. Es geschieht eine Menge in kurzer Zeit und die Dialoge sind lediglich notwendig, aber nicht unterhaltend. Mir persönlich fehlte der Schlagabtausch zwischen Scully und Mulder. Auch kam die Komik, die in den älteren Staffeln noch ihren festen Platz hatte, etwas zu kurz. Stattdessen gibt Mulder seine bekanntesten Hits zum Besten: „Die Wahrheit ist noch da draußen.“ oder „All diese Jahre wurden wir hinters Licht geführt.“ Für die erste Folge und die Etablierung des Charakters ist es vielleicht noch angemessen, doch hoffe ich, dass Mulder in den nächsten Episoden eine neue Schallplatte auflegen wird.

Trotzdem. Scully und Mulder sind sich selbst treu geblieben. Sie trägt als Ärztin und Skeptikerin immer noch ihr Kreuz um den Hals. Mulder möchte immer noch glauben, und ist besessen davon, Beweise zu finden. Sein altes FBI-Büro sieht noch genauso aus, wie er es zurückgelassen hat, was die Bleistifte an der Decke und das berühmte Poster „I want to believe“ angeht.

Abschließend lässt sich sagen, dass die erste Folge einer neuen Staffel immer schwierig ist. Sie muss die bekannten und wichtigsten Charaktere wieder einführen und für neue Zuschauer vorstellen. Zudem muss sie alteingesessenen Fans eine glaubhafte Story geben, die erklärt, was Scully und Mulder in letzter Zeit so getrieben haben. Gleichzeitig muss sie mit einem interessanten Fall aufwarten und genug Spielraum lassen, um das Publikum auch für die nächsten Episoden zu gewinnen. Das alles in 45 Minuten zu schaffen ist nicht einfach. „Der Kampf“ hat definitiv seine Schwächen, aber auch viel Gutes und macht Lust auf mehr. Es kann nur besser werden, denn die Wahrheit ist immer noch irgendwo da draußen.

(c)20th Century Fox and all its entities