Colossal Kritik (2017): Gigantisch anders!

Mirjam Maier 6. Dezember 2017 0
Colossal Kritik (2017): Gigantisch anders!

Unberechenbar, so bezeichnet Tim (Dan Stevens) seine Freundin Gloria (Anne Hathaway), bevor er sie aus seiner Wohnung in New York wirft. Zu lange hat er mit angesehen, wie sie Nächte durchfeiert, dem Alkohol verfällt und noch immer arbeitslos ist. Ohne Geld und bepackt mit Koffern reist Gloria notgedrungen in ihre Heimatstadt New Hampshire und bezieht das leerstehende Haus ihrer Eltern. Schon am selben Tag trifft sie auf ihren Kindheitsfreund Oscar (Jason Sudeikis), der mittlerweile die Bar seines verstorbenen Vaters weiterführt. Genau dort findet Gloria nun einen Job als Kellnerin. Damit nicht genug – Oscar hilft ihr in ihrem kargen Heim mit Fernseher und Sofa aus. Hinter der freundlichen Fassade steckt jedoch mehr, als der erste Blick verrät: Die weitere Handlung entlarvt Oscar als einen Alkoholiker mit geringem Selbstwertgefühl, der in Gloria eine Verbündete zu finden glaubt. Doch auch in Gloria steckt mehr als das ständig betrunkene Partygirl. Kurz nach ihrer Rückkehr in ihre Heimat taucht in Seoul ein riesengroßes Monster auf, das für Chaos und Tote sorgt. Mit Erschrecken muss Gloria feststellen, dass sie selbst dieses Monster ist. Klingt abgefahren? Ist es auch. Emotional wird es, als sie ihr Geheimnis teilt und die unglaubliche Situation eskaliert.

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Der offizielle Trailer lässt Nacho Vigalondos Colossal wie eine schwarze Komödie wirken, doch der Film ist weniger, aber mehr als das, was das Werbemittel verspricht. Taucht man tiefer ein, entdeckt man mehr als eine schwarze Komödie (als was der Film geradeso durchgeht). Man erkennt, wie ehrlich der Film die Komplexität menschlicher Beziehungen abbildet – wie die eigenen Handlungen sich auf andere auswirken, wird vor allem durch das übergroße Monster verbildlicht; jede Entscheidung birgt Konsequenzen. Liegt die Macht in den Händen derer, die nicht verantwortungsbewusst damit umzugehen wissen, müssen andere Unglück erleiden – in diesem Fall sogar eine ganze Stadt (man kommt dabei nicht ganz umhin, Parallelen zum politischen Weltgeschehen zu ziehen). Es sind diese drastischen Auswirkungen, die Gloria im Film die Augen öffnen – und dann tut sie etwas Unberechenbares, das ihrem Namen alle Ehre macht.

Nacho Vigalondo hat aus einer eigentlich simplen Idee – die in den meisten Fällen ein Drama nach Schema X ergeben hätte – herausgeholt, was nur möglich ist, indem er das zerstörerische Potential eines Suchtkranken in der fiktionalen Realität als wuchtiges Monster materialisieren lässt und mithilfe dessen aufzeigt, wie es sich auf zwischenmenschliche Beziehungen auswirkt. Da fällt es nicht schwer, über die eine oder andere Schwäche des Plots hinwegzusehen.

Colossal ist seit dem 1. Dezember auf DVD und Blu-ray erhältlich.

Beitragsbild (c) Universum Film GmbH / *AffiliateLink

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