Fargo Staffel 3 Serienkritik: Another true story

Mirjam Maier 1. Juli 2017 0
Fargo Staffel 3 Serienkritik: Another true story

Die dritte Staffel von Fargo führt den Zuschauer nach Minnesota und in das Jahr 2010. Wie dieser bereits aus den vorangegangenen Staffeln gelernt hat, wird es wieder mehr oder weniger unschuldige Opfer geben. Doch ist der Unterhaltungsfaktor der dritten Staffel so hoch wie der ihrer Vorgänger? Kurz gesprochen: Ja – aber mit Abstrichen.

Mit ihrer Skurrilität kann die dritte Staffel von Fargo mit Leichtigkeit an ihre Vorgängerstaffeln anknüpfen und somit ist der Unterhaltungsfaktor schon zur Hälfte gesichert. Die Zwillingsbrüder Emmit und Ray Stussy, gespielt von Ewan McGregor in einer Doppelrolle, liegen im Clinch. Emmit ist wohlhabend und im Besitz einer eigenen Firma, sein Bruder, der sich als Bewährungshelfer seinen Unterhalt verdient, kommt gerade so über die Runden und bandelt zu seinen Ungunsten, was seine Arbeit betrifft, mit seiner Klientin Nikki Swango (Mary Elizabeth Winstead) an. Als er sich Geld von Emmit für die Verlobung mit Nikki leihen will, weigert sich dieser und ein Teil der Tragödie nimmt seinen Lauf: Mit einer gefälschten Urinprobe erpresst Ray seinen Klienten Maurice LaFay (Scott McNairy), der in das Haus seines Bruders einsteigen und eine wertvolle Briefmarke, die seiner Meinung nach ihm zustünde, stehlen soll. LaFay erweist sich erwartungsgemäß als unzuverlässig und bricht in das Haus von Ennis Stussy (Scott Hylands), dem Schwiegervater von Polizeichefin Gloria Burgle (Carrie Coon), ein und ermordet ihn. Burgle setzt danach alles daran, den Mörder zu finden und ist gleichzeitig ein wenig auf der Suche nach sich selbst. Denn in der Welt der modernen Technik fühlt sie sich zuweilen verloren.

In der Zwischenzeit kündigt sich der zweite Teil der Tragödie an: Emmit Stussy und sein Geschäftspartner Sy Feltz (Michael Stuhlbarg) haben mit dem zwielichtigen V. M. Varga (David Thewlis) zu kämpfen, von dem sie sich eine große Summe Geld geliehen haben, die sie begleichen wollen. Varga allerdings hat nicht vor, sein Geld zurückzuverlangen, sondern betrachtet es als Investition, und beginnt sich in der Firma einzunisten. Dass Emmit und Sy in unruhiges Fahrwasser geraten werden, ahnt der Zuschauer schon, als Varga das erste Mal den Schauplatz betritt.

We see what we believe, not the other way around – Varga

David Thewlis brilliert mit seiner abstoßenden Darstellung des V. M. Varga und schafft es gleichzeitig Faszination und Abscheu für seine Figur hervorzurufen. Auch Michael Stuhlbarg als loyaler Geschäftspartner und Opfer des Kapitalismus‘, Sy Feltz, vermag es, den Zuschauer emotional zu fesseln. Hervorzuheben sind außerdem die starken weiblichen Hauptcharaktere Gloria Burgle, gespielt von Carrie Coon, und Nikki Swango, die von Mary Elizabeth Winstead portraitiert wird. Beide heizen den männlichen Kontrahenten in der Serie ein. Eine Abwechslung zu seinen sonstigen Rollen bietet Ewan McGregor vor allem als Ray Stussy. Als Pärchen wirken Ray Stussy und Nikki Swango so fabelhaft ungleich, dass es ganz einfach Spaß macht, den beiden zuzusehen.

Minuspunkte gibt es für die Handlung, die gegen Ende leider an Fahrt verliert und der Vorhersehbarkeit zum Opfer fällt. Genügend Höhepunkte hat die Serie zu bieten, doch gerade deshalb vermisst man diese am Ende umso mehr. Dennoch lohnt sich die dritte Staffel von Fargo für alle Fans und Neueinsteiger allein schon wegen ihrer skurrilen Charaktere. Sie schafft es außerdem mit einigen interessanten Elementen zu brillieren, wie zum Beispiel dem Einbringen des musikalischen Märchens Peter und der Wolf, wodurch die Serie auf das Zusammenspiel von visueller und auditiver Kunst aufmerksam macht und damit gleichzeitig die Charakterisierung ihrer Figuren unterstreicht. Oder es wird die Frage nach dem Nutzen der Technik und dem Umgang mit dieser für und durch den Menschen aufgeworfen, was vor allem in Gloria Burgles Fall an Bruno Latours Aufsatz Automatischer Türschließer im Sinne der Akteur-Netzwerk-Theorie erinnert. Es sind solche Kleinigkeiten, die sich in das Gesamtbild einfügen und gleichzeitig auch wieder nicht, die die Serie so besonders machen und die den Zuschauer zu dem Versuch verleiten, den Sinn ihres Vorkommens in der fiktionalen Realität von Fargo zu entschlüsseln. Was die Fiktion auch diesmal von sich behauptet, wird dem aufmerksamen Zuschauer nicht entgangen sein: This is a true story.

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Beitragsbild (c) FX Productions