Fast Convoy – Tödlicher Transport (2016): Kritik zum Action-Thriller

Martin 20. Juli 2016 1
Fast Convoy – Tödlicher Transport (2016): Kritik zum Action-Thriller

Fast Convoy, unter Regie des Franzosen Frédéric Schoendoerffer, strebt zwar einen pulsierenden, spannenden Action-Thriller an, kann diesen Anspruch aber nicht immer halten.

Die Geschichte bzw. Ausgangssituation liest sich zügig und verspricht viel Fahrt. Sieben Drogenschmuggler sind auf ihrer Route aus Spanien nach Frankreich unterwegs, eine Tour die sie in dieser oder ähnlicher Form schon mal absolviert haben. Doch diesmal ist alles ein wenig anders. Neben den über tausend Kilo Gras etwa ist nun auch eine kleine Lieferung Kokain dabei. Und schon bald geht alles drunter und drüber.

Eigentlich sollten die ersten Minuten den Einstieg in einen Film schmackhaft machen. Und in der Theorie klingt es einleuchtend: Das Drehbuch von Fast Convoy verteilt die sieben Männer auf vier Autos, drei von ihnen bestehen aus Zweierpaarungen. Die sie konstituierenden Personen untereinander und ihre Gespräche sollen wohl die Situation, aber auch die Charaktere erklären und verschiedene Grundstimmungen erzeugen. Alex (Benoît Magimel), der einzige weiße Franzose, fährt allein, transportiert nichts und ist der Koordinator des Coups. Die anderen, nordafrikanischen Männer unterhalten sich in wenig inspiriert geschriebenen Dialogen über den anstehenden Deal, beigeführte Waffen und andere Dinge. Außerdem wird die Reihenfolge der Autos etabliert. Diese spielt eine essenzielle Rolle bei dem Vorgang, der die Operation schief gehen lässt. Denn während zwei der Autos noch eine im Aufbau befindliche Polizeisperre passieren können, läuft das dritte Gefährt Risiko, kontrolliert zu werden. Ein Schusshagel und ein toter Schmuggler später ist die Flucht zum Ziel entbrannt.

Trotz dessen muss Fast Convoy erst Tief Luft holen, bevor wirklich richtig Spannung entsteht. Der Film hat nicht nur dunkle und helle Seiten, nein er hat sie im übertragenen und buchstäblichen Sinn. Es werden praktisch gut 24 Stunden geschildert, wovon ein Großteil der ersten Hälfte in Echtzeit erzählt zu sein scheint. Der aufzubauende Spannungsbogen wird in dieser „Tageshälfte“ aber immer wieder unterbrochen, indem zwischen den zahlreichen Konversationen in den Autos hin und hergewechselt wird. Die Exposition wirkt nicht nur in ihrem Volumen ermüdend, sondern wird auch visuell kaum aufgelockert. Meist wird zwischen denselben zwei statischen Kameraeinstellungen im Vehikel gesprungen. Und auch wenn die Gespräche und Personen sich zwischen den Autos faktisch unterscheiden, sind sie tonal bald nicht mehr allzu weit voneinander entfernt, was sowohl den vielen Gesprächsfetzen als auch der Wiederholung von Variationen der immer selben Themen geschuldet ist.

Eine optische Wahl, die aufgrund des dargestellten (natürlichen) Tages- und Nachtzyklus nicht unbedingt nachvollziehbar ist, dass der Direktor der Photographie, Vincent Gallot, und Frédéric Schoendoerffer sich dazu entschieden haben, die hellen Stunden durch einen kräftigen Gelbfilter zu ziehen, und die Abendstunden  wenn auch zurückhaltender und natürlicher in blau zu färben. Zumal eine Szene in den hellen Stunden, die sich scheinbar in einem gelben Kornfeld abzuspielen scheint, einiges an Ausstrahlungskraft und Kontrast verliert.

Je mehr der Drogenschmuggel außer Kontrolle gerät, umso spannender wird es. Der Film erhöht in der zweiten Hälfte seinen Actionanteil und kann auch in der Charakterdarstellung ordentlich zulegen. Beim physischen Aufeinandertreffen der Kriminellen werden einige interessante, vorher nicht in den schematischen sozialen Settings gezeigte (oder versteckte) Charakterzüge und Motivationen offenbart. Einige neue Storyelemente, wie ein unbekannter Verfolger des Konvois, sorgen für Spannung. Gelingt es der Geisel, zu entkommen? Wer überlebt die Flucht/den Transport?

Auch wenn Fast Convoy über die gesamte Laufzeit anders als beworben  nie hundertprozentig „atemlos“ und vor allem nicht immer actionhaltig ist, ist es dennoch ein insgesamt ordentlicher, aber teilweise schleppender und uninteressanter Genrefilm, der nie über den Durchschnitt hinauswächst. Das Werk von Frédéric Schoendoerffer leistet sich zudem ein paar (zugegebenermaßen fast genretypische) Ungereimtheiten: Dass ausgerechnet eine Französin in Spanien als Geisel genommen wird, ist praktisch; Verletzungen brauchen lange, um Wirkung zu zeigen. Liebhaber dieser Filmsparte sollten daher nur zugreifen, wenn sie über einen langsamen Start und ein insgesamt gemächliches, hauptsächlich von Dialogen getragenes Gesamttempo hinwegsehen können. Auf wilde Verfolgungsjagden, Explosionen und (größtenteils) Schießereien muss verzichtet werden.

Fast ConvoyTödlicher Transport erscheint am 22. Juli 2016 als Blu-ray/DVD.

Deutscher Trailer:

Trailer und Beitragsbild: (c) Ascot Elite

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