„Frank“ (2014): Kritik zur Indie-Komödie mit Michael Fassbender

Nadine Emmerich 24. August 2015 1
„Frank“ (2014): Kritik zur Indie-Komödie mit Michael Fassbender

Der irische Regisseur Lenny Abrahamson hat einen großen Hauptdarsteller wie Hollywoodstar Michael Fassbender („12 Years A Slave“) – und versteckt ihn dann fast den ganzen Film lang. Und zwar unter einem riesigen Pappmaché-Kopf, den der Deutsch-Ire als exzentrischer Sänger der experimentellen Band Soronprfbs rund um die Uhr trägt. Doch auch ohne Mimik versprüht der offenbar manisch-depressive Frank ein Charisma, dem sich kein Bandmitglied entziehen kann. So wie der Zuschauer dem Charme der schrägen Indie-Komödie erliegt.

Irgendwie gestört sind bei den Soronprfbs alle. Der rothaarige Außenseiter Jon (Domhnall Gleeson) stößt zufällig zur Band, als sich der Keyboarder gerade zu ertränken versucht. Jon träumt vom großen Durchbruch als Musiker, ist aber komplett untalentiert. Doch für die völlig unmelodiösen Soronprfbs, die ergeben den mysteriösen Intuitionen ihres Bandleaders folgen und sich still in ihrem Anderssein feiern, reicht‘s.

Jon schwänzt spontan seinen öden Bürojob, steigt in den Bandbulli und verschanzt sich monatelang mit der skurrilen Elektro-Gothic-Combo in einer Holzhütte irgendwo in Irland, um ein Album aufzunehmen. Außer Frank mag dort aber niemand den Neuen. Insbesondere Clara (Maggie Gyllenhaal) macht keinen Hehl daraus: „Ich verabscheue dich“, erklärt sie schonungslos.

Jon und der Rest der Soronprfbs träumen in verschiedenen Welten. Unbeeindruckt von der ihm entgegen schlagenden Ablehnung drängt der nach Ruhm lechzende Jon der Band seine Pläne auf. Heimlich stellt er Videos aus dem Leben in der Holzhütte ins Netz – und wird zum South-by-Southwest-Festival nach Austin/Texas eingeladen. Dort nimmt die Eskalation ihren Lauf. Erst nach und nach offenbart sich das Ausmaß der psychischen Störungen von Frank und seinen Freunden.„Frank“ basiert übrigens lose auf dem Leben des 2010 verstorbenen britischen Musikers und Comedian Frank Sidebottom, der mit bürgerlichem Namen Chris Sievey hieß und auf der Bühne einen ähnlichen Comic-Pappkopf trug.

Zum Ende hin verliert der Film, der 2014 beim Sundance Film Festival Premiere feierte, zwischen dem Spiel mit Genie und Wahnsinn, künstlerischer Integrität und wirtschaftlichem Erfolg sowie dem ironischen Blick auf Starkult jeglicher Art leider ein wenig den Faden. Trotzdem ist das kauzige Werk über einen Sonderling auf jeden Fall den Kinobesuch wert.

„Frank“ (2014): Kritik zur Indie-Komödie mit Michael Fassbender

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