„Im Herzen der See“: Filmkritik zur Story hinter „Moby Dick“

Dorit Scharf 18. Dezember 2015 0
„Im Herzen der See“: Filmkritik zur Story hinter „Moby Dick“

Herman Melvilles Walfänger-Roman “Moby Dick” reihte sich in die Weltliteratur ein. Der Mythos des riesigen weißen Wals, auch manchmal unter “Leviathan” bekannt, fasziniert auch heute noch. “Im Herzen der See” widmet sich dem wahren Kern von Moby Dick: dem Schiffsunglück der Essex, einem Walfänger aus Nantucket, Massachusets, der 1820 durch eine Walattacke verunglückte. Seit dem 3. Dezember ist der Film in Regie von Ron Howard in den deutschen Kinos zu sehen.

Die Geschichte eines Wal – Geschichte von zwei Männern

Nantucket, 1820: Walöl schmiert die voranschreitende Industrialisierung. Bevor Petroleum eingeführt wurde, was dies das Mittel mit dem Beleuchtungen und Maschinen betrieben wurden und damit fast so wertvoll wie Erdöl. Walfänger waren quasi der Vorläufer zur Bohrinsel.

Eigentlich noch komplett unerfahren, bekommt Captain Pollard (Benjamin Walker) das Kommando für die Essex. Damit steht er direkt auf schlechtem Fuß mit seinem ersten Mat, Owen Chase (Chris Hemsworth), der seit Jahren zu See fährt und schon einige Walfänge hinter sich hat. Zwischen den beiden entspinnt sich schnell eine Rivalität um das Kommando, nicht immer zum Wohl der Crew.

Als Jüngster der Mannschaft ist Thomas Nickerson (Tom Holland) für die Drecksarbeit zuständig: Deck schruppen, oder in den Walkopf hinabsteigen um noch die Reste des Öl herauszuholen. Neben Captain Pollard und Chase überlebt er als einer der wenigen das tragische Schiffsunglück im Südpazifik – doch das, was auf der Reise passiert lässt ihn sein Leben lang nicht mehr los.

Als alter Mann lebt er immer noch in Nantucket bis ihn eines Tages ein junger Schriftsteller besucht: Hermann Melville (Ben Whishaw). Das Gespräch der beiden, mitten in einer stürmisch-dramatischen Nacht, wird zu Nickersons Bekenntnis und zur Rahmenhandlung von “Im Herzen der See”.

Ein leichtes Plätschern…

“Im Herzen der See” widmet sich Männern auf See. (Es kommen im gesamten Film tatsächlich nur zwei Frauen zu Wort.) Allerdings kommt nicht so wirklich ein Konflikt auf. Captain Pollard und Chase lassen ihren Konkurrenzkampf recht schnell ausfaden. Der Angriff des Wals ist einschneidend, aber es fehlt die Figur des fanatischen Captain Ahab aus Melvilles Fiktion.

Wer allerdings fanatisch und verbissen bleibt sind die Funktionäre der Walöl-Gesellschaft: Als die wenigen Überlebenden der Essex mit leeren Händen wieder in Nantucket ankommen, wollen die Geldgeber nicht den wahren Grund für das Schiffsunglück an die Öffentlichkeit bringen. Das wäre schlecht fürs Geschäft. “Im Herzen der See” zeichnet so also einen Kapitalismus, der schon in seiner Anfangszeit über Leichen ging und in dem das Geschäft mehr zählt als Mensch und Natur. Dieser Konflikt verhallt allerdings etwas leise am Rande.

Optisch ist “Im Herzen der See” allerdings schön anzuschauen. Ob’s das 3D gebraucht hätte, sei mal dahingestellt, aber die Bilder der großen Wale im weiten Ozean sind gerade auf der Kinoleinwand beeindruckend.

Fazit:
Ein unterhaltsamer Abenteuerfilm mit schönen Seeaufnahmen – leider ohne besondere Spannungskurve.

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