Regisseur Daniel P. Schenk, der für den Psychothriller Beyond the Bridge verantwortlich zeichnet, spricht mit filmverliebt über die Hintergründe zu Beyond the Bridge und über seinen Weg als aufstrebender Filmemacher.
filmverliebt: Guten Tag, Herr Schenk! Bitte stellen Sie sich unseren Lesern kurz vor.
Mein Name ist Daniel P. Schenk, gerne auch DPS, und ich bin Filmemacher und Buchautor. Begonnen habe ich mit dem Schreiben in einem Alter, als Filmemachen noch keine Option war, um insgesamt wohl sehr filmische Ideen zu Papier zu bringen. Meine ersten Filme waren dann wiederum sehr gamingorientiert (A GAMER’S DAY, THE CHEAT REPORT). BEYOND THE BRIDGE ist mein erster abendfüllender Spielfilm, und mittlerweile schätze ich als Autor auch jene Möglichkeiten des geschriebenen Wortes, die es vom filmischen Medium unterscheiden. Über meine Arbeit kann man sich eingängig unter http://danielpschenk.com informieren.
filmverliebt: Woher rührt der Wunsch Filme drehen zu wollen?
Vom Filme schauen! Diese Leidenschaft habe ich von meinem Vater übernommen, der schon zu VHS Zeiten eine tausende Kassetten starke Filmsammlung hatte. Das war so unser gemeinsames Ding. Ich wusste also von früh auf, welche Wirkung ein Film haben kann. Und diese Wirkung wollte ich reproduzieren. Ich möchte Geschichten erzählen und Welten erschaffen, seit ich denken kann. Wie schon gesagt tat ich das zunächst schriftlich, denn mit 12 Jahren fehlte es noch an den filmischen Mitteln. Ich habe auch lange mit der Idee gespielt, Computerspiele zu entwickeln. Irgendwann legte ich dann „Filmemachen“ als die Königsdisplizin fest, weil, wie ich mir damals sagte, das „Preis-Leistungsverhältnis“ für den Rezipienten dort am besten sei – in nur zwei Stunden Lebenszeit bekommt man eine ganz Fülle an geballten audiovisuellen Eindrücken, und es erreicht (potentiell) die allermeisten Menschen. Heute sehe ich das zwar etwas kritischer, denn in zwei Stunden kann man eben doch nicht jede Idee umsetzen, aber im Prinzip bleibe ich dabei. Und außerdem gibt es ja noch Serien!
filmverliebt: BEYOND THE BRIDGE ist ein sehr düsterer Film und taucht tief in die Psyche einer jungen Frau ein. Was hat Sie dazu bewegt einen Film mit dieser Thematik zu drehen?
Nach meinen leichtfüßigen Filmen A GAMER’S DAY und THE CHEAT REPORT wollte ich einen ernsten Film drehen. Das Horrorgenre war seit jeher dem LowBudget Filmemacher zugeneigt, und mit unseren produktionstechnischen Möglichkeiten im Hinterkopf fiel die Wahl dann auf einen Psycho-Thriller. Ich bin fasziniert von der menschlichen Psyche, und vor allem von ihrer düsteren Seite. Auch verwebe ich gerne Realität und Wahn bzw. Fiktion. Als ich dann noch ein an die Wand gekritzeltes Gedicht auf der namensgebenden Brücke in Fribourg las, war die Inspiration komplett: Ich fragte mich, welches Mindset und welches tragischen Ereignis einen Menschen zum Schreiben eines solch düsteren Gedichts bewegen könnte.
filmverliebt: Der Film wurde unabhängig produziert, heißt das, dass Sie ihn aus eigener Tasche finanzieren mussten? Welche Tipps können Sie aufstrebenden Filmemachern geben?
Ja, der Film wurde größtenteils aus eigener Tasche finanziert und zu einem kleineren Teil aus einer selbstgestrickten Crowdfunding Kampagne. 2010, zum Zeitpunkt des Drehens, war es mit Kickstarter und Konsorten noch nicht so weit bestellt. Aufstrebenden Filmemachern könnte ich sicher tausende kleine Tipps und Erkenntnisse geben, und als selbst aufstrebender Filmemacher lerne ich noch jeden Tag dazu. Um den Rahmen an dieser Stelle nicht zu sprengen, will ich aber vor allem eines sagen, und als Deutscher mit einem besonderen Spin unserer lieben Frau Bundeskanzlerin: Filmemachen muss für dich alternativlos sein. Du tust es, weil du nicht anders kannst. Es ist ein gigantischer und beängstigender Prozess, aber darum geht es nicht. Es ist ein Berg, den du besteigen musst, um auf der anderen Seite dein Ziel zu erreichen – ein Ziel, das für dich überlebenswichtig ist. Du beklagst dich nicht über die Höhe des Bergs, denn es macht überhaupt keinen Unterschied; du denkst nur darüber nach, wie du ihn am besten und sichersten überqueren kannst, und selbst wenn es keine solche Route gibt, wirst du trotzdem gehen. Natürlich nicht im wörtlichen Sinne, Sicherheit geht immer vor… aber bevor du dieses Mindset hast, würde ich mich nicht drauf einlassen. Und immer gutes Catering haben. Und Rodriquez‘ „Rebel without a Crew“ lesen!
filmverliebt: Wie kam es zu der Wahl des Schweizer Kantons Freiburg als Drehort?
Wir sind dem Ruf des Geldes bzw. des fehlenden Geldes gefolgt. Das Haus im Film ist das Haus meiner Mutter, sie ist Anfang der 2000er in die Schweiz gezogen. Dadurch konnten wir sehr kostengünstig produzieren – wir nutzten es sowohl als Drehort, wie auch als Produktionsbüro und Wohnmöglichkeit. Und Cateringküche und Maskenraum und Ausrüstungslager und Werkstatt und und und… außerdem kannten meine Schwester und ich durch unsere ausgedehnten Spaziergänge viele gute Locations rund um die Stadt, die der Story dienlich waren. Zum Beispiel die Höhle und die Brücke.
filmverliebt: Gibt es etwas, dass Sie den Zuschauern im Hinblick auf Beyond the Bridge mit auf den Weg geben wollen?
Bitte beurteilt den Film erst, wenn ihr ihn zu Ende geschaut habt. Gerade in der letzten halben Stunde passiert noch so einiges, was die (Film)welt auf den Kopf stellt. Es ist ein Film, dessen besondere Qualitäten sich nur sehr schwer – zumindest schwer für uns, die wir es versucht haben – vermarkten und präsentieren lassen. Feedback, das wir sehr oft zu hören bekamen, war: „Ich bin normalerweise kein Horrorfilmfan, aber… “. Der Film spielt zwar mit klassischen Elementen des Genres – wir haben das verlassene Haus, die isolierte Protagonistin, das gruselige Mädchen – aber entwickelt sich dann in eine völlig unerwartete Richtung. Im Trailer haben wir versucht, zumindest einen Teil dieses Gefühlverlaufs abzubilden, aber natürlich treten wir hier gegen Hollywood-Produktionen an. Das, was wir über die geschliffenen Bilder einer multimillionen Dollar Produktion hinaus bieten können, vermittelt sich erst in aller Ruhe, wenn man schon voll drinnen steckt in der labyrinthischen Story.
filmverliebt: Ist das nächste Projekt schon in Planung und werden wir in Zukunft mehr von Ihnen sehen?
Es sind diverse Projekte in Planung! Zu allernächst werde ich eine Reihe von Erzählungen veröffentlichen, die seit Jahren auf ihren Release warten – die DYSTOPIAN TALES, in denen ich versagende Zukunftsgesellschaften portraitiere. Auch schreibe ich an einem Episodenroman, dessen erste Staffel dann monatlich erscheinen wird. In BEYOND THE BRIDGE gibt es schon einen kleinen Hinweis darauf. Was Filmprojekte angeht: Fasziniert bin ich sehr von der Amokläufer Thematik, ich glaube hier könnte ich noch eine interessante Perspektive beisteuern. Auch eine Rückkehr zu meinen Gamingwurzeln ist nicht ausgeschlossen. Es hängt viel davon ab, wie wir die Finanzierung bewältigt bekommen. Ich sprach vorhin von dem Berg, den der entschlossene Filmemacher um jeden Preis zu erklimmen hat – doch manchmal steht man vor einer Steilwand, die sich ohne die passende Ausrüstung eben nicht mehr passieren lässt. Wer auf dem Laufenden bleiben und meine Arbeit unterstützen möchte, sollte sich unbedingt auf meinem Newsletter unter http://danielpschenk.com/de/newsletter registrieren. Nur so kann ich das Interesse an folgenden Projekten abschätzen und meine Zuschauer und Leser gezielt erreichen.
filmverliebt dankt ganz herzlich für das Interview!
Das Interview führte Mirjam Maier