„London has fallen“ Kritik – Anspruchslose Actionware

Christian Neffe 3. März 2016 1
„London has fallen“ Kritik – Anspruchslose Actionware

Mike Banning hatte schon viele schlechte Tage. Einer dieser Tage war mit Sicherheit der, an dem er einen netten Abend mit seiner Freundin verbringen wollte, als plötzlich einhundert schwerbewaffnete Koreaner das weiße Haus stürmten, den Präsidenten als Geisel nahmen, die Welt in einem Atomkrieg untergehen lassen wollten und er ganz allein den Karren aus dem Dreck ziehen musste. Spätestens seit John McClane wissen wir, dass so etwas mindestens zwei Mal passieren muss.

Zugegeben, diesmal sind einige Dinge anders. Das Weiße Haus ist nun London, aus den Koreanern sind Araber geworden und statt um einen Atomkrieg geht es nun um blanke Rache. Doch im Kern erzählt London has fallen die gleiche Story wie Olympus has fallen. Der kam 2013 unter der Regie von Antoine Fuqua und war damals der schlechtere (weil viel ernstere) der beiden „Weißes Haus unter Beschuss“-Filme. Bei der Fortsetzung hätte der iranische Nachwuchsregisseur Babak Najafi viel Potential für Verbesserungen gehabt. Das hat er zum Teil auch genutzt – zugleich aber auch einiges schlechter gemacht.

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„London has fallen“ Plakat. (c) Universum Film

So fühlt sich London has fallen insgesamt (und vor allem im Abschluss) zwar deutlich runder und kohärenter an als sein teils recht wirrer Vorgänger. Zugleich braucht der Film aber auch zu lang, um endlich in Fahrt zu kommen. Zu viel Zeit nimmt der erste Akt in Anspruch, zu viel Dynamik geht dadurch verloren, zu ermüdend wirkt das Ganze am Anfang. Immerhin: wenn es los geht, dann ordentlich und nahezu am Stück, womit wir aber schon beim zweiten Problem wären.

Denn auch die Action kann über weite Strecken nicht überzeugen. Zwar sind Schnitte und Wackelkamera nicht annähernd so hektisch wie bei Fuquas Erstling. Doch immer noch ist das alles nicht halb so griffig und mitreißend, wie bei den großen Genre-Vertretern. Gerade in Post-Fury-Road-Zeiten wirken die Actionsequenzen von London has fallen wie der übliche Hollywood-Standard samt unterdurchschnittlicher CGI-Explosionen. Nichts davon kann begeistern oder mitreißen und ist im nächsten Moment schon wieder vom nächsten Bild aus dem Kopf verdrängt. Wohlgemerkt mit einer Ausnahme, denn kurz vor Schluss zaubert Najafi wie aus dem Nichts eine fast zweiminütige und verdammt gute Plansequenz aus dem Hut. Zumindest in diesem Augenblick weiß London has fallen zu begeistern.

Alles übrige treibt jedoch im unteren Mittelmaß. Die Figuren wollen einfach keine Sympathien wecken, nicht einmal Morgan Freeman mag das noch gelingen. Die Rolle der weiblichen Agentin lässt zu viel Potential liegen. Und Gerard Butler hat leider nur einen guten One-Liner drauf. Einzig dass er und Aaron Eckhart diesmal einen Großteil des Films zusammen- und nicht nur nebeneinander spielen, bringt wenigstens noch einen erfrischenden Schuss Buddy-Komödie die in die Sache.

Zum Schluss muss noch etwas zur moralischen „Message“ von London has fallen gesagt werden. Nun darf man vom Action-Genre diesbezüglich kategorisch nicht viel erwarten und wie schon beim Vorgänger muss man sich hier auf eine Menge Hurra-Patriotismus einstellen. Geschenkt. Aber den Film auf eine solche plumpe Note enden zu lassen, die ohne jeden Hehl eine Legitimierung für Drohnenangriffe ausspricht, hinterlässt im Abgang nochmal einen sehr bitteren und fragwürdigen Nachgeschmack. Selbst für Hartgesottene ist das schwer verdaulich.

Fazit

London has fallen ist eine Fortsetzung nach üblichem Schema. Dasselbe Storygerüst wird mit einem anderen Setting versehen, handwerklich hier und da etwas geschraubt, was stellenweise auch zu besseren Ergebnissen führt. Doch in Summe kann der Film nicht herausstechen und ist am nächsten Tag schon wieder vergessen. Mit der passenden Einstellung ohne Zweifel ein unterhaltsamer und kurzweiliger Spaß, der aber tief im Sumpf der Mittelmäßigkeit steckt.

London has fallen startet am 10. März 2016 in den deutschen Kinos.

Bild & Trailer: (c) Universum Film

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