Peaky Blinders – Kritik zu den ersten zwei Staffeln der britischen Drama-Serie

Lukas Bohl 3. Juli 2016 0
Peaky Blinders – Kritik zu den ersten zwei Staffeln der britischen Drama-Serie

Der Matsch beschmutzt seine Schuhe und auch die Hose wird wohl bald genauso dreckig sein. Aus den Toren der großen Fabriken dringt eine enorme Hitze nach außen, sogar Flammen schießen teilweise aus den Gebäuden. Doch Thomas Shelby beeindruckt dies kein bisschen. Er stapft mit selbstsicherer Körpersprache durch die Straßen des Birminghamer Industriegebiets, er ist ein einflussreicher Mann, jeder der Passanten und Arbeiter zieht seine Mütze vor ihm. Dazu noch die eingängige Intro-Musik und man hat die perfekte Atmosphäre für ein Gangster-Drama mit historischem Hintergrund geschaffen. Und genau das ist die britische, von BBC Two produzierte Serie, welche in Deutschland unter anderem auf Netflix zu sehen ist.

Angesiedelt ist Peaky Blinders im Birmingham der 1920er Jahre und nutzt damit ein völlig unverbrauchtes Setting. Es wird die Geschichte vom bereits in der Einleitung erwähnten Thomas „Tommy“ Shelby (absolut faszinierend gespielt von Cillian Murphy) erzählt. Er selbst ist der Kopf der Gangster-Familie Shelby und damit auch Anführer der kriminellen Organisation Peaky Blinders, welche ihr Geld mit Pferdewetten verdient. Serienschöpfer Steven Knight nahm sich hierfür Banden als Vorbild, die tatsächlich einmal in Birmingham um 1900 existierten.

Die drei Köpfe der Peaky Blinders: (von links) Joe, Tommy und Arthur. © Netflix

Die drei Köpfe der Peaky Blinders: (von links) Joe, Tommy und Arthur. © BBC

In der ersten Staffel der Serie fallen den Peaky Blinders Waffen der Armee in die Hände, was Tommy als Chance sieht, seine Machtposition weiter auszubauen. Inspektor Campbell (gespielt von Sam Neill, bekannt aus Jurassic Park) soll auf Geheiß Winston Churchills die Waffen jedoch wieder für die Krone sicherstellen. Mehr sei zur Geschichte an dieser Stelle natürlich nicht verraten. Nun, zugegeben, die Ausgangssituation und die Grundstory von „Peaky Blinders“, sei es die erste oder die zweite Staffel, könnten ausgefallener sein, doch die Serie lebt viel mehr von ihrer extremen Stilsicherheit und der damit einhergehenden, toll gelungen, Atmosphäre, sowie den Beziehungen der Charaktere zueinander. Freundschaft, Familie, Liebe, Loyalität und Feindschaft spielen hier eine große Rolle, ein paar Klischees lassen sich hierbei natürlich nicht vermeiden, aber man kann es der Serie leicht verzeihen.

Auch die herausragenden Schauspielleistungen sind natürlich zu erwähnen. Allen voran Cillian Murphy als charismatischer Bandenführer Thomas Shelby, (den meisten wohl aus den Christopher Nolan-Klassikern „Batman Begins“ und „Inception“ bekannt) zeigt hier die Performance seines Lebens. Von ruhigen, überlegten Momenten bis hin zu Wutausbrüchen, Murphy meistert die wirklich nicht leichte Rolle mit Bravour. Genauso sieht es mit dem Antagonisten aus, welcher mit Sam Neill perfekt besetzt ist und in jedem Moment überzeugend wirkt. In der zweiten Staffel der Serie stößt auch Tom Hardy (Mad Max: Fury Road; The Revenant) zur Besetzung hinzu und begeistert mit einer lockeren, beinahe leicht verrückten Performance als Londoner Gangsterboss Alfie Solomons. Auch die restlichen Schauspieler zeigen bis in die kleinste Nebenrolle ihre Bestleistung, einzig und allein Annabelle Wallis als Grace Burgess hätte ihrem Charakter ein wenig mehr Leben einhauchen können. Doch generell fehlt es den Figuren nicht an Tiefe. Tommy beispielsweise leidet noch immer unter den traumatischen Erlebnissen des Ersten Weltkrieges und sein Bruder Arthur hat Aggressions- und Alkoholprobleme. Dies alles fügt sich überraschend gut in die Geschichte ein.

Die je sechs Folgen pro Staffel fallen mit 60 Minuten sehr umfangreich aus, die Geschichte bleibt aber aufgrund der geringen Anzahl der Folgen immer recht spannend, die zweite Staffel legt sogar noch ein paar Spannungsmomente drauf.

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Schade ist nur, dass sich die Serie zu arg auf die Gangster-Familie fokussiert, die Probleme der Arbeiterklasse (Armut, Arbeitsbedingungen etc.) werden beinahe nie aufgegriffen und die Fabriken von Birmingham dienen nur als Bühnenbild, sind aber für die Geschichte völlig bedeutungslos. Daraus hätte man mehr machen können.

Abschließend lässt sich sagen, dass „Peaky Blinders – Gangs of Birmingham“ eine der zurzeit besten Serien ist und sich vor Game of Thrones und Co. nicht zu verstecken braucht. Jede Folge ist hochwertig produziert, die Schauspieler begeistern immer wieder aufs Neue und die extreme Stilsicherheit der Serie ist ein Genuss. Sowohl die schönen, düsteren Bilder, sowie die gewagte Musikauswahl (rockige, moderne Stücke) ergänzen sich auf wunderbare Weise. Die einzigen Wermutstropfen stellen die etwas lahme Grundstory und der in den Hintergrund gestellte Alltag der Arbeiterklasse dar. Trotzdem freue ich mich schon sehr auf die dritte Staffel, welche bald erscheint.

– „Peaky Blinders – Gangs of Birmingham“ ist uneingeschränkt zu empfehlen.

 Video und Beitragsbild: © BBC / *AffiliateLink

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