Roger Corman ist nicht tot. Er steppt noch.
Es scheint unerschöpflich: Das Genre der Creature-Feature. Und das Portemonnaie von Roger Corman. Viele, die ihn für tot gehalten haben, werden nun schrecklich enttäuscht sein. Er lebt und er steppt noch! Einer der erfolgreichsten Filmproduzenten der amerikanischen Filmbranche (und sicherlich auch einer der ältesten) macht sich weiterhin seinen Namen als Master of B-Movies. Quasi als Haus-Produzent des Senders SyFy erfindet Corman immer wieder gerne den ultimativen Kampf der Giganten neu. Leider, denn sind die einzigen (wenn überhaupt) markanten Veränderungen, die vorgenommen werden, die Mutanten. 2010 schuf er ein Wesen, welches durchaus wert ist, ins Herz geschlossen zu werden. Der Sharktopus im gleichnamigen Film Sharktopus ist die herzallerliebste Vereinigung „der wohl letzen Killermaschinen, die die Natur hervorbrachte: der Octopus und der Hai.“ Grusel Grusel!
Vier Jahre später nun erschien in den USA die ersehnte Fortsetzung. In Deutschland ist sie erst seit November 2015 im Handel erhältlich: Sharktopus vs. Pteracuda.
Kaum auszusprechen, aber medienwirksam. Wurde bei der Umwerbung des neuen SyFy-Krachers vor allem auf den Auftritt des amerikanischen Late-Night-Talker Conan O’Brien gesetzt. Dieser Cameo ist zwar nur ein Prozent des gesamten Films, aber schon das Time Magazine sprach von einem spektakulären Spektakel: „truly violent, patently disgusting and darkly humorous.“ Die Trash-Kommission der filmverliebt.de-Jury befindet dieses Zitat als akzeptabel und zuweisbar. Eventuell leicht übertrieben, aber nicht überheblich.
Plot
Das Überbleibsel aus dem ersten Film ist ein Eierbeutel des Sharktopus (ja, im ersten Film stirbt die namensgebende Kreatur). Die angehende Meeresbiologin Lorena findet ein kleines Sharktopus-Baby und will es großziehen. Im Glauben ihre wissenschaftliche Mündigkeit damit erreichen zu können. Am Ende stellt sich raus, dass sie gar keine Biologin ist, glaub ich. Ich muss zugeben, so richtig kommt man da auch manchmal nicht mit. Anstatt im stillen Kämmerchen wird das Wesen aber in einem öffentlichen Aquarium großgezogen.
Zur selben Zeit woanders: Dr. Rico Symes baut sich eine biologische Waffe aus Urzeittieren. Das ähnelt Jurassic Park. Richtig. Sein Experiment geht natürlich schief und der Pteracuda dreht durch. Er stürzt sich in die Öffentlichkeit und bedroht nun die Menschheit. Abhilfe schaffen könnte nur eine Kreatur gleichen Ausmaßes: der Sharktopus.
Dr. Symes klaut ihn und und Lorena ist ihm auf den Fersen. Der Rest erklärt sich. Alle offenbaren ihre Arschloch-Seite, Finalkampf, Liebesgeschichte, fertig. Alles altbekannte Muster. Nerv!
Weihnachten lieber ohne Sharktopus
Ich bin kein Freund des kalkulierten Trashs, eine von Peter Rütten geprägte Begrifflichkeit. Deshalb bin ich auch erst einmal kein Begrüßer der ganzen SyFy-Creature-Feature-Chronik, welche mittlerweile einen größeren Umfang haben müsste als alle Slasher-Serien dieser Erde zusammen. Sharktopus vs. Pteracuda reit sich aber genau in dieses Unbehagen des Shark-Franchises ein. Gibt es gegenüber all den anderen Hai-Filmen etwas Neues? Absolut gar nichts! Wirklich! Oder? Nun gut. Dass Robert Carradine, seines Zeichens ein gar nicht so unerfolgreicher Hollywood-Schauspieler, eine der Hauptrollen spielt ist schon eine kleine Sensation. Aber warum macht er das?
In diesem Film kommt wirklich nochmal alles zusammen, was ich sowieso nicht mag am absichtlichen Schlechtsein. Schwache Musik, schwache Dialoge, schwache Synchronisation, schwache Schnitt-Continuity, schwache Spezialeffekte (ich habe das Gefühl, dass hier das CGI dem Vorgänger gegenüber um einiges verschlechtert wurde). Alles schwach. Der einzige Funken Neuheit gibt uns die dauernd störend reingeschnittenen GoPro-Sequenzen. Optisch passt das Action-Cam-typische Bild aber leider gar nicht zum Rest des Films.
So leid es mir tut, liebe Kinder und Trash-Fetischisten, aber dieses Weihnachten müsst ihr wohl ohne Sharktopus auskommen. Das wäre es nicht wert.
Beitragsbild und Video: ©New Horizon Picture