Winchester (2018): Kritik zum Horrorfilm mit Helen Mirren

Mirjam Maier 25. August 2018 0
Winchester (2018): Kritik zum Horrorfilm mit Helen Mirren

Mit stetigem Hämmern beginnt die Geräuschkulisse von Winchester, noch bevor der Film ein eigentliches Bild offenbart. Herzstück des Films ist das Winchester Haus, welches tatsächlich in San Jose, Kalifornien, existiert und bis zum Tod von Sarah Winchester im Jahr 1922 fast 38 Jahre lang ohne Unterlass durch bauliche Maßnahmen erweitert wurde. Sarah Winchester, Witwe des Gewehrfabrikanten William Winchester, schien dem Spiritismus zugeneigt und soll versucht haben, die Geister der Menschen, die durch die Winchester-Gewehre ihr Leben lassen mussten, durch das labyrinthartige Innere des Hauses zu verwirren, um von diesen nicht heimgesucht zu werden. Das Haus verfügt über zahlreiche Räume, darunter mehrere Badezimmer, Küchen, 40 Schlafräume sowie 2000 Türen und 40 Treppen. Guter Stoff für einen Horrorfilm: Das dachten sich wohl auch Michael und Peter Spierig, die sich der Geschichte rund um Sarah Winchester in ihrem Film Winchester – Das Haus der Verdammten annehmen.

In Winchester bekommt Sarah Winchester (Helen Mirren) Besuch von Dr. Eric Price (Jason Clarke), seines Zeichens Psychologe, welcher den Geisteszustand und damit die Geschäftsfähigkeit der millionenschweren Witwe beurteilen soll. Kaum angekommen, wird Dr. Price mit Geistererscheinungen und der Zuschauer im gleichen Atemzug mit schnöden Jump-Scares konfrontiert. Versucht der dem Alkohol zugetane Dr. Price sich die Geister zunächst mit Entzugserscheinungen schönzureden, muss er bald feststellen, dass mehr dahinter steckt als Halluzinationen. Keine Überraschung bietet das für den Zuschauer: Diesem ist der Sachverhalt bereits durch die frühe filmisch veranschaulichte Besessenheit von Mrs. Winchesters Neffe Henry (Finn Scicluna-O’Prey) klar. Die rasche Gewissheit, dass echte Geister im Spiel sind, nimmt dem Film das bisschen an Gruselstimmung, was er bis dahin zu evozieren vermag, und trägt vor allem zu oberflächlichen Charakteren bei, denen durch die vorweggenommene Aufklärung kein Spielraum für Entwicklungen bleibt. Die gar nicht so schrullige Mrs. Winchester wirkt alles andere als mysteriös und an dem schlechten Charakterdesign kann nicht mal Helen Mirrens Darstellung rütteln. Plotholes und Vorhersehbarkeit kennzeichnen die seichte Story von Winchester und man möchte ungläubig den Kopf schütteln, wie wenig aus einer Vorlage wie dieser herausgeholt wurde, die prädestiniert für eine durch Suspense geprägte Narration gewesen wäre. Auch ein Mindestmaß an psychologischem Feingespür fehlt; die Macher trauen sich nicht, sich der Figur und Architektur der Sarah Winchester anzunehmen und diese auszubauen wie Mrs. Winchester ihren Zufluchtsort. Der Respekt vor dem labyrinthischen Inneren einer von Schuld getriebenen Frau scheint zu groß und die Gefahr, sich darin zu verirren wie im Winchester Haus selbst, wollte tunlichst vermieden werden. Herausgekommen ist linearer Geisterhorror mit flacher Story, der es nicht schafft, altbekannte Motive neu aufzurollen.

Beitragsbild (c) Blacklab Entertainment, Imagination Design Works

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