Game of Thrones Staffel 5 Folge 1 – „The Wars to Come“

Ralf 13. April 2015 3

Was ist das nur für ein Gefühl….wie wenn ein Verdurstender eine frische Flasche Wasser erhält. Nun ja, ganz so extrem ist es nun doch nicht. Aber nach der langen Wartezeit auf die fünfte Staffel von Game of Thrones summt man schon mal vor Vorfreude mit, wenn endlich wieder das Intro angestimmt wird. Es geht zurück nach Westeros, mit all seinen Intrigen, politischen Manövern, Schlachten, Drachen und Eiszombies. Wir von filmverliebt möchten euch die nächsten Wochen auf dieser epischen Reise begleiten und werden zu jeder Folge eine kleine Kritik verfassen. In den Kommentaren werdet ihr deswegen auch immer die Meinungen von weiteren Redakteuren zu den aktuellen Folgen erhalten.

Da es sich um eine Rückbetrachtung handelt- eine große Spoilerwarnung zu den Ereignissen der Staffeln 1 bis 4, sowie zur ersten Folge von Staffel 5 mit dem klangvollen Titel: „The Wars to Come„. Da ich sowohl Serie, als auch Bücher auf Englisch lese, bitte ich eventuelle Übersetzungsfehler zu entschuldigen. Ich habe mich jedoch bemüht, die korrekten deutschen Namen zu verwenden.

Die Ruhe vor dem Sturm?

Um eines vorweg zu nehmen: Große Ereignisse kann man in dieser Folge noch nicht erwarten. Verständlicherweise ist diese Episode zunächst dazu gedacht, die Ereignisse der letzten Staffel nochmals zu betrachten und kommende Konflikte anzukündigen. Und wie ich bei meiner Traileranalyse schon gezeigt habe, kommen derer einige auf uns zu.

Doch eines nach dem anderen- kommen wir zu den Inhalten dieser Folge. Zu Beginn erhalten wir gleich eine Szene, denen viele vielleicht nicht die Aufmerksamkeit schenken, die sie verdient. Hier handelt es sich um eine Rückblende in die Kindheit von Cersei, in der sie von einer Hexe Prophezeiungen über ihre Zukunft erhält. Bereits in den Büchern- die die Szene beinahe 1:1 so wiedergeben- ist dieses Ereignis als sehr wichtig zu beurteilen, da es einen Großteil der Motive von Cersei zu erklären vermag. Die Hexe (in den Büchern ist der Name der eigentlich hässlichen alten Frau Maggy) gestattet Cersei 3 Fragen zu ihrer Zukunft.

1) „Wann werde ich den Prinzen heiraten?“ „Niemals. Du wirst den König heiraten“

Das spielt auf die Tatsache an, dass Cersei ursprünglich hoffte, Prinz Rhaegar Targaryen zu heiraten. Durch die Rebellion von Robert kam es jedoch ganz anders und mit Robert Baratheon wurde sie mit dem neuen König vermählt.

2) „Aber ich werde Königin sein?“ „Ja, Königin wirst du sein, bis eine andere kommt, welche jünger und schöner ist, um dich zu stürzen und alles an sich zu reißen, was dir lieb ist.“

Dieses Ereignis ist noch nicht eingetreten, erklärt aber, warum Cersei so negativ gegenüber Margaery eingestellt ist. Sie fürchtet, dass diese die jüngere Königin ist, welche ihr alles nehmen wird- angefangen mit ihren Söhnen durch die Hochzeiten.

3) „Werden der König und ich Kinder haben?“ „Ja, er wird 20 haben und du 3. Golden werden ihre Häupter sein und golden ihre Leichentücher.“

Das spielt vornehmlich auf die vielen unehelichen Kinder von Robert und die aus Inzest mit Jaime geborenen Kinder von Cersei an.

In diesem Licht ist es auch einfacher zu verstehen, warum Cersei so eisig gegenüber Margaery auftritt. Gemeinsam mit dem Tode ihres Vaters Tywin gegen Ende der letzten Staffel sieht sie momentan von allen Seiten Gegner. Nicht einmal mehr Jaime scheint sie richtig zu vertrauen, da dieser durch die Befreiung Tyrions indirekt am Tode von Tywin Schuld ist. Verkompliziert wird ihre Situation durch die Rückkehr ihres Cousins Lancel, welcher inzwischen einer religiösen Vereinigung (im Englischen ist ihr Name „Sparrows“) angehört, die die Bedeutung der einfachen Leute betont und verkörpern möchte. Er deutet mit der ehemaligen Liebschaft der beiden und seiner „Rolle“ in Roberts Tod Wissen an, welches der ehrgeizigen Cersei zum Verhängnis werden könnte.

Mir persönlich gefällt diese Entwicklung, da sie erneut die Unberechbarkeit der Aktionen in Game of Thrones zum Ausdruck bringt und auch dezent angedeutet wird, dass eine neue Gruppierung auf die Bildfläche tritt. Das Misstrauen zwischen Lannister und Tyrell wurde bereits in vorhergehenden Folgen angedeutet, erhält nun aber nochmal neue Nahrung.

Brennende Sonne und eisige Winde

Ändern wir nun den Schauplatz- nach Pentos, wo sich Tyrion nach seiner Flucht mit Varys aufhält. Unser aller Lieblingszwerg ist sichtlich gezeichnet von der Flucht in einer Kiste- und auch der Mord an seiner ehemaligen Geliebten Shae und seinem Vater sind nicht komplett spurlos an ihm vorbeigegangen. Anstatt ihn seinen Kummer in Wein ertränken zu lassen, versucht Varys in einem hervorragenden Dialog zwischen den beiden Tyrion ein neues Ziel zu geben. Hierbei zeigt er deutlich, dass es seine Absicht ist, Daenerys Targaryen zum Eisernen Thron zu verhelfen, da er sie für eine bessere Herrscherin als Robert und aktuell Tommen hält. Und über Joffrey brauchen wir wohl erst gar nicht reden….

Jene angesprochene Daenerys hat in Mereen allerdings im Moment ihre ganz eigenen Probleme. In einer, meiner Meinung nach ausgesprochen interessant dargestellten Szene, werden die Söhne der Harpyie eingeführt. Diese maskierten Personen versuchen einen Terrorkrieg gegen die Herrschaft von Daenerys anzuzetteln, da diese mit den alten Traditionen bricht und viele Leute um ihre Reichtümer oder um Verwandte gebracht hat. Eindrucksvoll zeigt sich das in der Eröffnungsszene zu Mereen, in der die bekannte Harpyienstatue der Stadt von der Pyramide gezerrt wird. Die Söhne der Harpyie führen nun einen Untergrundkrieg gegen die Besatzerin und schrecken dabei auch nicht vor Mord zurück. Ich persönlich freue mich auf diesen Aspekt der Geschichte, da Daenerys nun das erste Mal nicht als Eroberin sondern als Verteidigerin einer Stadt fungiert und die Situation unter Kontrolle bringen muss.

Das ihr das zunehmend schwer fällt, vertraut sie zunächst nur ihrem momentanen Liebhaber und Söldnerführer Daario Naharis an. Als sie vor die Entscheidung gestellt wird, ob sie als Zugeständnis in den eroberten Städten die Kampfarenen wieder zulässt, erhält sie von ihm einen interessanten neuen Blickwinkel. Ich persönlich schätze diese Entwicklung des Charakters von Daario, da er neben einem exzellenten Kämpfer und Frauenhelden nun auch zu einem Ratgeber wird- den Ausgang und die Folgen davon werden wir noch erleben. Zusätzlich sind jedoch die Drachen der „Mother of Dragons“ ein Problem für die junge Herrscherin. Während Drogon noch immer nicht auffindbar ist, sind Viserion und Rhaegal in ihrer Gefangenschaft noch aggressiver geworden und nicht mal mehr von Daenerys zu kontrollieren.

In Mereen erhalten wir zudem nochmal eine kurze Szene zwischen Grey Worm und Missandei, deren aufkeimende Gefühle füreinander schon Gegenstand in der letzten Staffel waren. Mir persönlich gefällt diese Änderung der Serie weniger, da in den Büchern diese Romanze nicht stattfindet. Was sicherlich auch daran liegt, dass in diesen Missandei gerade erst mal 10 Jahre alt ist. Mir ist bewusst, dass damit die Fähigkeit der Unbefleckten zu Emotionen dargestellt werden soll, allerdings finde ich das ganze etwas unbeholfen und zwanghaft dargestellt. Doch vielleicht werde ich noch eines besseren belehrt…

Den Abschluss der Folge bildet die aktuelle Situation von Jon Schnee an der Mauer. Nach dem Eingreifen von Stannis sind die Wildlinge besiegt und ihr Anführer Mance Rayder liegt in Ketten bei der Nachtwache. Stannis plant die Wildlinge in seine Armee zu integrieren und mit ihrer Hilfe den Norden Westeros unter seine Kontrolle zu bringen- wenn Mance Rayder vor ihm kniet. Das sagt diesem aber gar nicht zu, da er meint, damit alles zu verraten, wofür er die letzten Jahre gekämpft hat. Und so endet die Folge schließlich mit einem großen Feuer, in dem Mance dem Roten Gott geopfert wird.

Ich weiß noch nicht, welchen Ansatz die Serie mit Mance verfolgt, da sein Handlungsstrang in den Büchern etwas anders verläuft. Jedoch hatte man in den Büchern auch mehr Gelegenheit etwas über den Charakter zu erfahren, während er in der Serie vergleichsweise blass blieb und hauptsächlich nur als Anführer der feindlichen Wildlinge auftrat. In den Werken von George R.R. Martin erfährt man zusätzliches über seine Vergangenheit und auch seine Verbindungen zu den Wildlingen, auch da er in diesen eine Gefährtin hat, die mit seinem Kind schwanger ist. Hier hat die Serie meiner Meinung nach das Potenzial eines äußerst vielversprechenden Charakters verschwendet.

Was sonst noch geschah und ein abschließendes Fazit

Neben diesen Haupthandlungen gab es auch noch ein paar weitere Nebenschauplätze. Wir durften einen kurzen Blick auf Brienne und Podrick werfen, wie diese nun (relativ hoffnunglos) versuchen den weiteren Weg zu planen. Gleichzeitig durften wir auch Sansa und Petyr in ihrer Situation nach dem Mord an Lysa betrachten. Es wird bereits angedeutet, dass Sansa- mit schwarzgefärbten Haaren zur Tarnung- bereits einiges von Kleinfinger gelernt hat und immer besser im „Game of Thrones“ wird. Für mich persönlich ist die Charakterentwicklung von Sansa eine der interessanteren, da die Wandlung vom naiven Mädchen hin zur politischen Akteurin den Charakter deutlich interessanter macht.

Wie viele Auftaktfolgen von neuen Staffeln leidet „The Wars to Come“ etwas an der Notwendigkeit des Handlungsabschlusses und -aufbaus. Auswirkungen der letzten Staffel müssen gezeigt und neue Konflikte aufgebaut werden. Aus diesem Grunde ändern sich viele Schauplätze, einige Szenen sind langatmig und es passieren keine wirklich bedeutenden Ereignisse. Dennoch halte ich diese Folge für gelungen, da sie meine Neugier auf die kommenden Konflikte weckt und mich in die richtige Stimmung für die weiteren Folgen versetzt. Und was will man mehr von einem Staffelbeginn erwarten?

Beitragsbild: (c) HBO

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