66 Kinos: Kritik zu einer Reise durch die Kinosäle Deutschlands

Sophia Freiheit 2. November 2017 0
66 Kinos: Kritik zu einer Reise durch die Kinosäle Deutschlands

Ein deutscher Filmabend in Amsterdam? Warum denn eigentlich nicht. Das Duitsland Instituut Amsterdam, das Goethe-Institut Niederlande und het Ketelhuis haben sich zusammengeschlossen und ein monatliches Kinoprogramm zusammengestellt, welches auch außerhalb der deutschen Landesgrenzen gezeigt werden sollte.

Ausverkauft sieht anders aus. Das kann entweder an der Sprachbarriere liegen (wobei der Film in Englisch untertitelt wurde) oder auch daran, dass eine 98-minütige Dokumentation über die deutsche Kinolandschaft vielleicht doch eher etwas für „Kenner“ ist. Dabei porträtiert 66 Kinos (2016) von Philipp Hartmann nicht nur eine Reise durch die Kinosäle Deutschlands, sondern vor allem eine Reise durch die Zeit.

Hartmann promotet seinen Film Die Zeit vergeht wie ein brüllender Löwe (2013) in ganz Deutschland und dabei hat er schon wieder sein nächstes Filmprojekt im Kopf: ein Porträt zu den Programmkinos, die er auf seiner Tour besuchen darf. Eine Collage aus 66 Kinos ist es am Ende geworden, wobei die Dokumentation nur fragmentiert die absurdesten Anekdoten thematisiert.

66 Kinos erzählt von dem Kleinkrieg zwischen Arthouse-Filmspielhäusern und den großen Haien des Multiplexes. Dabei versucht er Fragen zur Archivierung von Filmen, Kuration von Filmprogrammen und dem Dispositiv des Kinos zu beantworten, schaut dabei aber auch immer mit einem skeptischen Blick in die Zukunft. Kommt es etwa doch zum ‚Tod des Kinos‘ wie ihn schon Jean-Luc Godard vorhersah? Welchen Mehrwert bietet das Kino denn heutzutage noch?

Der Zuschauer schwebt, zwischen Digitalisierung und Nostalgie, durch die sympathischen und authentischen Geschichten, die eine gewisse Komik mitbringen. Zwischen Popcornmaschinen, Desinfektionsspendern und 35mm Projektoren werden die Geschichten frei vom Herzen erzählt und die Kinobetreiber nehmen dabei kein Blatt vor den Mund, denn hinter jeder weißen Leinwand ist auch eine Schattenseite zu finden. Trotz des amateurhaften Charakters des Films (obwohl, HD kann die Kamera ja) bekommt man einen guten Überblick über die Kinolandschaft, wobei man geografisch oftmals ein bisschen orientierungslos reist – eine visuelle Landkarte wäre vielleicht hilfreich gewesen, den roten Faden beizubehalten. Dennoch berichtet der Film voller Leidenschaft davon, was es heißt, sein Hobby zum Beruf zu machen.

Ein absolutes Muss für jeden Cineasten, Filmstudenten oder aber auch Kinomitarbeiter, und mehr als sehenswert, für jeden der dies nicht ist. Ein Film den man unbedingt im Kino sehen sollte, besonders aufgrund seines selbstreflexiven Charakters und der damit verbundenen Komik.

Der Film tourt noch bis 2018 durch Deutschland und Österreich, und wer weiß, vielleicht dreht Philipp Hartmann ja dabei schon sein nächstes Projekt. Alle Termine und Orte findet ihr hier: http://66kinos.de/termine/.

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Beitragsbild: ©Franziska Opel.

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