Filmkritik: Captain Phillips (2013)

Florian Erbach 21. Januar 2014 0
Filmkritik: Captain Phillips (2013)

Mittlerweile sind die Meldungen über die Küste von Ostafrika schon wieder weitestgehend verstummt. Ob das damit zusammenhängt, dass die Piraten und damit die Entführungen weniger geworden sind, oder ob die „Gegenmaßnahmen“ erfolgreicher sind, sei einmal dahin gestellt.

Mit Captain Phillips rückt das Thema Piraterie und Afrika – zumindest im Kinokontext – wieder in den Blick der Öffentlichkeit. Basierend auf einer wahren Geschichte, nämlich dem Piratenangriff auf die Maersk Alabama, inszenierte Paul Greengrass erneut einen Thriller. Greengrass zeichnete sich nämlich unter anderem auch für Green Zone und das Bourne Ultimatum verantwortlich. Ein Indiz dafür, dass der Film zumindest spannungsreich ist? Ohne zu viel vorwegzunehmen: Captain Phillips ist verdammt spannend!

Captain Phillips: Nach einer wahren Begebenheit

Die Maersk Alabama ist ein klassisches Containerschiff unter amerikanischer Flagge und läuft im April 2009 aus einem Hafen im Oman aus. Das Ziel: Kenia. Als Ladung hat das Schiff vor allem Lebensmittel und andere Hilfslieferungen für Länder in Ostafrika. Richard Phillips ist Kapitän der Maersk Alabama und ist sich durchaus der Gefahr der „Piratengewässer“ an der Küste von Somalia bewusst. Auch erhält er Warnungen per E-Mail, die ihn zwar nicht veranlassen den Kurs zu ändern, doch zumindest die Sicherheitsmaßnahmen anzuziehen. Bei der ersten Sicherheitsübung kommt es dann auch schon zu einem Piratenangriff, der jedoch noch abgewehrt werden kann. Der zweite Angriff hingegen lässt das Eintreten, was nicht passieren darf: Die Piraten gelangen an Bord und die Kaperung der Maersk Alabama wird Wirklichkeit.

Damit beginnt der Film auch gleichzeitig richtig an fahrt aufzunehmen. Dass Tom Hanks einen Überlebenskünstler, einen Antihelden spielen kann, hat er unter anderem schon mit Cast Away eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Ähnlich verhält es sich auch mit seiner Rolle des Captain Phillips, die man ihm zu jeder Zeit abnimmt. Der ganze Film wirkt gänzlich ohne „Schnörkel“, ohne Glamour und einfach wahnsinnig authentisch. Die Piraten, die Crew und das ganze Setting wirken so, als entstammen sie aus einer Dokumentation. Damit einher geht auch – trotz der Spannung – eine eher ruhige Erzählweise.

Fischen oder Piraterie?

Überhaupt sind die Piraten hervorragend gecastet. Teils unter Drogen stehend, völlig ausgehungert, oder mit der Situation überfordert, stellen die Piraten zu dem eher besonnen und ruhig agierenden Kapitän Phillips, einen absoluten Gegenpool dar. Sie scheinen sich nicht immer einig zu sein und so kann zu jedem Zeitpunkt die Situation kippen. Die stets latente Gefahr und Bedrohung sind nicht nur Captain Phillips bewusst, sondern sorgen auch beim Zuschauer für einen ständigen, zwar nicht übermäßig hohen, aber merkbaren Adrenalinspiegel. Drehen die Piraten durch? Lassen sie doch noch Menschlichkeit walten?

Captain Phillips wäre kein guter Film, würde er nicht zumindest im Ansatz auch den Hintergrund der Piraten beleuchten. Es stellt sie nämlich – nicht nur im Kontext des Films – die Frage, inwiefern die Piraten die vor der Küste Somalias agieren, Herr ihrer Lage sind oder ob sie gar zu ihren Handlungen gezwungen werden. Sei es aus finanziellen Gründen oder mit Waffengewalt. Es ist Fakt, dass die Piraterie vor Somalia aus einem ganzen Portfolio von Beweggründen entstanden ist. Die großen Fischschiffe, die die Fanggründe leer fangen, die korrupte Regierung, Warlords und nicht zuletzt der daraus resultierende Wunsch, alle diesem Elend mit dem „großen Fang“ zu entgehen. Die Piraten werden jedoch nicht so dargestellt, als müsse man mit ihnen zu jeder Zeit Mitleid empfinden. Es gibt freilich Momente, in denen die Handlung der Piraten nachvollziehbar ist, ehe sie ihm nächsten Moment jedoch wieder abwegig erscheinen. Als die Piraten eine Möglichkeit ausschlagen, das Ganze zu beenden und trotzdem als Sieger das Feld zu räumen, scheint der Fall für Captain Phillips ganz klar: „Ihr seid keine Fischer„.

Licht und Schatten?

Negatives gibt es über Captain Phillips eigentlich nicht zu berichten. Der Film ist rundum gelungen und hält das, was er verspricht. Im Grunde geht er sogar darüber hinaus. Man muss sich nur selber einmal die Frage stellen, ob man sich vorstellen kann, dass ein Film, der um die 2 Stunden auf dem Wasser, in einem Boot spielt, spannend sein kann? Die Antwort ist nicht ohne Weitere zu geben. Der Film schafft es stets die Spannung zu halten. Vielleicht ist der Aufmarsch der Elitesoldaten und das Ganze drumherum einen bisschen „too much“. Aber das ist nur einen Moment störend – dann geht es.

Besonders hervorzuheben ist noch das Ende beziehungsweise die Schlussszene mit Tom Hanks. Wahnsinnig intensiv und die Anspannung, ohne jetzt zu viel zu verraten, die ihn verlässt, ist mit jeder Pore, mit jedem Atemzug, absolut nachvollziehbar. Wahnsinn! Allein dafür lohnt es sich den Film zu sehen!

Fazit zu Captain Phillips

Ähnlich wie Prisoners ist Captain Phillips authentisch, wahnsinnig spannend und zu jeder Zeit ein filmisches Vergnügen. Es ist die unaufgeregte und ruhige Art, die den Thriller trotz weniger Action sehr sehenswert macht. Die stets latente Bedrohungssituation ist äußerst fesselnd und Tom Hanks sowie die Piraten spielen hervorragend auf. Authentizität und ein hervorragendes Drehbuch zeichnen Captain Phillips ebenfalls aus. Wer einen spannenden Entführungs-Thriller sehen möchte, der ist bei Captain Phillips an der richtigen Adresse (oder im richtigen Boot)! 4/5 Ausgezeichnet!

DVD- bzw. BluRay-Start von Captain Phillips ist in Deutschland am 14. März 2014.

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