Stephen King hat sich vor 50 Jahren eine kleine Geschichte über einen Revolverhelden ausgedacht. King war damals Anfang 20 und schwer beeinflusst von Clint Eastwood in den Italowestern und von Tolkiens Herr der Ringe Romanen. Aus der Fantasie des jungen Autors sprudelten immer mehr Ideen und 40 Jahre später schloss er seine Geschichte um den dunklen Turm nach acht Bänden ab. Es war nur noch eine Frage der Zeit bis Hollywood daran Geld verdienen wollte. Nach einem Hin- und Herschieben der Produktionsstudios und der Besetzung, hat Sony Pictures nun den Kinofilm vorgelegt inklusive Option auf eine Serie und weitere Teile.
Ein Spielfilm und darauf folgend eine Fernsehserie sind der richtige Ansatz, um mit diesem immensen literarischen Universum umzugehen. Idris Elba spielt den Revolvermann Roland und Matthew McConaughey spielt Walter alias der Mann in Schwarz. Jake Chambers, gespielt von Tom Taylor, ist ein Junge in New York, der seinen Vater verloren hat, und nun mit seiner Mutter (leider ein bisschen zu jung besetzt mit Katheryn Winnick) und einem sehr unsympathischen, eindimensionalen Stiefvater zu leben hat. Jake, von verrückten Träumen geplagt, flieht in die Welt von Roland, um sich aus den Fängen von Walter zu retten. Die Beiden müssen jedoch wieder nach New York zurück, um sich – wie es sich für eine vom Western inspirierte Geschichte gehört – zum Showdown dem übermächtigen Bösewicht zu stellen.
Elba und McConaughey machen ihre Sache wie gewohnt ausgezeichnet und mit dem sehr guten jungen Darsteller Tom Taylor ist der Cast stimmig besetzt. Leider wurden die Nebendarsteller zu sehr vernachlässigt, was ein bisschen am Drehbuch liegt, aber auch auf die Regie von Nikolaj Arcel zurückzuführen ist.
Die entscheidende Frage für eine Filmkritik von „Der Dunkle Turm“ ist: Was bleibt übrig, wenn man die sehr guten Hauptdarsteller und das ideenreiche Universum von Stephen King als Hintergrund der Geschichte ignoriert?
Das sind zum Einen die sehr schwachen, nicht überzeugenden visuellen Effekte. Was sicherlich auch zu rechtfertigen ist, wenn die Geschichte in einer Serie weitererzählt werden soll und somit nicht zu stark an Qualität verlieren soll. Es muss nicht immer CGI sein, dann muss eben das Drehbuch einspringen und die Spannung erzeugen. Vor allem das Western-Genre stellt einige Stilmittel zur Verfügung, die ungenutzt liegen bleiben. Ein weiteres Problem ist, dass die vielen coolen Ideen von King dem Zuschauer gerade zu aufgetischt werden. Es gibt keine spannende Entdeckung, die gemacht werden kann. Darüber helfen die vielen kleinen Easter Eggs für Fans des Autors nicht hinweg.
Es ist mit einem sehr runden Ende ein abgeschlossener Film, der die Fans der Bücher sicherlich enttäuschen wird. Die Welt des Dunklen Turms wäre besser mit einer viel kleineren Geschichte zu Beginn erzählt worden. So hat sich der erste Film gleich am Duell von Roland und Schwarz verhoben. Allein aus dem zweiten Buch gibt es zwei spannende Geschichten, aus denen viel besser eine Serie und Kinofilme hätten entstehen können.
Die Risikoanalyse der Filmwirtschaftler fällt leider nie zu Gunsten der Qualität von Literatur-Verfilmungen aus. Ein Team aus guten Autoren, die mit dem Regisseur zusammenarbeiten und den ein oder anderen offen Handlungsfaden für spätere Filme liegen lassen, hätten diesem Kinofilm gut getan. Das würde bei Nichtlesern der Buchreihe Interesse erzeugen und den Film spannender machen. Der Zuschauer muss eben auch gefordert werden und nicht alles auf dem Silbertablett präsentiert bekommen. Die Buchfans werden enttäuscht das Kino verlassen, alle anderen werden den Film leider am nächsten Tag wieder vergessen haben.
Der Trailer zu Der Dunkle Turm:
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