Der Mann aus dem Eis: Kritik zum Ötzi-Film mit Jürgen Vogel

Christopher Hechler 21. Mai 2018 0
Der Mann aus dem Eis: Kritik zum Ötzi-Film mit Jürgen Vogel

Die Ötztaler Alpen, über 5.300 Jahre in der Vergangenheit: Der Steinzeitmensch und Clanführer Kelab befindet sich in den dichten Wäldern, die die kleine Siedlung seines Stammes umgeben, auf der Jagd. Während er sich um die Verpflegung für seine Angehörigen kümmert, wird das kleine Dorf von drei fremden überfallen. Die Bewohner werden getötet, die Häuser niedergebrannt und das heiligste des Stammes gestohlen. Getrieben von Wut sinnt Kelab nach Rache und begibt sich auf die Suche nach den Fremden, die ihm alles nahmen.

Regisseur Felix Randau („Die Anruferin“) zeigt in seinem Überlebensdrama DER MANN AUS DEM EIS das letzte Kapitel aus dem Leben des Ötzis, jener gefrorenen Mumie, die 1991 im Gletschereis des Tisenjoch in den Ötztaler Alpen gefunden wurde. Gedreht im echten, damaligen Lebensraum des Ötzis, liegt die große stärke des Films in der selbstbewussten und konsequenten Inszenierung ebenjener alten Welt, in die uns Kaleb (Jürgen Vogel) mitnimmt. Jakub Bejnarowicz‘ Kamera präsentiert dabei, in ihrer dynamischen Führung oft an Alejandro González Iñárritu’s „The Revenant“ erinnernd, teils recht intensive und Stimmungsvolle Bilder, die den zweiten großen Hauptdarsteller des Films – die Natur des Drehortes – gekonnt einfangen und eine eigene Atmosphäre schaffen.

Der dichten Atmosphäre ebenso zuträglich ist, neben den Bildern und den tollen Kostümen, auch der weitgehende Verzicht auf Dialog. Gesprochen wird nur wenig und wenn, dann nicht auf Deutsch, sondern in einer nicht untertitelten frühen Form der rätischen Sprache. Das Schauspiel wird so völlig auf Gestik und Mimik reduziert – ein mutiger Schritt, der mit der Tonalität des Films gut harmoniert. Hervorzuheben gilt es dabei Jürgen Vogel, dem die Rolle des zukünftigen Ötzi sichtlich Spaß gemacht zu haben scheint.

Grobe Schnitzer leistet sich der Film über seine 93 Minuten Laufzeit zwar keine, für den ganz großen Wurf zum wahrhaftigen Epos fehlt es ihm aber an konstantem Spannungslevel und tiefgreifender Zeichnung seiner Charaktere. Der geneigte Zuschauer hat so zwar ausreichend Spielraum für eigene Interpretationen, der Dramaturgie in ihrer Gänze hätte mehr Hintergrund für die Figuren und ihrer Lebensart aber gut getan.

Eine Empfehlung wert ist DER MANN AUS DEM EIS aber allemal. Gerade im Kontext der oft belächelten deutschen Filmlandschaft, bricht Randau’s Überlebensdrama eine Lanze für die durchaus vorhandene Kreativität und handwerkliche Fertigkeit des oftmals zum Nischendasein verdammten Genrekinos, dass es neben den großen, Schweighöfer’schen-Multiplex-Publikumsmagneten immer schwerer hat.

DER MANN AUS DEM EIS erschien am 18. Mai 2018 offiziell auf DVD, Blu-ray und als Video on Demand.

Hier der Trailer:

Beitragsbild: (c) Alive – Vertrieb und Marketing/DVD

Der Mann aus dem Eis: Kritik zum Ötzi-Film mit Jürgen Vogel

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