Der britische Kunsthändler Charlie Mortdecai ist eine Paraderolle für Johnny Depp: exzentrisch, tollpatschig, ein bisschen feige, aber gleichzeitig durchtrieben und gewieft. Und hätte man Depp nicht noch so gut als Wissenschaftler Dr. Will Caster aus „Transcendence“ (2014) im Kopf, man könnte in dem blaublütigen Mortdecai fast einen aufgehübschten und umgeschulten Captain Jack Sparrow aus „Fluch der Karibik“ sehen.
Im feinen Haus Mortdecai ist die Kacke am Dampfen: Charlie – mehr Gauner als Händler – hat nur noch wenige Tage Zeit, um acht Million Pfund Schulden zu begleichen. Zudem besteht seine schöne Gattin Johanna (Oscar-Preisträgerin Gwyneth Paltrow) derzeit auf getrennten Betten, da sich Charlie hingebungsvoll einen Schnurrbart wachsen lässt. Als eine Restauratorin umgebracht und ein Goya-Gemälde geklaut wird, tut sich eine Lösung der Geldsorgen auf. Charlies alter Bekannter Alistair Martland (Ewan McGregor), Inspektor beim Geheimdienst MI5 und seit Jahren in Johanna verliebt, bittet seinen Rivalen um Hilfe. Und Charlie hofft, durch ein Aufspüren des verschwundenen Goyas wieder liquide zu werden.
Scharf auf das Goya-Meisterwerk sind auch ein international gesuchter Terrorist, ein russischer Oligarch, ein amerikanischer Milliardär und dessen nymphomanische Tochter. Auf der weltweiten Jagd nach dem Bild, das ein großes Geheimnis birgt, fließt einiges an Blut. Charlie kann froh sein, dass er seinen treu ergebenen Kammerdiener Jock Strapp (Paul Bettany) an seiner Seite hat. Jock ist eine echte Kampfmaschine, und obwohl er ständig in den Betten junger Frauen im Einsatz ist, immer zur Stelle, wenn’s für seinen unbeholfenen Herrn wieder brenzlig wird. Fast stiehlt Bettany Hollywood-Star Depp in einigen Szenen die Show.
Weitere Verstärkung bekommt Charlie von seiner im Hintergrund unter Einsatz ihrer weiblichen Reize ermittelnden Johanna – die vom liebevoll gehegten Bartwuchs ihres Ehemanns zwar akuten Brechreiz bekommt, ihm aber trotzdem treu den Rücken stärkt und mit dem verknallten Alistair rein geschäftlich schäkert. Die Rolle des außen hochgezwirbelten Schnubbis ist übrigens nicht zu unterschätzen: Mehr als 30 Versionen davon wurden für den Film angefertigt, während der Dreharbeiten wurden pro Woche ein bis zwei verschlissen.
Gaunerkomödien rund um den Kunstmarkt sind auf der Leinwand nichts Neues, und auch „Mortdecai“ – basierend auf einer Roman-Trilogie von Kyril Bonfiglioli – kann mit keinem besonderen Clou aufwarten. Dennoch sind Regisseur David Koepp, der in der Vergangenheit Drehbücher für Blockbuster wie „Jurassic Park“ und „Spider-Man“ schrieb und schon 2004 mit Depp den Thriller „Das geheime Fenster“ drehte, amüsante und kurzweilige 107 Minuten gelungen. Wer den Deppschen Charme mag und davon nicht genug kriegen kann, den wird auch das zunehmend leicht monothematische Rollenschema des 51-Jährigen nicht stören.
Infos zum Film
Laufzeit: 1 Stunde 47 Minuten
Regie: David Koepp
Unter anderem mit: Johnny Depp, Gwyneth Paltrow, Paul Bettany…
Genre Komödie, Krimi
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