„Ein Kuss von Béatrice“: Kritik der Tragikomödie mit zwei Grandes Dames des französischen Kinos

Nadine Emmerich 7. Juni 2017 0
„Ein Kuss von Béatrice“: Kritik der Tragikomödie mit zwei Grandes Dames des französischen Kinos

Die beiden Frauen in Martin Provosts Drama „Ein Kuss von Béatrice“ könnten kaum  unterschiedlicher sein: Die lebenslustige Béatrice raucht, trinkt, isst ihr Fleisch gern blutig und zockt in dunklen Hinterzimmern. Die ernste Hebamme Claire lebt allein und zurückhaltend, geht pflichtbewusst  ihrer Arbeit in einer von der Insolvenz bedrohten Pariser Klinik nach, trifft sich ab und zu mit ihrem studierenden Sohn – und scheint eher wenig Spaß zu haben. Doch die ungleichen Frauen teilen eine gemeinsame Vergangenheit.

Und die holt Claire (Catherine Frot) plötzlich wie eine Sturzgeburt ein. Als Béatrice (Catherine Deneuve) erfährt, dass sie einen Hirntumor hat und sterben wird, erinnert sie sich an eine verflossene Liebe – Claires Vater Antoine. Dem Tod geweiht wird Béatrice nostalgisch, will wissen, was aus Antoine wurde und sucht Claire auf. Die ist zunächst fassungslos ob des unerwarteten Besuchs: Für sie steht Béatrice, die ihren Vater vor 30 Jahren einfach stehen ließ und weiterzog, für eine traumatische Zeit ihrer Kindheit.

Vorhersehbare Handlung trotz grandiosen Spiels

„Ein Kuss von Béatrice“, dessen französischer Titel „Sage Femme“ (Hebamme) lautet, lief bei der Berlinale im Februar außer Konkurrenz im Wettbewerb und brachte mit Deneuve Glamour auf den Roten Teppich des Filmfestes. Knapp zwei Stunden lang konzentriert sich Regisseur Provost in der Tragikomödie vor allem auf die Beziehung der beiden Frauen – was den ruhigen Film aufgrund des grandiosen Spiels der Grandes Dames des französischen Kinos zwar sehenswert, aber auch arg vorhersehbar macht.

Und so entwickelt sich die Handlung mit viel Humor, aber erwartungsgemäß: Nach erster Skepsis und Ablehnung kommen sich Claire und Béatrice näher, die Leichtfüßigkeit der Rotweinliebhaberin färbt auf die graue Maus ab. Claire trägt ihr Haar plötzlich offen, beginnt sich zu schminken, drückt beim Autofahren aufs Gaspedal – und fängt eine Romanze mit ihrem Schrebergartennachbarn, dem Lkw-Fahrer Paul (Olivier Gourmet) an. „Béatrice ist eine sehr entwaffnende Frau“, sagte Deneuve bei der Berlinale-Pressekonferenz über ihre Rolle.

Provost wirft in „Ein Kuss von Béatrice“ zwischen den Zeilen aber auch die Frage des Verzeihens auf: Gibt es im Angesicht des Todes Vergebung? Béatrice ermögliche es Claire zumindest ein Stück weit, sich von ihrer belastenden Vergangenheit zu befreien, sagte Frot im Februar in Berlin. Und ein neues Leben zu beginnen.

In Frankreich stieg „Sage Femme“ im März als erfolgreichster Start eines französischen Films in den vergangenen zwölf Monaten auf Platz zwei hinter „Die Schöne und das Biest“, ein.

Kinostart: 8. Juni

Foto: Universum-Film

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