Filmkritik: Edge of Tomorrow mit Tom Cruise und Emily Blunt

Florian Erbach 31. Mai 2014 3
Filmkritik: Edge of Tomorrow mit Tom Cruise und Emily Blunt

Wenn Aliens wieder einmal die Welt angreifen und starke Helden danach lüstern, eben diese Welt zu retten, dann gibt es nicht wenige, die gelangweilt dreinschauen und „nächster Film bitte“ denken. Hier lässt sich Edge of Tomorrow – auch wenn es vielleicht zunächst den Anschein macht – nicht so einfach einordnen. Die Geschichte ist so absurd wie unfreiwillig komisch und kann doch sehr dadurch punkten, dass die Macher und allen voran Tom Cruise, sich nicht zu ernst nehmen. Mit Mr. & Mrs. Smith (2008) konnte Edge of Tomorrow-Regisseur Doug Liman einen großen Erfolg verbuchen und stellte unter Beweis, dass er Action und Humor gekonnt verbinden kann. Kann sein Science-Fiction-Action-Thriller Edge of Tomorrow daran anknüpfen?

Zumindest jetzt schon lässt sich sagen: Edge of Tomorrow macht sehr viel Spaß, denn er kombiniert hanebüchenen Unsinn mit einem sich nicht zu ernst nehmenden Tom Cruise und bietet neben viel Action, und einiger guter Gags, sogar eine nette (latente) Liebesgeschichte.

Und täglich grüßt… die Schlacht um die Menschheit

Zur Handlung: Was zunächst wie ein Meteoritenschauer aussah, entpuppte sich im Nachhinein als Alieninvasion. Die Aliens – auch „Mimics“ genannt – breiteten sich über ganz Europa aus und hinterließen entvölkerte Landstriche. Weite Teile von Europa sind unbewohnbar und nur Großbritannien, die Pyrenäen und im Osten die Grenze zu Russland sind der letzte Verteidigungswall. Eine globale Verteidigungsorganisation hat sich gegründet und sucht nach Freiwilligen. Hier kommt Major William „Bill“ Cage (Tom Cruise) ins Spiel, der als ehemaliger „PR-Mensch“ frische Rekruten für den Krieg gewinnen soll. Major Cage ist über seinen Job sehr froh – denn so bleibt ihm der Frontdienst erspart. Doch das Blatt des Schicksals wendet sich und alle Versuche dem zu entgehen gelingen nicht: Er muss bei der finalen Schlacht in der ersten Angriffswelle dabei sein und hat natürlich nicht viel davon, denn er stirbt alsbald. Soweit wäre die Geschichte erzählt, wenn es nicht Zeitschleifen geben würde: Cage wacht nach seinem Ableben wieder am Vortag der Schlacht auf, immer und immer wieder. Die Versuche den Lauf der Geschichte zu ändern erweisen sich als schwieriger als gedacht. Doch er findet in der Full Metal Bitch und Heldin von Verdun (Emily Blunt) eine Verbündete. Können sie den Lauf der Geschichte ändern?

edge of tomorrow tom cruise emily blunt © warner bros.

Edge of Tomorrow – Tom Cruise und Emily Blunt © warner bros.

Edge of Tomorrow: Action, Nonsense, Humor und sogar etwas Liebe

Edge of Tomorrow basiert auf dem Light Novel „All You Need Is Kill“ und an diesem Satz kann sich auch die Interpretation von Doug Liman messen lassen: Es fliegen nur so die Kugeln durch die Luft und die an auf dem Land lang kriechende und zitternde Oktopusse erinnernden Aliens, mit einem Drang zu unvorhersehbaren Bewegungen und einer gewissen Langoliers-Attitüde, bekommen oft die Gelegenheit, ihre Tödlichkeit unter Beweis zu stellen. Es kracht und rumst und schon ist die Figur von Tom Cruise zerquetscht, verblutet, erschossen, zerfetzt oder einfach nur unglücklich hingefallen – da nützen auch die toll anzusehenden Exo-Anzüge nicht viel. Ein Traum für alle, die keine Tom Cruise-Fans sind und dem unbezwingbaren Helden überdrüssig sind. Natürlich ist auch Edge of Tomorrow auf Tom Cruise zugeschnitten und im weiteren Verlauf merkt man das mehr. Hier ist aber der Punkt, an dem der Film die richtige Richtung nimmt: Edge of Tomorrow ertrinkt nicht in Selbstverliebtheit und inszeniert Cruise nicht als ultimativen Helden, sondern als einen zunächst mit der Situation überforderten Soldaten, der nur mit jedem neuen Versuch etwas mehr lernt. Logisch und auch nachvollziehbar, denn auch wir würden mit einem – und es sind sehr viele – weiteren Versuch ein Stückchen „wachsen“.

Logik ist indes etwas, was man bei Edge of Tomorrow nicht immer und eigentlich auch nur selten erwarten kann. Aber das ist kein Problem von Edge of Tomorrow, sondern eher etwas, was der Zuschauer mit sich ausmachen muss. Die nicht immer nachvollziehbare Zeitlochthematik schafft bisweilen Logiklöcher, die so groß sind, dass sie eigene Zeitlöcher beinhalten könnten und wenn man länger über den Hintergrund der Geschichte nachdenkt, sind Kopfschmerzen und Stirnrunzler vorprogrammiert. Zum Glück gibt uns Edge of Tomorrow bewusst wenig Information zu den Hintergründen. Gerade so viel, dass es zumindest einigermaßen – auf den ersten Blick – plausibel erscheint und gerade so wenig, dass wir uns auf die Action und die restliche Geschichte konzentrieren können. Dieser Spagat ist eindrucksvoll gelungen!

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Doch Edge of Tomorrow besteht nicht nur aus Action. Der schon angesprochene Humor und die Tatsache, dass sich der Film nicht immer ganz ernst nimmt, erweisen sich als Glücksfall. Das Zeitloch sorgt nicht nur bei „Logiklochsuchern“ für schmunzeln, sondern aus den daraus resultierenden Situationen ergeben sich einige wirklich sehr lustige Szenen. Gerade Bill Paxton als Master Sergeant Farrell Bartolome, der mit seiner staubtrockenen Art auch aus Starship Troopers (1997) stammen könnte, macht seine Sache hervorragend. Überhaupt ist die ganze Soldaten-Truppe, auch wenn sie nur eine Randposition einnimmt, sehr gut gespielt und sympathisch besetzt.

Eine wesentlich größere Rolle nimmt natürlich Emily Blunt als Rita Vrataski (Full Metal Bitch) ein, der das Gleiche widerfahren ist und die deswegen als „Heldin von Verdun“ verehrt wird. Emily Blunt (Looper 2012) ist nicht nur schön anzusehen, sondern sie nimmt ihren Platz neben Tom Cruise sehr gut ein. Erfreulich ist, dass Edge of Tomorrow auf eine große Liebesgeschichte verzichtet und stattdessen eine latentere Variante wählt. Natürlich liegt es in der Natur der Sache, dass sich die beiden Protagonisten näherkommen, doch überschwappt die latente Liebesgeschichte nicht den ganzen Handlungsrahmen und greift hier nur auf Andeutungen und Gesten zurück.

Trailer zu Edge of Tomorrow

Fazit zu Edge of Tomorrow

Im Grunde hat es Dietmar Dath mit „hemmungsloser Irrsinn, das aber erstklassig“ eigentlich gut auf den Punkt gebracht: Edge of Tomorrow ist in erster Linie ein Science-Fiction-Action-Spaß, der sich nicht zu ernst nimmt, damit frischen Wind in das „Wir-kämpfen-gegen-böse-Aliens“-Genre bringt und eindeutig Parallelen zu „Und täglich grüßt das Murmeltier“ aufweist. Da ist es egal, ob das mit dem Zeitloch so überhaupt funktionieren würde und was es mit den Mimics auf sich hat. Einfach anschnallen, sich auf nette Action und gute Gags einstellen und Tom Cruise und Emily Blunt beim Versuch zuschauen, wie sie versuchen die Welt zu retten.

Auch wenn ich mir etwas mehr Hintergrundinformationen zu den Aliens gewünscht hätte, ist Edge of Tomorrow ein humorvoller Science-Fiction-Action-Film, mit einem sympathischen Duo an der „Weltrettungsspitze“, toller Optik und einer spannenden Jagd nach dem Schlüssel zur Rettung der Menschheit.


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