Filmkritik: Gravity (2013)

Florian Erbach 25. Oktober 2013 5
Filmkritik: Gravity (2013)
  • Story
  • Soundtrack
  • Bild und Setting
  • Genre: Drama

Sandra Bullock und George Clooney gemeinsam schwerelos im Weltall? Kann das gut gehen? Als ich die ersten Ideen zu „Gravity“ hörte, war ich einerseits sehr begeistert und andererseits voller Sorge. Denn kann das Konzept solch eines Films mit diesen beiden Schauspielern funktionieren? Sandra Bullock war mir bis dahin nicht unbedingt als große Schauspielerin in Erinnerung geblieben. Und wie kann solch ein Weltraumtrip spannend gestaltet werden?

Die ersten bewegten Bilder sorgten bei mir jedoch sehr schnell dafür, dass die Bedenken allmählich der Vorfreude wichen! Nach seinem großartigen „Children of Men“ wagt sich Alfonso Cuarón nun mit „Gravity“ wieder ins Science-Fiction/-Drama-Genre und die Frage darf gestellt werden, ob ihm wieder ein großer Film gelungen ist. Um diese Frage vorweg zu beantworten: Ja, Gravity ist ein großer Film! Doch warum? Das verrät die folgende Filmkritik.

Atemlos im Weltall

Houston, ich habe da ein ganz mieses Gefühl bei dieser Mission

Die Ära der Spaceshuttle ist hier auf unserer Erde zwar schon abgelaufen, doch Cuarón lässt diesen Schritt der NASA für 90 Minuten lang vergessen machen. Der Einstieg in den Film lässt uns das Shuttle (STS-157) zunächst als winzigen Punkt erscheinen, der dann vor dem Hintergrund der Erde immer größer wird. Am Hubble-Weltraumteleskop angedockt führen Dr. Ryan Stone (Sandra Bullock) und Matt Kowalski (George Clooney) zusammen mit drei anderen Crewmitgliedern Wartungsarbeiten beziehungsweise eine Installation durch. Während die Shuttlemission für Stone die erste ist („ich hasse den Weltraum“), ist es für Veteran Kowalski gleichzeitig die letzte Mission. Ein klassisches Gegensatzpaar. Die Arbeit in der Schwerelosigkeit wird jedoch von einem dringenden Funkspruch aus Houston unterbrochen – und das Drama nimmt seinen unvermeidlichen Lauf.

Ehe wir die Situation richtig verstehen, sind wir auch schon in einem fesselnden Trip angekommen, der weit mehr zu bieten hat, als die bloße Angst vor dem Tod. Es geht ums Verlorengehen, ums Abdriften in das Nichts. Absolute Hilflosigkeit! Dieses Gefühl von Ohnmacht und Hilflosigkeit erinnert entfernt an „Open-Water“. Gravity bietet aber wesentlich mehr und so ist der Vergleich wahrscheinlich nicht gerechtfertigt. Filme die Gefahren und Unfälle im Weltraum zeigen, gibt es einige. Was ist so besonders an Gravity?

Bild und Sound: Gewaltig

Der größte Pluspunkt des Films und im Grunde das ganze Gerüst ist die ausnahmslos grandiose Bild- und Tonkulisse. Ein Film wie gemacht für das Kino. Die 3D-Effekte sind toll und bisweilen bekommt man richtig das Gefühl, selber im Weltall und in einem engen Raumanzug zu stecken. Dieses Gefühl wird durch die schlauen und durchdachten Arrangements der Soundeffekte unterstützt. Ridley Scott hatte 1979 nicht unrecht, als er den Slogan „im Weltall hört dich niemand schreien“ für sein „Alien“ wählte. Wir bekommen die Ereignisse zum Teil aus der Perspektive der Protagonisten zu sehen und haben damit genau wie sie – keinen Ton. Lediglich ein Vibrieren! In Verbindung mit der Filmmusik, der klaustrophobischen Atmosphäre, der Angst und der Bilder, entstehen hier großartige Szenen und Momente.

Sicherlich hat Gravity auch Punkte, an denen man sich reiben kann. Das Tränen nicht wie wild durch die Schwerelosigkeit fliegen, hat uns Astronaut Chris Hadfield in einem seiner zahlreichen Videos eindrucksvoll gezeigt. Doch wer in Gravity geht, um 100%ig authentische Physik und Situationen zu erleben, sollte wahrscheinlich gar keine Kinofilme sehen. Bevor der falsche Eindruck entsteht: Cuarón und seinem Team war offensichtlich sehr daran gelegen, einen authentischen Film zu produzieren. Dies ist auch überwiegend gelungen! Natürlich darf auch die typische Hollywood-Achterbahnfahrt nicht fehlen. Das ständige „puh-gerade-nochmal-so-geschafft“ ist hart an der Grenze und fast zu viel. Und auch wenn Sandra Bullock ihren Part alles in allem gut gespielt hat, fand ich sie an ein paar Stellen zu übertrieben.

Fazit:

Gravity ist Kino und sollte auch in solch einem genossen werden. Grandiose Aufnahmen, ein toller Soundtrack und eine spannende Reise in unsere Erdumlaufbahn. Cuarón ist mit Gravity ein authentischer Space-Sci-Fi/Drama-Film gelungen, der sich sicherlich bei Release in meiner BluRay-Sammlung wiederfinden wird! 4,5/5

Filmkritik: Gravity (2013)

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                                                                                          Bildquelle: warnerbros