Nach der Drohung am „Am Sonntag bist du tot“
sehen in Actionfilmen Adressaten rot
Im gleichnamigen, hier vorliegenden Film
kleidet sich der Stoff im gänzlich andern‘ Zwirn
Der Satz fällt im Kontext kirchlicher Beichte
Ein Geständnis fällt ruhig, aber donnernd wie Gekreische
Im Jungenalter wurde ein Mann vom Priester sexuell missbraucht
Mit diesem Geständnis ist nun ein Wunsch bei ihm aufgetaucht
Der Priester, Täter, ist bereits tot, nun wird ein guter bedroht
Vater James sein Name, ruhig entgegen nimmt er diese Ansage
Gibt des Täters Identität trotz besseren Wissens nicht kund
und führt Pflichten wie gewohnt weiter aus in seinem irischen Gemeinderund
Dieses besteht aus allerlei bunten, fast freidrehend wirkenden Gestalten
die sich nahezu aufdringlich, spöttisch gegenüber Vater James verhalten
Doch im Laufe des Films lernt der Zuschauer, wie James zuvor, sie näher kennen
ihre Natur, ihr Wesen aber auch ihren Wandel auf der Netzhaut brennen
Der Film ist beinahe aufgebaut wie eine Kammerspiel
Figuren – der oder die Dorfbewohner – sind das Ziel
wenn Vater James die Szenerie betritt
und er mit ihnen über ihren Alltag/ ihre Probleme spricht
Diese Szenen drehen sich häufig um religiös besetzte Themen
Fremd- oder Selbstvergebung ist sicher eines der zentralsten von ihnen
Das Drehbuch löst Gespräche und dabei Tugenden naturalistisch, in Erfahrungswelten auf
visuell unterstützt mit rauen und schönen Landschaftsaufnahmen zuhauf
so dass der Film nie den Anspruch christlicher Moralpredigt (anders als „Left Behind“) stellt und braucht
Vater James ist ebenfalls zentral für diese Wirkung
Sein Wesen – pragmatisch, intelligent, einfühlsam
und wo mit Brendan Gleeson und dessen Verkörperung
kleine Gesten gerade zu ganz großen werden
Und der als Konvertierter, ehemaliger Nicht-Kirchenmann
zu seinen Nächsten eine eigene Tochter zählen kann
„Am Sonntag bist du tot“ baut auf einer Ebene menschliche Beziehungen aus
und beschwört (subtiler) auf einer anderen den Sonntag, den Showdown herauf
Er ist aber nicht als Thriller konstruiert, zu sehen und zu verstehen
sondern eher als eine tragisch-komische Erzählung rund um Humanität und Seelenleben
mit einander vernetzten und interagierenden Charakteren
die anderen, sich selbst (oder niemandem?) im Wege stehen
Die eben normal-verrückt-menschlich sein können
und dem Zuschauer Auszüge von Freude, Vergebung und Trauer (…) gönnen
(Für eine weitere Filmkritik in Reimen schaut Euch mein Review zu „Zulu“ an.)