Filmkritik: The World’s End

Florian Erbach 3. März 2014 3
Filmkritik: The World’s End

The World’s End ist der langersehnte dritte Teil der sogenannten Cornetto- oder auch „Blood and Ice Cream“-Trilogie von Edgar Wright. Zusammen mit seinen Weggefährten Simon Pegg (Mission Impossible) und Nick Frost (Paul – Ein Alien auf der Flucht) schuf er 2004 zunächst die romantische Zombie-Komödie Shaun of the Dead, als eine Hommage auf den Zombieklassiker Dawn of The Dead. Drei Jahre später folgte die Actionkomödie Hot Fuzz – Zwei abgewichste Profis. Und nun, sechs Jahre später, soll die Trilogie mit The World’s End endlich ihren Abschluss haben. Ein krönender Abschluss? Leider nein.

Eine Kneipentour der anderen Art

The World’s End ist die Geschichte von fünf alten Jugendfreunden, die den legendären Pub-Crawl endlich abschließen und bezwingen wollen. Der Pub-Crawl beinhaltet das Besuchen von zwölf Pubs an einem Abend und es gilt, in jedem dieser Pubs jeweils ein Bier zu trinken. An der „goldenen Meile“ sind die fünf Freunde einst gescheitert und für Gary (Simon Pegg), dem einstigen „Anführer“ der Clique, gibt es kein größeres Ziel, als diese Meile endlich zu bezwingen und im letzten Pub – dem World’s End – das finale und zwölfte Bier zu bestellen.

Zunächst sind die alten Freunde sehr skeptisch und wenig begeistert von Garys Idee. Immerhin hat man sich lange nicht gesehen und die Interessen haben sich doch merklich verlagert, dennoch gewinnt der Ehrgeiz vor der Vernunft und die Freunde willigen schließlich doch mehr oder weniger freiwillig ein. Dem Pub Crawl und der goldenen Meile steht nun nichts mehr im Weg – so scheint es. Was dann als stinknormale, sehr gesittete und fast spießige Sauftour beginnt, wandelt sich in einen puren Alptraum für die Gruppe um Gary. Denn in Newton Haven – der alten Heimatstadt der Freunde – hat sich einiges geändert. Und damit ist kein neuer Supermarkt oder neuer Park gemeint, sondern das Verhalten der Einwohner gibt Rätsel auf und schon bald kommt die Truppe auf das dunkle Geheimnis. Fortan müssen sie um ihr Leben und das Bestehen der Menschheit kämpfen.

Very british und leider very langweilig

Die Filme von Edgar Wright sind dafür bekannt, etwas eigenwillig zu sein und eher dem „very british“-Klischee zu entsprechen. Diese spezielle Mischung aus Action und Komödie hat vor allem Shaun of the Dead und in Teilen auch Hot Fuzz zu den großen Erfolgen werden lassen. Shaun of the Dead lebte von seiner schneller Kameraführung, dem trockenen, dann wieder sehr brachialen und bösen britischen Humor. Ein sehr entlarvender und sehr spaßiger Film. Während Hot Fuzz im letzten Filmdrittel leider extrem nachlies, war ich trotzdem großer Hoffnung, als ich von The World’s End erfuhr. Diese Hoffnungen wurden leider sehr enttäuscht.

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The World’s End beginnt ganz gut, und auch wenn Gary am Anfang schon äußerst nervig ist, möchte man ihn irgendwie nicht enttäuschen und kann seine alten Freunde verstehen, dass sie diese Kneipentour auf ein Neues probieren. Es gibt typische Anleihen und Momente von Wrights Humor und Stilelementen, die eben so typisch für die Cornetto-Trilogie sind. Allerdings wird am Anfang schon bald deutlich und es kommt das Gefühl auf, dass dieser Film nicht an die beiden Vorgänger heranreichen wird. Leider entpuppte sich dieses Gefühl schon viel zu schnell als Tatsache und als die Kneipentour dann beginnt und man auf den großen humoristischen Paukenschlag wartet, macht sich gähnende Langweile breit. Selbst als dann das Geheimnis gelüftet ist und die Action überhandnimmt, bleibt The World’s End komplett hinter meinen Erwartungen zurückt und beginnt bald wirklich zu nerven. Ausschlaggebend hierfür ist unter anderem Gary, der sich immer mehr als wirklich unsympathischer Zeitgenosse entpuppt. Selbst Nick Frost, der in Shaun of the Dead und auch in Hot Fuzz herausragend ist, bleibt in The World’s End hinter seinen Möglichkeiten zurück. Zwar ist das Spießige und „Gutbürgerliche“ an ihm irgendwie sympathisch (an den anderen auch), aber der Funke will dennoch nicht überspringen. Weder die wenigen Gags noch die übertriebene Action können überzeugen – und das gilt für den gesamten Film.

The World’s End verkommt immer mehr zu einer abgedrehten Kneipenschlägereitour mit Aliens als Begleiterscheinung. Das muss keineswegs schlecht sein. Ich mag solche Filme für gewöhnlich und bei Aliens und Endzeit setzt meine (eh nicht vorhandene) Objektivität noch mehr aus. Schließlich soll The World’s End ja auch eine Hommage an die Invasionsfilme der 50er Jahre sein. Toll! Doch das gelingt in keinster Weise, denn die Filme aus den 50er-Jahren sind Wrights Film in allen Belangen (ouch) überlegen. Wenn man zynisch wäre, könnte man den Filmen der 50er-Jahre daher mehr Komik und Spannung attestieren. Die Szenen wiederholen sich, und selbst als dann bald das Ende eingeläutet wird, kann der Spannungsbogen (gab es einen?), der eher an ein Lineal erinnert, keine Akzente mehr setzen.

Trailer zu The Worlds’s End

Fazit zu The World’s End

War Shaun of the Dead ein Ausrutscher? Liebe ich diesen Film nur, weil es um Zombies geht? Ich glaube nein. Shaun of the Dead war witzig, bissig und vereint vieles, was eigentlich für die Cornetto-Trilogie steht. Wright gelingt es leider nicht die Geister – oder sagen wir Zombies – von Shaun of the Dead zu wecken. The World’s End wirkt komplett lustlos inszeniert und würde der Film keine Kneipentour beinhalten,  könnte man meinen, der Film sei ein schrecklicher Samstagabend, den man mit wenig interessanter Gesellschaft und lauwarmen Bier verbringen muss. Gags sind Mangelware und selbst diese sind – selbstverständlich bis auf Ausnahmen – nicht komisch. Die Action und die erste „Schlägerei“ ist in Ordnung, aber es kommt keine Steigerung mehr, die Szenen wiederholen sich und Langeweile macht sich breit. Selbst das Ende lässt mich leider kalt. The World’s End ist somit bis auf wenige Momente eine große Enttäuschung.

Klar, es ist kein Totalausfall und immer noch ein Film, den man sich mal anschauen kann. Aber das war es dann auch. The World’s End verschwindet in der Belangloskeit und ich kann dem Film daher leider nur sehr gut Gemeinte 2,5 von 5 geben.

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