Hamatora – The Animation (Anime): Kritik zur Blu-ray, Volume 1 (Episoden 1 – 3)

Martin 5. Mai 2015 1
Hamatora – The Animation (Anime): Kritik zur Blu-ray, Volume 1 (Episoden 1 – 3)

Hamatora ist der Name des Animes, der sich um ein Detektiv-Duo bestehend aus zwei Personen sowie einer Auftragsvermittlerin und einem (vermutlich noch) sehr mysteriösen Mädchen dreht. Die beiden Protagonisten sind charakterlich sehr unterschiedlich: Der nette, offene, freiheitsliebende Nice (in diesem Zusammenhang doch sehr passend benannt) und der stoische, kühl wirkende Murasaki. Es eint sie allerdings die Gemeinsamkeit, dass sie sogenannte Minimum-Holder sind. Ein Minimum ist eine genetische Veranlagung, die ihre Besitzer zur Anwendung außerordentlicher Leistungen befähigt, sobald sie eine bestimmte Schlüsselhandlung vollziehen.

Erfrischend ist, dass sich Hamatora, wie sich bereits in den ersten drei Folgen andeutet, nicht immer unbedingt darum drehen wird, Konflikte bzw. kriminalistische Aufträge mit diesen Spezialfähigkeiten zu lösen. Dieser Ansatz wäre typisch für Shōnen („Junge, Jugendlicher“, also eher action-orientiert), wie z. B. in One Piece, Katekyo Hitman Reborn!, Bleach etc. zu verfolgen ist. Der Strang, der alle Episoden zusammenzuhalten scheint, ordnet sich um einen großen, gesellschaftsübergreifenden Konflikt, der sich auf diese Fähigkeiten bezieht, an. Hamatora erhält somit ein Quäntchen dystopisches Flair, das am ehesten mit der Story rund um die X-Men und ihrem Verhältnis zu Nicht-Mutanten, den „übrigen“ Menschen, vergleichbar ist. In dem Anime sind es die genetischen „Über-Menschen“, die Vorteile genießen und die Eifersucht der Nicht-Prädestinierten auf sich ziehen. Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit, die sich aus diesen Relationen ergeben, sind zwei der zentralen Erzählinhalte von Hamatora.

An der Erzählstruktur ist auffällig, wie sich viele verschiedene kleinere Stränge bzw. Detekteiarbeit miteinander langsam zu/mit einer großen Story, die durch Serienmorde an Minimum-Holdern und der damit verbundenen Herstellung künstlicher Holder eingeleitet wird, verdichten. Damit wird der Zuschauer stets überrascht. Der Anime wird so zu einem äußerst kurzweiligen, dynamischen Vergnügen, das sich stets zwischen villain of the day und der größeren Hauptstory hin und her bewegt. Die Comedy-Anteile wurden passenderweise auf ein geringes Maß reduziert, was in Anbetracht äußerst grafischer Darstellungen – aufgeschnittene Schädeldecke, Quasi-Nacktheit – sowie dem etwas ernsterem Unterton der richtige Weg zu sein scheint, um die inhaltliche Integrität nicht allzu sehr zu stören.

Die Gestaltung des Animes sowie die Verortung der Charaktere bedient sich wahrscheinlich eher unfreiwillig einiger bekannter anderer animierter Werke, was sich mittlerweile kaum vermeiden lässt. So hat Hamatora ihr „Büro“ in einem Restaurant, was mich an die Kneipen- und Clanfeste von Fairy Tail (oder auch Tokyo Ghoul) erinnert, zumal Hamatora es in dieser Lokalität auch mit allerlei anderen durchgeknallten Neben-Charakteren zu tun bekommt. Das Charakterdesign orientiert sich bspw. in der Farbgestaltung durch die besondere Farbe des Haarschopfes von verschiedenen Hauptcharakteren an Kuroko no baske. Stilistisch ist die intensive Kolorierung das prägendste Merkmal von Hamatora. Sie spielt nicht nur in ihrer statischen Anwendung auf Figuren und Umgebungen eine Rolle, sondern wird dynamisch eingesetzt, um etwa Dramatik zu erzeugen (Monolog des großen Widersachers in Episode 3) oder die Anwendung des Minimums optisch zu unterstützen und in Szene zu setzen. In letzteren Momenten glänzen Animationen dann mit flüssigen, farbenprächtig pulsierenden Bewegungabläufen, die die Macht der Minimum-Holder sehr gut transportieren. Weiterhin ist bemerkenswert, wie sehr kurze, sekundenbruchteil-lange Einblendungen von Sätzen/Fragen die Suggestionen, Gefühlswelten und Gedanken der Charaktere während wichtiger Offenbarungen und Gespräche dem Betrachter frei legen. Damit wird zumeist parallel signalisiert, dass die Story eine gewichtige Bedeutungsdimension hinzugewonnen hat, die ihre Tiefe erweitern wird.

Nach diesen vielen positiven Punkten sind bisher nur wenige Kritikpunkte anzusprechen. Aufgrund der Vielzahl an Charakteren bin ich optimistisch, dass wichtigen von ihnen noch etwas mehr Tiefgang verliehen wird, was sich in den ersten drei Episoden aber bereits andeutet und verständlichweiser ein Prozess ist, der eines längeren Zeitraums bedarf. Zudem scheinen die Mitglieder von Hamatora, Nice und Murasaki, ihren Widersachern bisher extrem überlegen. Beide sind unter den absolut Besten der Absolventen aus derjenigen Einrichtung, in der sie ausgebildet wurden, der Facultas Akademie. Außerdem sind mir besonders ihre Minimums sowie die einige ihrer Gegenspieler, obwohl sie in ihrer Art als äußerst unterschiedlich beschrieben werden, in der Wirkung zu ähnlich. Hier wünsche ich mir im weiteren Verlauf mehr Kreativität und Unterscheidungspotenzial zwischen Superkräften.

Das sind jedoch nur kleine Wermutstropfen am Beginn einer Erzählung, die mit ihren ersten drei Folgen Lust auf mehr macht und eine gelungene Einführung für einen wahrlich bunten Genre-Mix aus Krimi, Action, Dystopie und einer Prise Comedy bietet.

Hamatora – The Animation, Volume 1 ist als Spezial-Edition (Blu-ray oder DVD + Manga + Sammelschuber + weiteren netten Extras), Einzel-Blu-ray oder DVD-Version seit dem 02. April im Handel erhältlich. Volume 2 wird ab dem 29. Mai käuflich zu erwerben sein. Die erste Staffel umfasst 12 Episoden; eine zweite Staffel wurde bereits produziert.

Beitragsbild & Trailer: (c) NAZ