Kritik zu „Solo: A Star Wars Story“ – Han Solo: Origin

Christoph 18. Mai 2018 0
Kritik zu „Solo: A Star Wars Story“ – Han Solo: Origin

Die Handlung spielt ca. zehn Jahre vor der uns bekannten Geschichte aus Episode IV. Han (Alden Ehrenreich) lebt mit seiner Jugendliebe Qi´ra (Emilia Clarke) unter strenger Überwachung von Lady Proxima, Oberhaupt eines jungen Diebes-Clans. Er schafft es aber, an den wertvollsten Stoff im Universum zu kommen: Das Hyperfuel, mit dem Hyperraumsprünge möglich sind. Ein kleines Reagenzglas mit dem blau schimmernden Material soll dem jungen Liebespaar ein Ticket in die Unabhängigkeit verschaffen und Han den Traum, der beste Weltraum-Pilot aller Zeiten zu werden, erfüllen. Dies klappt leider nur bedingt. Beide werden bei ihrer Flucht getrennt und Han geht, über Umwege beim Imperium, bei einer Truppe von Söldnern in die Lehre, die vom charismatischen Tobias Beckett (Woody Harrelson) angeführt wird. Viel mehr möchte ich von der Handlung nicht verraten und schon gar nicht, wie laut Kinoposter „Der Beginn der größten Freundschaft der Galaxis!“ seinen Lauf nimmt.

Das Star Wars-Flair erschließt sich bei „Solo: A Star Wars Story“ gleich von der ersten Sekunde an, wenn Han auf der Flucht mit einem schwebenden Gefährt über die Straßen fegt. Die weiten Blicke auf fremde Planeten und Szenarien werden stets ausgekostet, aber immer in sehr düsteren und unauffälligen Farben gehalten. Die Grundstimmung lässt sich ein bisschen mit der des anderen Spin-offs, der Reihe „Rogue One“, vergleichen. Es gibt Szenen aus einem dreckigen Infanterie-Krieg und auch manch sympathisch eingeführter Figur geht es im Verlauf der Geschichte an den Kragen. Hier ist nichts mehr von einem wohligen Space-Opera-Märchen zu spüren, wenn dann nur von einem dreckigen Sci-Fi-Western. Und dies ist auch gut so, denn es soll gezeigt werden, aus welchem Material der Han Solo geschmolzen wurde, den wir 1977 kennengelernt haben. Ein Schmuggler mit breitem Grinsen, der nur an sich selbst denkt und seinen haarigen, treu ergebenen Wookiee. Diese Erklärung entmystifiziert leider auch die Figur, die wir kennen und wird zum Ende hin auf eine hohe Spitze von Vertrauensbrüchen getrieben. Ob das ein Star Wars-Fan so haben möchte, muss jeder für sich selbst entscheiden.

Die Action ist spannend inszeniert und die Szenen ergötzen sich nicht an wilden Schnitten. Lange Kamerafahrten saugen viel Solo-Welt auf und alles im Film ist angenehm greifbar und physikalisch dargestellt. Vor allem eine Action-Sequenz, ein Zug-Raub auf Star Wars-Art, gehört zu dem Spannendsten, was dieses Kinojahr bis jetzt zu bieten hatte. Das ist in Zeiten der Superlativ-Fähigkeiten à la Avengers eine willkommene Abwechslung. Die Skepsis gegenüber Alden Ehrenreich als Han Solo ist unbegründet und jeder, der „Hail, Caesar“ mit ihm in einer Nebenrolle als Schauspiel-Cowboy gesehen hat, kannte sein Talent bereits. Donald Glover als Lando Calrissian ist eine gute Wahl und hat jede Menge Sinn für Selbstironie mit im Gepäck. Seine Beziehung zu L3-37 (Phoebe Waller-Bridge) war für meinen Geschmack zu schwer nachzuvollziehen und ist weit über die Alles-ist-Möglich-Grenze hinausgeschossen. Problematischer wird es beim Bösewicht Dryden Vos, von Paul Bettany gespielt. Das liegt nicht an dem begabten britischen Schauspieler, sondern daran, dass ihm Grausamkeit nachgesagt wird, die kaum zu sehen ist. Da helfen ein paar Narben im Gesicht auch nicht weiter. Woody Harrelson („True Detective“) als Mentor Beckett hat wie immer die Leinwand fest im Griff und erweist sich als gute Castingwahl. Wäre da noch die junge Drachenkönig Emilia Clarke („Game of Thrones“) als Qi´ra. An Charisma und stilvoller Schönheit fehlt es ihr nicht, aber als starke Kämpferin fehlt es ihr an physischer Präsenz und ihre Entwicklung in diesem Film bringt sie leider an ihre schauspielerischen Grenzen. Einen wollen wir nicht vergessen: Chewbacca, der seit dem schlechten Gesundheitszustand des Original-Chewee Peter Mayhew, von Joonas Suotamo verkörpert wird. Er ist für mich das zottelige Wesen, welches die frische Crew zusammenhält, jedoch wird bei seiner Figur zu viel grausame Gewalt gezeigt, so dass dieser Wookiee, mit dem sich jeder sicher fühlen sollte, ein paar unschöne Kletten in seinem Fell bekommt.

Der Film ist definitiv ein Star Wars-Film, räumt viel Platz für Außerirdische ein, weiß mit Science-Fiction zu glänzen und hat hier und da auch ein paar kleine gesellschaftskritische Statements. Außerdem sind die Zutaten aus der Welt des Schmugglers mit seinem haarigen Bodyguard, einem mit Schulden zu begleichenden Warlord, sabbernden Weltraum-Monstern, improvisierten Plänen und einem Millennium-Falken wie frisch aus dem Hangar gut in diese 135 Filmminuten eingeflochten. Ungeachtet des Regiewechsels vom Duo Phil Lord & Christopher Miller zur Hollywood-Instanz Ron Howard, kippt der Film zum Ende hin in etwas, was mich daran zweifeln lässt, einen sehr guten Film gesehen zu haben. Denn in den letzten 20 Minuten erlebt „Solo: A Star Wars Story“ nochmal eine krampfhafte Eingliederung in das Star Wars Cinematic Universe mit Option auf Weiterführung. Das hinterlässt einen herben Nachgeschmack, nicht alles gesehen zu haben. „Rogue One“ hatte hier einen deutlicheren Schlusspunkt gesetzt, den vielleicht nicht jeder mochte, aber der den Film zu einer runden Sache werden ließ. Die Geschichte von Han Solo interessiert hauptsächlich nur Fans der Star Wars-Welt und ich kann mir nicht vorstellen, dass jeder mit diesem Ende zufrieden sein wird.

Es ist ein Star Wars-Film mit allen bekannten Zutaten, der auch weiß neue Wege zu gehen. „Solo: A Star Wars Story“ hat eine Besetzung, die trotz kleinerer Makel überzeugt. Das Unterhaltungslevel ist ordentlich, aber der letzte Akt hat mir schon etwas Bauchschmerzen versursacht, denn Han Solo ist sein eigener Boss und lässt sich ungern in Geschichtsverläufe verstricken.

Kinostart ist der 24.05.2018

Der aktuelle Trailer zu „Solo: A Star Wars Story“

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