Fünf Nominierungen hat der neueste Turtles-Film von Regisseur Jonathan Liebesman erhalten. Das verdient allerhand Respekt. Allerdings nicht bei den begehrten Academy Awards, sondern bei der Verleihung der Goldenen Himbeere für die schlechtesten filmischen Leistungen des Jahres. Auch das muss man erstmal schaffen. Auch wenn „Teenage Mutant Ninja Turtles“ all diese fragwürdige Ehre für viele wohl zu Recht erhalten hat, ist er dennoch ein zuweilen unterhaltsamer Film. Vorausgesetzt man nimmt ihn zu keiner Sekunde ernst und denkt nicht allzu viel über ihn nach.
Die Story könnte banaler kaum sein: Böse Schergen – hier der „Foot Clan“ unter Obermotz Shredder – treiben in New York City ihr Unwesen. Unterjochung der Bevölkerung und grenzenlose Macht sind die losen Motive. Gott sei’s gedankt, dass in der Kanalisation der Stadt vier mutierte Schildkröten unter der Lehre einer lebensgroßen Ratte den Kampf gegen den Terror aufgenommen haben. So weit, so bekannt. Und dann wäre da natürlich noch die aufstrebende Journalistin April O’Neil (Megan Fox), die eines Nachts eine Auseinandersetzung der Turtles und dem Foot Clan miterlebt und fortan mit ihrem Kameramann Vernon Fenwick (Will Arnett) im Kampf Gut gegen Böse an der Seite der grünen Ninja-Mutanten steht. Gemeinsam decken sie Stück für Stück die geheimen Machenschaften auf und erkennen, dass das Netz der Kriminalität größer ist als anfangs erwartet.
Der halbwegs bewanderte Leser hat es bereits gemerkt: Die Grundgeschichte, die „Teenage Mutant Ninja Turtles“ erzählt, hat man schon hundertmal so oder so ähnlich gesehen. Das Script ist weder spannend noch sonderlich überraschend. Wer hier Shakespeare erwartet, dem ist aber ohnehin nicht mehr zu helfen. Immerhin ist dieser Film von Michael Bay produziert. Und das merkt man zu jeder Sekunde. Wer „Transformers“ kennt, kennt auch diesen Film – er ist dasselbe in Grün: Blöde Witzeleien, Zeitlupen-Action, CGI-Overkill und kaum Sinn für eine ansprechende Dramaturgie. Fans und Nostalgiker werden sich zudem an der leidenschaftslosen Umsetzung stören. Die grünen Helden sehen seltsam aus, sind mitunter nervig und dabei extrem schablonenartig charakterisiert. Der äußerst blass bleibende Gegenspieler Shredder sieht aus wie ein Mini-Transformer und auch die Reminiszenzen an das Ursprungsmaterial wirken oftmals eher gewollt als gekonnt. Eigentlich Top-Voraussetzungen für einen filmischen Totalausfall.
Doch irgendwo zwischen diesen ganzen Ungereimtheiten, den logischen Schlaglöchern und der grottigen Leistung von Megan Fox finden sich ansprechend choreographierte und kurzweilig inszenierte Actionsequenzen, hin und wieder aufgelockert durch alberne Sprüche, die manchmal gar nicht so unwitzig sind. Manchmal aber dann doch. Egal. „Teenage Mutant Ninja Turtles“ ist schlichtweg ein kurzweiliger Blockbuster. Er ist hochgradig beliebig, aber er macht Spaß. Im Gegensatz zu Bays absurd ausufernden Roboterfilmchen hat Liebesman sein Werk auf angenehme 100 Minuten reduziert. Charakterentwicklung und Geschichte adé, hier wird von Krawall zu Krawall gehüpft, ohne die einzelnen Szenen befremdlich lange auszudehnen. Filmisches Fast-Food par excellence: Kampf in Kanalisation, Kampf in Labor, rasante Verfolgungsjagd auf Schneepiste, Kampf auf Hochhaus. Krach, Bumm, Peng. Abenteuerlich und abwechslungsreich geht es hier zu, das Kind im Zuschauer kann hier durchaus Gefallen finden. Solange es diesen Film nicht mit der Serie aus seiner Kindheit vergleicht.
Sicherlich ist „Teenage Mutant Ninja Turtles“ im Endeffekt ein unnötiger Film, der rein gar nichts zu sagen hat. Wer „Transformers“ oder die „G.I. Joe“-Filme gesehen hat, wird hier von ständigen Déjà-vus heimgesucht werden. Allerdings ist Liebesmans Krötenquatsch auch nicht schlechter als diese augenscheinlichen Vorbilder. Er ist ein actiontechnisch gutgemachter, hirnrissiger Blockbuster, über dessen Absurdität und Austauschbarkeit man sich köstlich amüsieren kann. Zuweilen ist er dermaßen over-the-top, dass man kopfschüttelnd und lachend gleichzeitig vor der Mattscheibe sitzt. Das ist ja auch schon fast eine Kunst.