Eigentlich bietet die Geschichte alles, was für einen guten Endzeitfilm notwendig ist: Menschen verschwinden plötzlich, Chaos bricht aus und die letzten Tage der Menschheit kündigen sich an. Was ist geschehen? Welche Auswirkungen hat das? Ist es das biblische Ende? Man könnte die Ängste der Menschen thematisieren, die gesellschaftlichen Auswirkungen und die Erde in einen Sumpf aus Endzeitfantasien versinken lassen. Doch „Left Behind“ versagt als Endzeitthriller komplett und Nicolas Cage beweist einmal mehr, dass er zum Abbau seiner Schulden jeden Filmauftrag anzunehmen scheint und damit allmählich seine einstmals stolze Filmographie an die Wand fährt.
Was passiert in Left Behind? Pilot Rayford (Nicolas Cage) befindet sich samt seiner Affäre gerade auf einem Linienflug, als plötzlich Menschen verschwinden. Überall passiert dies und so kriegt auch seine Tocher Hatti das Verschwinden mit und sieht nur noch Kleidung, wo einen Augenblick vorher noch Menschen waren. Panik macht sich breit und wo der Anfang eines mysteriösen Thrillers sein könnte, fängt die Tortur erst richtig an. Während die seichten, langweiligen und bedeutungslosen Gespräche vor dem Ereignis noch halbwegs erträglich sind, verkehrt sich Left Behind immer mehr zu einem christlichen Propagandafilm, wie er nur aus dem evangelikalen Amerika kommen kann. Die Ursache des Verschwindens wird dem Zuschauer dann auch schnell mit der „Brechstange“ serviert: Die Entrückung hat stattgefunden und alle gläubigen Christen und Kleinkinder (?) wurden „abgeholt“, um sie vor dem zu bewahren, was noch kommt. Puh! Hilfe! Bloss schnell eine Bibel besorgen und fromm werden, damit man am Tag des jüngsten Gerichts die Show von oben betrachten kann.
Übrig geblieben sind also alle unfrommen und nicht perfekten Menschen. So ist es kaum verwunderlich, dass im Flugzeug neben den „typischen“ hysterischen Menschen, einem kleinen Halbwüchsigen und Drogenabhängigen, auch ein Moslem (ist jemand überrascht?) nach der Ursache des Verschwindens suchen. Pilot Ray sieht sich währenddessen mit der Landung des Flugzeugs konfrontiert und hätte wohl lieber die Bibel studieren sollen, wie es sein verschwundener Co-Pilot laut Terminkalender (BIBLE STUDY!) tat. Dann müsste er sich jedenfalls nicht mit solch dämlichen und schlechten Figuren im Flugzeug herumplagen und würde im Himmel ganz gechillt einen Cocktail schlürfen können.
Left Behind ist unerträglich. Gerade als Atheist ist der Film eine Ohrfeige und bestätigt einmal mehr, dass derart offensichtliche religiöse Agitation in Filmen nichts zu suchen hat. Die Familie um Pilot Ray kann als symbolisches Bild der amerikanischen Gesellschaft verstanden werden. Während die einen untreu und unfromm sind (Ray), grübeln die anderen über ihr Verhältnis zu Gott und wieder andere, wie die Frau von Ray, sind von Gottesfürchtigkeit durchdrungen. Sie ist natürlich auch verschwunden und springt nackig im Himmel umher. Der angebliche Werteverfall innerhalb der USA wird somit thematisiert und für fundamentale Christen ganz seicht auf die Leinwand gebracht. Die Konsequenz? Endlich zu Gott finden? (dem wahren Gott natürlich)
Vielleicht wäre die christliche Brechstangen-Rhetorik mit besseren Spezialeffekten, glaubwürdigen Kulissen und einer spannenden Geschichte ansatzweise ertragbar gewesen. Left Behind versagt allerdings auch in diesen Punkten und ist dabei so peinlich und gleichzeitig ernst inszeniert, dass sogar Trashfilm-Fans eher Mitleid empfinden, als sich bei Bier und Chips an diesem schlechten Film zu erfreuen.
Left Behind ist belanglose und hanebüchende Unterhaltung, deren fundamental-christliche Agitation nur noch von der schlechten Story, der gänzlich fehlenden Spannung und der lächerlich inszenierten Action getoppt wird. Man kann nur hoffen, dass uns weitere Filme erspart bleiben. Schaut man sich allerdings ein paar amerikanische Reviews an („about you and god„), könnten die noch zwei geplanten Sequels tatsächlich noch inszeniert werden – Jesus Christus sei Dank! Left Behind ist seit dem 1. Dezember im Handel erhältlich.
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