Life Kritik: Espinosas Hommage an Alien

Jonas Gröne 2. April 2017 2
Life Kritik: Espinosas Hommage an Alien

Welchem Film sich Daniel Espinosas Life anschmiegen möchte ist eingängig: Dem großen Alien-Epos von Ridley Scott steht der hingegen hochkarätig besetzte Surrival-Thriller Life jedoch in einigem nach. Die Handlung ist schnell rekapituliert: Eine Gruppe von Wissenschaftlern befindet sich auf einer Mission im All. Die Crew ist ethnisch  gut durchgemischt. Vom obligatorischem Amerika, zur Raumfahrtsgroßmacht Russland bis Japan – Ein Gegenzug zur White-Washing-Debatte.

Der Film beginnt mit einer Rundumperspektive. In schweifenden Einstellungen lernt der Zuschauer das ganze Figurenensemble bei der Bewältigung einer heiklen Aufgabe kennen. Ein gefährliches Szenario muss verhindert werden. Im Gravity-Stil, vieles im Film ähnelt auch diesem Werk, muss die Crew Schlimmeres abwenden. Durchatmen – Das gelingt.

Die noch zu Beginn sehr nüchterne Figureneinführung, musikalische Untermalung verschafft hier emotional Abhilfe, ändert sich im Film nicht mehr wirklich. Die musikalische Vertonung nimmt eine ersetzende Rolle ein bei der charakteristischen Erfüllung der Figuren. Anders gesagt: Die Musik malt die sonst arg vom leeren Charakter gebeutelten Figuren aus.

Alsbald später kommt dann der narrative Aufhänger des Geschehens. Vom Mars kehrt per geschickter Probe ein außerirdisches Lebewesen an Bord, das nun untersucht werden muss. Angesichts dessen, dass Ridley Scotts Opus magnum nicht zum Gradmesser, sondern zu einer Art Kopiervorlage wurde, sollte die Entwicklung der Handlung weitgehend bekannt sein. Das zunächst wie eine Fischflosse gesichtslos wirkende fremde Wesen vegetiert zu einem durchaus gerissenen Monster, vor dem die Crew um ihr Leben kämpft.

Life hat auch genau hier seine Stärken. Der Titel weist auf das außerirdische Leben hin. Das neu entdeckte Leben, das nun die ganze Mission bedroht und zur waschechten Gefahr wird. Visuell macht die Verfolgungsjagd auf engstem Raum viel her. Das mit CGI konstruierte außerirdische Quallenwesen wirkt in seiner unberechenbaren Atmosphäre genauso bedrohlich, wie der nur weniger Zentimeter weiter entfernte ewige Tod des Weltalls. Der Grad zwischen sicherem Leben in der Raumstation und der unendlichen Weite wird in Life szenisch auch hervorragend gezeigt. Jede Entscheidung kann lebensbedrohlich sein. So auch, wenn man wild um sich mit einem Blaster schießt in aller Gleichgültigkeit, die der gesunde Menschenverstand nicht besitzen kann. Mit der Logik verscherzt es sich Life dann wohl doch.

Ähnlich leidet aber auch die Figurenökonomie in Life. Was das Surrival im Guten auszeichnet, die Spannung der Situationen, lassen die Figuren im Film entschieden vermissen. Spannende Figuren hat Life bei Weitem nicht. Klischeebehaftete Stigmas werden angehängt, kleinere Familiengeschichten, die eine Pseudo-Vergangenheit illustrieren sollen und interfreundschaftliche Beziehungen in der Crew, die sich fast zu keiner Zeit abzeichnen. Die magere, figürliche Ausgestaltung sollte wohl filmisch gelöst werden: Einfach kräftig mit Musik überspülen. Das wirkt dann emotionaler – Fällt aber auch auf. Im Ganzen bleiben Hochkaräter wie Jake Gyllenhall und Ryan Reynolds zu gut für den Film. Es gab einfach nicht mehr zu spielen. Gewünscht hätte man es ihnen.

Überraschend und dem Film noch etwas abgewinnend ist dann das Ende. Irgendwie, denkt man, war der Film ansehnlich. Doch nächste Mal bitte ein paar Charakter reinpacken.

Life läuft seit dem 23. März in den deutschen Kinos.

OT: Life

Regie: Daniel Espinosa

Länge: 104 Minuten

Trailer Englisch:

Beitragsbild: © SONY PICTURES

 

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